Meuterei auf der 'Bounty'!
Um die Meuterei auf der "Bounty" im Jahre 1789 rankt sich ein Mythos. Und wie so oft findet man dahinter
viele wahre und meist noch mehr unwahre Geschichten und Legenden.
In der Vergangenheit wurde dem Kapitän Bligh ein unmenschliches, hartes Handeln an Bord der
"Bounty" unterstellt, das zur Meuterei führte. Nach heutigen Erkenntnissen trifft dies nicht zu!
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Der englische Wissenschaftler Joseph Banks (linke Marke) begleitete James Cook als Botaniker auf dessen
erster Fahrt mit der "Endeavour" in den Pazifik. Er wurde Präsident der Royal Society,
der königlichen Gesellschaft zur Förderung der wissenschaftlichen Forschung.
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Wegen des amerikanischen Unabhängigkeitskrieges fielen die Getreidelieferungen von den nordamerikanischen
Kolonien Englands in die Karibik aus. Dort gab es folglich mehrere Hungersnöte, denen ca. 15.000
Menschen zum Opfer fielen. Die Besitzer großer Zuckerrohrplantagen auf Jamaika verlangten nach
preiswerten Grundnahrungsmitteln für ihre Sklaven.
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Joseph Banks empfahl die vitaminreiche Brotfrucht, die er auf seiner Reise mit Cook auf den pazifischen
Inseln kennengelernt hatte. Einmal gepflanzt, würden die Brotfruchtbäume fast ohne Pflege auskommen und könnten
ein ganzes Jahr beerntet werden.
Die Plantagenbesitzer erwirkten die Finanzierung des Projekts durch die Krone.
So wurde die britische Admiralität beauftragt, einen Transport von Brotfruchtpflanzen
von Tahiti zur Karibik durchzuführen.
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Für diese nichtmilitärische Fahrt wurde der Kohletransporter "Bethia" erworben. Es wurde ein Frachtschiff
ausgewählt, weil es vor allem um die Ladefähigkeit ging. Das
Schiff wurde zum "segelnden Treibhaus" umgebaut und auf den Namen "Bounty" (Wohltat, Spende, gnädige
Gabe) umbenannt.
Das Schiff wird in der Literatur mal mit HMS "Bounty" (His Majesty Ship) und auch mit
HMAV "Bounty" (His Majesty Armed Vessel) geführt. Als Bewaffnung waren vier 6-Pfünder und zehn
Halbpfünder an Bord.
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Einige Daten:
- Länge über Alles 39 m
- Breite 7,3 m
- Tiefgang 3,5 m
- 215 tons
- gebaut 1784 in Hull
- Umbau 1787 in Chatham,
der Rumpf bekam einen Kupferbeschlag gegen agressive Seetiere
- Vollschiff mit drei Masten
- Besatzung 46 Mann (recht eng)
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William Bligh (1754 - 1817) begann seine seemännische Karriere im Alter von 7 Jahren als
Kapitänsdiener auf der HMS "Monmouth". Mit 15 Jahren diente er als Seemann auf der HMS "Hunter".
1776-79 nahm er als Navigator auf Cook's dritter Reise in den Pazifik teil.
1781 wurde er zum Leutnant befördert und wurde zwei Jahre im Krieg gegen Frankreich eingesetzt.
Danach fuhr er vier Jahre auf Handelsschiffen. Dabei lernte er Fletcher Christian kennen, den späteren
2. Offizier der "Bounty" und Anführer der Meuterer, mit dem ihn anfangs eine enge Freundschaft verband.
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Auf Betreiben seines Förderers Sir Joseph Banks, kehrte Bligh 1787 in den
Dienst der Admiralität zurück und erhielt das Kommando über die HMS "Bounty".
Dabei wurde Bligh nicht zum Kapitän befördert, er war nur ein Leutnant. Das lag auch daran, dass die
Admiralität die "Bounty" nur als "Cutter" eingestuft hatte.
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Auf der linken Marke wird die "Bounty" für die lange Reise (ca. 2 Jahre) in Deptford ausgerüstet.
Danach verholte sie zum Flottenankerplatz Spithead und wartete auf die Segelorder.
Am 28. November 1787 verliess die "Bounty" Spithead und kämpfte 24 Tage gegen starke Stürme
im Ärmelkanal ohne richtig vorwärts zu kommen. Dies wird auf der linken Marke unten dargestellt.
Der zweite Anlauf begann am 23. Dezember 1787.
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Bligh hatte die Order, die kürzeste Route nach Tahiti über Kap Hoorn zu nehmen.
Auf der Insel Teneriffa wurde frischer Proviant an Bord genommen und Wasser gebunkert.
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Vom 23. März an kämpfte die "Bounty" einen ganzen Monat gegen die schweren Stürme
am Kap Hoorn. Dies wird auf der rechten Marke dargestellt. Am 22. April 1788 gab Bligh auf und
drehte nach Kapstadt ab. Am 24. Mai erreichten sie die False Bay und dort wurde die "Bounty"
generalüberholt.
Ende Juni 1788 verliessen sie Kapstadt.
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Am 20. August erreichte die "Bounty" die Adventure Bay bei der Insel Bruny / Tasmanien.
Nach zwei Wochen
segelten sie weiter und entdeckten am 19. September eine Inselgruppe südöstlich von Neuseeland,
die den Namen Bounty Inseln bekam.
Auf der Marke wird die "Bounty" vor Tasmanien dargestellt.
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Bilder aus der Verfilmung von 1935 mit Charles Laughton als William Bligh
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Aus der Verfilmung von 1935 mit Clark Gable als Fletcher Christian
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Unterwegs legte Bligh grossen Wert auf Sauberkeit; das Schiff wurde mit Weinessig desinfiziert,
die Mannschaft wurde auf saubere Kleidung (inclusive Fingernägel) überprüft.
Die Kost aus Sauerkraut und Malzextrakt wurde gegen den Skorbut, wo möglich, mit frischem Obst
ergänzt. Sonntags hielt Bligh einen Gottesdienst und an den Abenden "mussten" die Matrosen tanzen
(gut für die Gesundheit).
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Der spätere Anführer der Meuterei, Fletcher Christian (Marke rechts),
wurde von Bligh vom Maaten zum 2. Leutnant befördert.
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An Deck der "Bounty"
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Dennoch ordnete Bligh auf der Hinfahrt bei Disziplinlosigkeit und Plichtversäumnis zweimal
die Prügelstrafe mit der Neunschwänzigen Katze an. Über einen Zeitraum von 10 Monaten ist dies
eher ein Zeichen für gute Schiffsführung als brutale Härte.
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Seeleute konnten bei der Royal Navy zum Dienst gezwungen werden.
Es wurden aber nicht nur Seeleute zum Dienst gepresst.
Kräftige Männer wurden einfach mitgenommen. Das passierte auf offener Strasse (siehe Marke)
und auch in Kneipen.
Seeleute, die von einlaufenden Handelsschiffen abmusterten, mussten aufpassen, um nicht
aufgegriffen zu werden. Wieviel "gepresste" Seeleute an Bord der Bounty waren ist nicht bekant.
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"Pressgang"
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Die Bounty erreichte Tahiti am 25. Oktober 1788 und ging in der Matavai-Bucht vor Anker (linke Marke).
Das Schiff verbrachte fünf Monate dort, da der Brotfruchtbaum erst Ende Dezember neue Schößlinge
trieb, die man verwenden konnte.
Die Mannschaft genoss das Leben mit den freundlichen Menschen, es gab zahlreiche Kontakte zu Tahitianerinnen,
die sehr schön und sexuell recht freizügig waren (mittlere und rechte Marke).
Ein Problem war, dass die Eingeborenen alle nicht festen Gegenstände klauten, wenn sie
sich unbeobachtet fühlten.
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Während der 5 Monate wurde das Schiff und das Beiboot überholt. Die Segel wurden an Land getrocknet.
1015 Brotfruchtpflanzen wurden eingetopft und an Bord gebracht (Marken oben).
Dort wurden sie in Gestellen sicher gestaut (Marken unten).
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Auf Tahiti passierten eine Reihe von Disziplinlosigkeiten und Befehlsverweigerungen, die sich bis
zur Desertation von drei Männern steigerten. Der Unteroffizier Purcell widersetzte sich zweimal Blighs
Befehlen (das bedeutete Kriegsgericht), der Küchenjunge erschien nicht zum Dienst, der Schiffsarzt erlag seiner
Trunksucht, ein Kadett war auf Wache eingeschlafen, dass Ankertau wurde gekappt (von einem Eingeborenen) und
man hatte einige Segel verrotten lassen.
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Während der letzten Wochen häuften sich
die Ausfälle der Mannschaft gegenüber den Offizieren. Die Diebstähle nahmen zu, auch ein
Kompass und der Chronometer wurden geklaut. Die Deserteure konnte Bligh selbst in ihrem Unterschlupf
überraschen und festnehmen. Um die Kontrolle zu behalten musste Bligh hart durchgreifen,
d.h. es gab Peitschenhiebe.
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Streit zwischen Bligh und Christians
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Am 4. April 1789 verließ die "Bounty" Tahiti mit Kurs auf die Endeavour-Straße, der Meerenge
zwischen Australien und Neuguinea.
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Nach einer Woche erreichten sie eine Insel, die von den Eingeborenen
"Whytootackee" (Aitutaki) genannt wurde (Marke rechts).
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Am 24. April legte Bligh einen Zwischenstopp in Anamuka (Tonga Inseln) ein, um Proviant und Wasser
zu ergänzen. Hier begann der eigentliche Krach zwischen Bligh und Christian. Das Wasserholen unter
Christians Leitung scheiterte, da es zu Auseindersetzungen mit den Eingeborenen kam, die Keulen und Speere
schwangen.
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Die Eingeborenen stahlen und Bligh liess einige Häuptlinge als Geiseln festsetzen, um das
Diebesgut wiederzubekommen. Als das nichts nützte, gab er die Geiseln wieder frei. Das untergrub
seine Autorität.
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Südwestlich von Tofua (Tonga Inseln), kam es am 28. April 1789 zur Meuterei:
Nach heutigen Ermittlungen kann nicht gesagt werden, wann Christian den Druck von Bligh
nicht mehr aushielt. Bligh neigte zu jähzornigen Wutausbrüchen, die aber nur verbaler, nicht
physischer Art waren. Nach einer anderen Darstellung hatte Bligh Christian
beschuldigt, sich am Schiffsvorrat an
Kokosnüssen vergriffen zu haben. Christian, der sich erneut ungerecht behandelt fühlte,
betrank sich anschließend und sprach gegenüber einigen Matrosen davon, mit einem Floß nach
Tahiti zurück zufahren. Diese haben ihn dann vermutlich umgestimmt,
stattdessen Bligh auszusetzen.
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Auf den Marken sehen wir oben links wie
Bligh aus dem Schlaf gerissen und an Deck gezerrt wird. Das geschah so um 5:20 Uhr.
Auf den weiteren Marken sind Fletcher Christian und der an den Händen gefesselte
William Bligh an Deck dargestellt.
Es wurde wild herumgeschrien und "debattiert", was nun wirklich geschehen sollte.
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Bligh sollte mit dem kleinen Beiboot ausgesetzt werden, das war aber in einem so schlechten Zustand,
dass man ihm die Barkasse zugestand. Zur Christians Verwunderung wollten 20 Mann die Meuterei nicht
mitmachen und stiegen ebenfalls in die Barkasse ein (zu sehen auf den Marken).
Das war so gegen acht Uhr. Bligh versuchte Christian umzustimmen. Das Palaver ging bis
gegen zehn Uhr.
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Dann wurde das tief im Wasser liegende, überfüllte Boot losgeworfen.
In der Barkasse waren zwei kleine Fässer Wasser (maximal 125 Liter), etwas Wein, Rum, Brot und
Zwieback (insgesamt rund 75 kg), einige Kokosnüsse und ca. 10 kg Dörrfleisch.
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Als das Boot davon trieb, warfen die Meuterer die Brotfruchtpflanzen über Bord (rechte Marke).
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Mit Bligh waren insgesamt 19 Mann im Boot. Einige, die noch zusteigen wollten, passten nicht mehr in das
überfüllte Boot. Es lag tief im Wasser und hatte nur noch ca. 20 cm Freibord.
Bligh hatte zur Navigation einen Kompass, ein Log, einen Oktanten und seine Taschenuhr.
Er wollte die holländische Faktorei Kupang auf Timor erreichen, das war ein europäischer
Stützpunkt.
Die Lebensmittel reichten für 5 Tage und so mussten sie drastisch rationiert werden.
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Die Barkasse war 7,5m lang und rund 2m breit (Marke links). Am Bug und mittschiffs konnten zwei Segel mit
Luggertakelung gesetzt werden. Auf der mittleren Marke ist die eine Kokosschale zu sehen, mit der
die tägliche Wassermenge eingeteilt wurde. Daneben ein Becher und das Logbuch.
Die rechte Marke zeigt das Boot und die Kurse durch eine Inselgruppe, die den Namen Blighs Islands bekam.
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Unmittelbar nach der Meuterei lief das Boot die Insel Tofua an, um dort Proviant und Wasser zu
bekommen. Es entstand ein Kampf mit den Eingeborenen, weil Bligh und seine Leute nichts Brauchbares
gegen die benötigten Nahrungsmittel einzutauschen hatten.
Sie hatten auch keine Feuerwaffen, um sich die Lebensmittel mit Gewalt zu beschaffen.
Bei dem Kampf wurde der Quartiersmeister Norton von Einheimischen erschlagen.
Bligh entdeckte ca. 40 kleine Inseln, ging aber wegen dieser Erfahrung nur noch einmal an Land.
Auf den obigen Marken ist die Barkasse und auf ihrem Kurs durch die Fidschi-Inseln abgebildet.
Auf der rechten Marke wird die Barkasse von Einheimischen verfolgt. Das war aber bei Tofua und nicht
bei den Fidschi Inseln.
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Auf der linken Marke ist der Kurs der Barkasse gestrichelt dargestellt. Da dies nicht genau zu
erkennen ist, ist rechts daneben ein Ausschnitt mit der blau eingefärbten Route.
Bligh navigierte die überladene "Nussschale" in 48 Tagen über 5.800 km nach Kupang/Timor, wo
er am 14. Juni 1789 ankam.
Stürme, nächtliche Kälte, Regengüsse, Hunger, Durst waren der ständige Begleiter
der Barkasse. In Kupang wankten die 18 Männer an Land, "nichts als Haut und Knochen, die Glieder voller
Geschwüre, die Kleider nichts als Lumpen" (aus Blighs Logbuch).
Dass Bligh es überhaupt geschafft hatte war eine seemännische Meisterleistung!
Am 20. August 1789 verliess Bligh Kupang und erreichte über Batavia am
14. März 1790 Portsmouth. Insgesamt erreichten 13 Mann England, fünf verstarben in Kupang bzw. auf
der Heimreise.
In einem Verfahren vor der Admiralität wurde Kapitän Bligh von jeder Schuld an der
Meuterei und am Verlust der "Bounty" freigesprochen.
William Bligh schrieb zwei Logbücher, ein privates und ein offizielles.
Die Logbücher befinden sich heute in der Mitchell Library in Sydney. Dabei wurden vom Forscher
Antony Zammit doch recht sensationelle Entdeckungen gemacht. Zwei Seiten aus einem Logbuch genau am Tag der
Meuterei waren entfernt worden und durch Fälschungen ersetzt worden. Dies konnte man an Kaffeeflecken
deutlich erkennen.
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Die Bounty Kurse nach der Abfahrt von Tahiti und Fletcher Christian.
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Die Meuterer segelten mit der "Bounty" zuerst nach Tubuai. Dort beratschlagten sie eine ganze Woche.
Dann segelten sie nach Tahiti, holten dort ihre Frauen ab und segelten zurück nach Tubuai, um dort
eine Kolonie zu gründen.
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Wegen mehreren Kämpfen mit den Eingeborenen fuhren sie wieder nach Tahiti.
Doch hier konnten sie sich nicht verstecken, hier würde die Strafexpedition sicher vorbeikommen.
16 Meuterer blieben aber doch auf Tahiti.
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Christian durchsegelte auf der Suche nach einem Versteck die Cook Inseln, die Tonga- und die Fidschi-Inseln,
bevor er sich nach Osten wandte.
Am 15. Januar 1790 stand Fletcher Christian vor der Insel Pitcairn, die noch kein Europäer betreten hatte.
Diese Insel lag mitten im Pazifik und war auf den Seekarten falsch eingezeichnet.
Falls sie bewohnbar war, war es das ideale Versteck.
Auf den drei Marken wird Pitcairn gesichtet, es wird geankert und mit einem Boot wird an Land
gerudert.
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Man beschloss, die Bounty auf Grund zu setzen, um das Anlanden der mitgebrachten Habseligkeiten,
Yamswurzeln und Süßkartoffeln sowie einiger Schweine, Ziegen und Hühner zu erleichtern, siehe
Marke links unten.
Mit dem rechts dargestellten Aufzug hievten sie ihre Güter vom Strand aufs höher gelegene
Festland.
Dann begannen sie Hütten zu errichten.
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Einer der Meuterer steckte das Wrack am 23. Januar 1790 eigenmächtig in Brand,
um jede von See aus sichtbare Spur zu vernichten (Marke rechts).
Gleichzeitig war damit ausgeschlossen, dass einer von ihnen in ein Gebiet zurückkehren konnte, in dem
er von der Admiralität aufgegriffen würde. Dass jedem von ihnen in einem solchen Fall der Tod durch
Erhängen beschieden gewesen wäre, war klar.
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Die Gruppe bestand nur noch aus neun Briten, sechs Männern und zwölf Frauen von den Inseln.
Sie wurden dort nie entdeckt und die Nachkommen leben noch heute auf Pitcairn.
Auf der Marke links sehen wir Fletcher Christian mit der "Bounty", oben seine Behausungen auf
Pitcairn. Allerdings wurde er vermutlich ermordet.
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Die brennende "Bounty" oben und rechts "Romantic Bounty", Verherrlichung einer Meuterei.
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Das Schicksal der Frauen der "Bounty" !
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