Seemotive :

      Die Klipper !

Teeklipper "Ariel"


Der Klipper (von engl. clipper) ist ein Segelschiffstyp, der seine Blütezeit in der Mitte des 19. Jahrhunderts hatte.
Seine auffälligsten Merkmale waren seine schnittigen Schiffslinien und seine hohe Geschwindigkeit.
Der Klipper wurde in den USA entwickelt und hatte seine Vorläufer in den sogenannten Baltimoreklippern.


Aus dem Krieg USA gegen Großbritannien (1812-14) gingen die schnittigen, zweimastigen Kaperschiffe von der Chesapeake Bay hervor. Diese flinken, kleinen Briggs und Schoner wurden "Baltimore Clipper" genannt.
Sie waren den französichen Luggern und Fregatten nachgebildet und die direkten Vorläufer der späteren Klipper. Sie wurden als Postschiffe (packet-ships) eingesetzt.
Ihre Schnelligkeit nutzte man auch zum Opiumschmuggel und Sklaventransport. Daher stammen auch die Begriffe Opiumklipper und Sklavenklipper.
Der erste Clipper, die "Rainbow" wurde von dem New Yorker Schiffbauer John Willis Griffiths entwickelt und in Modellen getestet.
Große Segler hatten damals einen runden Bug, der von jeder Welle hochgehoben wurde und ein schlankes Heck. Griffiths Segler bekam einen schnittigen Bug und ein breiteres Heck. Ausserdem waren die Masten höher als üblich.
Die "Rainbow" wurde 1845 auf ihre erste Reise nach Hongkong geschickt um Tee zu holen. Auf der Marke rechts liegt sie beigedreht vor einem chinesischem Hafen.
Clipper 'Rainbow'


Das Wort 'Clipper' kommt von to clip und bedeutet schneiden, aber auch Schritt. 'To go at a good clip' bedeutet ein scharfes Tempo vorlegen. Charakteristisch war die schnittige und konkave Form des Stevens, der 'Klippersteven'. Die Schiffe hatten eine geringe Seitenhöhe, eine lange schlanke Form und strömungsgünstige Wasserlinien.
Das Verhältnis Länge zu Breite betrug 5:1 bis 6:1, bei den späteren Stahlrümpfen sogar bis 8:1. Wegen dieses extremen Verhältnisses wurden sie auch Extrem-Klipper genannt. Die Form des Schiffbodens war flach.
Die Klipper waren als Vollschiffe getakelt und hatten in der Regel drei Masten. Die Masten wurden so hoch gebaut, daß im Top ein zusätzliches Skysegel gefahren werden konnte. Die Höhe betrug ca. 3/4 der Schiffslänge.
Sie hatten Stagsegel für Kreuzkurse und Leesegel an Verlängerungsspieren. Spätere Klipper hatten sechs bis sieben Rahsegel übereinander.
Die auf der Marke zu sehende "Flying Cloud" wurde 1851 von dem berühmten Schiffbauer Donald McKay entworfen. Sie hatte 1783 tons, eine Länge von 70m, Breite 12,5m und Tiefgang von 6,55m. Die Clipper konnten alle einen Schnitt von 14 bis 15 Knoten laufen, die Spitzengeschwindigkeit lag um 20kn.



1851 lief in New York der Extrem-Klipper "Challenge" (Herausforderung) vom Stapel (linke Marke).
Das Schiff war der erste Drei-Deck-Klipper. Die Länge betrug 68m, Breite 13m, Tiefgang 7,6m und die Tonnage 1365.
Der berühmte Kapitän Bully Waterman führte das Schiff auf den ersten Reisen. Nach einigen Eignerwechsel wurde das Schiff 1861 in "Golden City" umbenannt.
1877 lief sie vor Ushant an der französischen Küste auf ein Riff und sank, nachdem man sie von den Felsen mit Booten heruntergezogen hatte.


In jenen Tagen wurden schon die ersten Dampfer gebaut. Da sie aber für lange Reisen noch nicht ausreichend Kohle mitnehmen konnten wurden noch schnelle Segler benötigt.
Die Klipper wurden für den gewinnbringende Teehandel zwischen China und New York gebaut.
Mit den Schiffen, die die erste Ernte des Jahres nach New York brachten konnte der größte Gewinn gemacht werden. 1849 stellte die hier auf der Marke zu sehende "Sea Witch" (Seehexe) unter Kapitän Waterman mit 74 Tagen von Hongkong nach New York einen neuen Rekord auf (rechte Marke).
Noch vor kurzer Zeit hatte man für diese Fahrt 150 bis 180 Tage benötigt.
Clipper 'Sea Witch'



American Clipper
Im Jahre 1847 kamen 13 Schiffe nach San Francisco, das damals ca. 1000 Einwohner hatte.
Dann wurde 1848 in Kalifornien Gold gefunden. 1849 kamen 775 Schiffe nach San Francisco. Unter ihnen war nur ein Klipper, die "Memnon". Sie stellte gleich einen Rekord von 122 Tagen für die Strecke New York nach San Francisco auf. 1849 'explodierte' San Francisco auf 20.000 Einwohner.
Die Preise für Güter aller Art verzehnfachten sich. Ein Schiff, daß statt zwei drei Reisen im Jahr machen konnte war auch eine Goldgrube. Die Klipper wurden aus dem Chinahandel abgezogen und um das Kap Horn geschickt.
1850 arbeiteten in den Werften an New Yorks East River 10000 Männer und bauten wie verrückt neue Klipper.
Im ganzen Land herrschte Goldrausch. Und die Klipper wurden hart an ihren äußersten Belastungsgrenzen gesegelt.
Die "Samuel Russel" brauchte nur noch 109 Tage, die "Sea Witch" 97 Tage und die "Surprise" 96 Tage für die Fahrt zwischen New York und dem Golden Gate.
Hacia
Flying Cloud
1851 stellte der Clipper "Flying Cloud" mit einer Zeit von 89 Tagen und 21 Stunden den absoluten Rekord auf.
Auf dieser Reise brachen im Sturm drei Rahen, zerrissen Segel und Tauwerk. Doch die Mannschaft konnte in zwei Tagen alles wieder reparieren und dennoch den bis dahin gültigen Rekord um fast eine Woche unterbieten.
Eine der bekanntesten Wettfahrten fand 1852-53 zwischen den drei Klippern "Flying Fish", "John Gilpin" und "Wild Pigeon" statt.
Die "John Gilpin" konnte dieses Rennen mit 92 Tagen gewinnen.


Die "Great Republic" war der größte amerikanische Viermastklipper und Meisterstück des Klipperbauers Donald McKay.
Einige Daten: Länge über alles 122m, Breite 16,15m, Tiefgang 8,26m, Vermessung 4.555 BRT, 6.600 tdw, Ladekapazität 5.000 t.
Rigg als Vollschiff, Masthöhe 75m, Segelfläche 6.400 qm, 50 Segel, Höchstgeschwindigkeit 19 kn.
Besatzung 120 Mann, nach Umbau 60 Mann.
Stapellauf 4. Oktober 1853 in Boston, 1862 wurde das Schiff umgebaut, der Besanmast wurde entfernt.
Es war das größte Holzschiff nach Schiffsraum, allerdings mit Eisenverstärkungen.


China Clipper
Tea Clipper
In England begann der Bau von Klippern um 1851. Ihre Schiffe waren aber etwas kleiner als die der Amerikaner.
Sie waren für die Chinaroute bestimmt, dem Handel mit Tee und auch Opium. Ende des 18. Jahrhunderts begannen die Briten Opium von Indien nach China zu bringen.
Die Chinesen versuchten den Handel zu unterbinden, doch Schmuggler lieferten weiter. Es wurden Riesengewinne erzielt.
1840-42 kam es zum 'Opiumkrieg' zwischen den Briten und China den die Engländer gewannen. Hongkong wurde an England abgetreten. Nun wurde China von Opium überflutet.
Auch Amerikaner und Franzosen waren dabei. Auf der Marke rechts oben finden wir die Bezeichnung 'China Clipper' und links 'Tea Clipper'.


Ariel and
Taeping
Von allen Rennen die in den ca. 30 Jahren der Klipperära stattfanden erregte das 'Great Tea Race' im Jahre 1866 das größte Aufsehen.
16 Klipper lagen in China auf Reede und alle wollten sich die Belohnung von zehn Schilling pro Tonne holen. Unter ihnen wurden fünf Favoriten gehandelt: die "Taeping"', die "Fiery Cross", die "Taitsing", die "Serica" und die "Ariel".
Diese fünf Segler 'flogen' sozusagen im stürmischen Südostpassat bis zum Kap der Guten Hoffnung. Schiffe und Mannschaften wurden aufs äußerste gefordert, ständig kamen Brecher über, der "Ariel" brachen zwei Marsstengen.
Einen ganzen Monat lang wurden die Schiffe an der Küste Afrika's nach Norden geknüppelt.
Taeping
Ariel
Im Englischen Kanal trafen die "Taeping" (linke Marke) und die "Ariel" (rechte Marke) nach 98 Tagen in Sichtweite aufeinander.
Auf beiden Schiffen wurde jeder Fetzen Segel gesetzt und gemeinsam jagten sie zur Themsemündung.
Die "Ariel" lag zuerst vor ihrem Dock mit einem Vorsprung von acht Minuten, konnte aber nicht anlegen weil Niedrigwasser herrschte.
So kam die dahinterliegende "Teaping" zum Sieg. Die Prämie wurde aber geteilt.
Die "Serica" kam mit der gleichen Tide nach London und machte nur 1,5 Stunden später fest. Zwei Tage danach trafen "Fiery Cross" und "Taitsing" ein.


Auch in Australien wurde 1851 Gold gefunden. Ein Strom von Goldgräbern zog es nun nach Süden. Die 'Australischen Klipper' fuhren auf der Ausreise über das Kap der Guten Hoffnung.
Für die Heimreise wurde Wolle geladen und der Weg führte über Kap Horn zurück nach Europa.
Auf diesen Fahrten hatten die Klipper meistens achterliche Winde, für die sie mit ihren vielen Segeln bestens geeignet waren.
Ein typischer englischer Klipper war die "Orient" (rechte Marke). Sie wurde 1853 in England extra für die Australienfahrt gebaut.
Clipper 'Orient'


Clipper 'Lightning'
Die "Lightning" (Blitz, linke Marke) wurde 1854 bei Donald McKay in Boston für die James Baines & Co. in Liverpool gebaut. Die "Lightning" und die "James Baines" waren die schnellsten Klipper in der Australienfahrt.
Beide benötigten für die Strecke zwischen Liverpool und Melbourne nur 63 Tage.
Die "Lightning" hatte den Ruf der schnellste aller Klipper zu sein. Bei Starkwind lief sie zwischen 18 und 21 Knoten.
Ihr Großmast hatte eine Höhe von 50m, die längste Rahe 29m, Gesamtlänge 85m, Breite 13m, Tiefgang 7m, Tragfähigkeit 2084 tons.
Nach der Eröffnung des Suezkanals 1869 wurde die Chinaroute auch für Dampfer attraktiv und die Segler wichen immer mehr auf die langen Reisen nach Australien aus.


Clipper 'Thermopylae'
Die britische 'Thermopylae' (linke Marke) lief 1868 vom Stapel. Ihr Reeder G. Thompson behauptete sie wäre das schnellste Segelschiff der Welt. Auf ihrer ersten Reise brauchte sie von China nach London nur 91 Tage, sie war tatsächlich unheimlich schnell! Auf ihrem Großmast trug sie einen vergoldeten Hahn als Windfahne, der ihre Position als Anführer bildlich darstellen sollte. Dies alles gefiel dem Schotten Jock Willis nicht.
'Cutty Sark'
Ein Jahr später ließ er die "Cutty Sark" bauen, die angeblich nur die Aufgabe hatte, die "Thermopylae" zu schlagen. Die "Cutty Sark" hat (!) eine Gesamtlänge von 83m, Länge Wasserlinie 65m, Breite 11m, Tiefgang 6m, Tragfähigkeit 2133 tons. Wenn alle Segel gesetzt waren trug sie 3035 Quadratmeter Segeltuch.
Auf ihren beiden ersten Reisen in den fernen Osten konnte die "Cutty Sark" die Zeiten der "Thermopylae" nicht unterbieten.
Auf ihrer dritten Reise kam es zu einem direkten Aufeinandertreffen beider Schiffe. Beide verließen am gleichen Tage Shanghai. Aber im Indischen Ozaen verlor die "Cutty Sark" in einem schweren Sturm ihr Ruder. Es dauerte vier Tage bis ein Notruder gebaut und befestigt war. Sie kam eine Woche nach der "Thermopylae" in London an.
Aber sie hatte ein seemännisches Meisterstück vollbracht: Sie hatte 7000 Seemeilen mit einem Hilfsrudergeschirr in 60 Tagen zurückgelegt.
Auch die weiteren Reisen der 'Cutty Sark' waren nicht sehr erfolgreich. Nach acht Jahren in der Teefahrt folgten fünf Jahre mit unterschiedlichen Ladungen und Routen. 1880 wurden Masten und Rahen verkürzt.
1885 kam Kapitän Woodgett an Bord und gab der "Cutty Sark" ein neues Rigg. Und unter diesem fähigen Kapitän wurde die "Cutty Sark" zum schnellsten und erfolgreichsten Clipper jener Zeit.
In diesem Jahr wurde die "Thermopylae", die auch im Australiendienst fuhr, um 7 Tage geschlagen. Und in den folgenden Jahren war die "Cutty Sark" immer schneller als die einstige Siegerin.
Und sogar Dampfer konnten ihr nicht folgen. 1889 überholte sie den Postdampfer "Britannia" mit 17kn Fahrt.
'Cutty Sark' again
Die "Cutty Sark" segelte noch unter wechselnden Reedern bis 1922 als Frachtsegler. Dann diente sie als Schulschiff.
1954 wurde sie in ein Trockendock nach Greenwich gebracht und restauriert. Sie liegt noch heute dort als Museumsschiff. Und wer nach London kommt sollte mal bei ihr vorbeischauen. Sie ist die letzte Zeugin einer großen Ära.

Auf unserer Seite über Galionsfiguren können sie die Sage über 'Nanni' lesen, die unter dem Steven der "Cutty Sark" ihre Arme ausstreckt ....

Salamis
Es gibt unterschiedliche Angaben darüber, welches Segelschiff das größte Etmal, die Gesamtdistanz an einem Tag, erreicht hat.
1854 soll die "Champion of the Seas" 465 Seemeilen erreicht haben, das sind 19,4kn als Tagesdurchschnitt.
Die "Lightning" kam auf 436sm, das sind 18,2kn. Und im Jahre 1900 kam der Flying-P-Liner "Potosi" auf 540sm, das sind 22,5kn! Doch diese P-Liner sind die Nachkommen der Klipper und ein extra Kapitel der Seefahrtsgeschichte.
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