Seemotive :        Galionsfiguren !

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Eine an den Strand gespülte Galionsfigur
eines unbekannten Schiffes.

Galionsfiguren hatten stets mehrere Funktionen:
Einerseits waren sie Schmuck und Zierde des Schiffes, andererseits verkörperten sie eine gewisse Symbolik. Dabei verwoben sich Religion und Aberglaube.
Einige Seeleute glaubten, ein Schiff ist ein lebendiges Wesen und die Figur am Bug sei dessen Seele. Sie sollte das Schiff gegen Sturm und Meeresgeister beschützen und ihm immer den richtigen Kurs weisen.
Dann gab es Figuren die nur den Zweck hatten einen Gegner zu erschrecken und ihm Angst einzujagen.
Und auf kleineren Schiffen wurde das Gewicht einer Galionsfigur auch zum Trimm des Schiffes mitbenutzt. Diese Gewicht beeinflusste das Schiff in seinen Segeleigenschaften, d.h. wie es sich bei 'am Wind' Kursen verhält.
Der Seemann spricht von 'luvgierig' wenn das Schiff dazu neigt sich in den Wind zu drehen; im entgegengesetzten Fall von 'leegierig'.


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In der Frühzeit der Seefahrt schmückten viele göttliche Symbole und heilige Tiere die Schiffe.
Die Schiffe der Königin Hadeschesput waren mit einer gebogenen Lotosblüte versehen, linke Marke.
Auf der rechten Marke ist ein Schiffsbug aus Sri Lanka abgebildet, so wie er in einem Tempel dargestellt wurde.
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Links ist ein Modell aus dem Grab von Tutenchamun abgebildet, ca. 1320 v. Chr. Es ist eine papyrusförmige Barke, die als Begräbnis- oder Wallfahrtschiff gedeutet wurde. Bug und Heck sind mit einem Steinbockkopf verziert.


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Hunde- und Pferdeköpfe, Krokodile, Seepferde und auch nackte Männer und Köpfe von Göttern finden wir auf Schiffen im Mittelmeer.
Auf der rechten um 1300 gemalten Miniatur sehen wir ein Boot, das einen Vogel- und einen Drachenkopf zeigt.


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In Nah- und Fernost wurden und werden die traditionellen Boote mit Figuren aus der Mythen- und Sagenwelt geschmückt, siehe Marken oben.
Auf den Marken unten ist ein Reptilkopf im Bug des Bootes abgebildet.
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Diese Kanus wurden von den Haidas, Eingeborenen von den Queen Charlotte Islands, Kanada, Pazifik-Küste aus dem Stamm großer Zedernbäume gebaut.
Die Kanus wurden für den Handel, Krieg und auch Zeremonienfahrten genutzt.
Der Bug wurde mit Schnitzereien und auch mit Bemalungen verziert.


Bei den Drachenbootrennen in Hongkong sind die Boote natürlich mit einem Drachenkopf verziert.
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Links ein koreaniches Schildkrötenboot aus dem 15. Jahrhundert. Sie waren die Kriegsschiffe von dem legendären Admiral Yi Sun Shin.
Hier schmückt nicht nur ein Schildkrötenkopf den Bug, sondern das ganze Schiff sieht wie dieses Tier aus und ist auch entsprechend gepanzert gewesen.


Die Prunkboote der türkischen Sultane waren mit Tierköpfen bzw. ganzen Tieren verziert.
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Auf diesen Marken sehen wir ein auf den Bug gemaltes Auge. Damit sollte das Schiff stets seinen Weg durch alle Meere finden. Auf der rechten Marke ist am Heck ein Gänsekopf als Symbol des ewigen Schwimmens abgebildet.


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Hier sind Drachenköpfe von Wikingerbooten abgebildet. Diese Köpfe sollten den Gegner in Angst und Schrecken versetzen.
Aus diesem Grund sollen einige Drachenköpfe abnehmbar gewesen sein.
In heimatlichen Gewässern durften sie nicht aufgesetzt werden.


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Ausschnitt von der linken Marke

Im 14. Jahrhundert verschwanden die bauchigen Rundschiffe und es wurden schlankere Galeonen gebaut. Auf den oberen Teil des Vorderstevens, dem Galion wurde ein Bugspriet aufgesetzt um vorne mehr Segel fahren zu können. Unter diesem Bugspriet war der ideale Platz für eine 'Galionsfigur'.
Zusätzlich war dieser Vorbau auch Abort der Mannschaft.
Das spitz zulaufende Galion gab vermutlich dem Schiffstyp Galione seinen Namen.


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Bug der "Wasa"

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Ausschnitt von der linken Marke

1628 kenterte das schwedische Schiff "Wasa" auf seiner ersten Fahrt. Das Schiff wurde gehoben und geborgen.
Die Galionsfigur war ein fast 4m langer, springender Löwe mit dem Wasa Schild zwischen den Tatzen.


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Die häufigste Figur im 17. und 18. Jahrhundert war der Löwe, Sinnbild von Tapferkeit und Stärke, Marke links. Hier ist es der gekrönte Löwe von der dänisch-norwegischen Fregatte "Blaahejren".
Es wurden auch oft Figuren angebracht, die eine enge Beziehung zum Namen des Schiffes hatten. Dazu die beiden folgenden Beispiele:
In der Mitte ein Elefantenkopf auf einer dänischen Fregatte "Elephanten".
Rechts ein Wal auf der grönländischen "Hvalfisken"


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Von links sind abgebildet:
Der Windgott Boreas auf der britischen Fregatte "Boreas", die goldene Hirschkuh von der "Golden Hind" des Francis Drake, der britische Löwe auf der Fregatte "Superb" und ein antiker Held auf dem britischen Kriegsschiff "Formidable".


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Mitte des 18. Jahrhunderts wurden die Tierfiguren von Göttern und Helden ersetzt. Hier sehen wir links die römische Siegesgöttin Victoria als sanfter Engel (griechisch Nike) mit Lorbeer und Eichenkranz. Sie war auf dem Linienschiff "Karl III" angebracht.
Rechts der Kriegsgott Ares in seiner Rüstung, als Galionsfigur einer Brigg mit gleichen Namen.


Die allgemeine Meinung, Galionsfiguren sind allemal weibliche, wohlgeformte Wesen wird auch an unseren Briefmarken widerlegt. Der Anteil von Männer- und Frauenfiguren ist ziemlich gleich.
Hier sehen wir einen Kriegshelden am Bug der Dampfkorvette "Karteria".
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Galionsfiguren von den Schiffen "Nordlyset" und "Tjalfe", die im Grönlandhandel fuhren.


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Links sehen wir eine geflügelte Putte des brasilianischen Dampfschiffes "Don Alfonso".
Rechts Nelson's berühmte "Victory" mit der zweiten Galionsverzierung, zwei Putten tragen einen Schild mit dem königlichen Wappen.
Bei der ersten Galionsfigur handelte es sich um König Georg III.


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Auf einer rumänischen Ganzsache ist der Herzog Mircea abgebildet.
Er ist die Galionsfigur auf dem gleichnamigen Schulschiff "Mircea".

Der Druck bei dieser Ganzsache ist leider nicht optimal, so ist die Darstellung hier relativ unscharf.


Ein weiteres Beispiel für Schiffsname und identischer Galionsfigur ist hier die viktorianische Nymphe auf dem britischen Kreuzer "Nymphe".

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figurehead11 Die Schraubenkorvette "Rinaldo" mit dem Räuberhauptmann Rinaldo Rinaldini als Galionsfigur. Dies britische Kriegsschiff bekämpfte die Piraten in der Malakkastrasse. Rinaldo war ein 'edler' Räuber, der nie Gewalt gegen Frauen zuließ. Das war wohl auch der Grund warum ein englisches Kriegsschiff einen Räuberhauptmann am Steven hatte.


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Im 18. und 19 Jahrhundert wurden vermehrt Frauengestalten erstellt.
Aus dieser Zeit kommt auch der Name "hölzerne Engel". Viele Damen waren zwar vollbusig, aber fast immer bekleidet.

Links oben die Dame von der griechischen "Sphakia", in der Mitte auf einer Vignette die Göttin Minerva. Rechts die Galionsfigur von der Bark "Edinburgh", sie stellt vermutlich Lady Edinburgh dar.
Auf der amerikanischen Marke links nur die Angabe, dass die Figur aus Holz geschnitzt ist.
Rechts die Deern von der der deutschen Bark "Seute Deern", die heute als Museumsschiff in Bremerhaven liegt.

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Eine Monaco-Marke zu 100 Jahre Internationales Rotes Kreuz.

Hier wurde eine weibliche Galionsfigur gewählt, die symbolisch das Rote Kreuz empor hält, während links im Hintergrund ein Schiff untergeht.

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Die meisten Frauengestalten waren anonym. Doch einige Reeder gaben den Schiffen den Namen ihrer Frau. Ein Beispiel ist hier die Galionsfigur des Dampfschoners "Gertrud Rask".


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Links die Figur auf dem schwedischen Schiff "Amphion" mit dem Halbgott Amphion, der zauberhaft auf der Kithara gespielt haben soll.
Rechts die Galionsfigur auf der Viermastbark "Pommern", die heute in Mariehamn liegt.


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Im Juli 1790 trafen die schwedische und die russische Flotte vor dem Hafen von Kotka, Finnland, aufeinander.
Dabei ging eine schwedische Fregatte unter, deren Galionsfigur geborgen wurde und auf der Marke abgebildet ist.


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Die Legende der Cutty Sark:

Der schottische Bauer Tam O'Shanter ritt nach einem Zechgelage in einer stürmischen Nacht nach Hause. Als ein Blitz über den Himmel zuckte erblickte Tam eine Schar von Hexen die auf einem Kirchhof tanzten. Die meisten waren alt und häßlich, aber eine war jung und wunderschön.
Sie trug ein aufreizend kurzes Hemd, das man im schottischen Dialekt 'Cutty Sark' nannte.

Tam zügelte sein Pferd um die schöne, tanzende Hexe zu betrachten. Vollkommen hingerissen rief er plötzlich: 'Bravo, Cutty Sark!'
Da erlosch der Blitz, Tam erschrak und ritt so schnell er konnte nach Hause. Aber die Hexen verfolgten ihn. Schon kam die schöne Hexe dicht heran und ergriff den Schweif von Tams Pferd.
Tams Schicksal schien besiegelt. Doch das Pferd riss sich los, den Schweif behielt die Hexe aber in ihrer Hand. Tam ritt über eine Brücke, die Hexen konnten aber nicht den Fluss überqueren.
Die Galionsfigur 'Nannie' der "Cutty Sark" hatte keinen Pferdeschweif in der Hand, aber die Matrosen befestigten oft an der ausgestreckten Hand ein Tauwerkende. Auf dem Stempel rechts ist 'der Schweif - das Tau' angedeutet zu sehen.
Der berühmte Teeklipper "Cutty Sark" lief 1869 vom Stapel. Heute liegt der Segler in einem Dock im Londoner Stadteil Greenwich. An Bord befindet sich eine Ausstellung über Galionsfiguren.
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Als sich die Dampfschiffe mit ihrem geraden Bug im 19. Jahrhundert breit machten war die Zeit der Galionsfiguren eigentlich vorbei.
Später, als sich wieder wölbenden Steven durchsetzten hatten die Schiffe der Fred Olsen Line stählerne Figuren als reine Dekoration.

Heute haben nur noch die Segelschulschiffe Galionsfiguren. Die "Gorch Fock" mit einem Albatros, die "Sagres" mit Heinrich dem Seefahrer, die "Christian Radich" mit einer Frau mit blonden Haaren, die "Esmeralda" mit einem Kondor, die "Amerigo Vespucci" mit dem gleichnamigen Herren, und, und ...


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Links ein Stempel zu "750 Jahre Kiel" mit einer Galionsfigur. Im rechten Stempel der Albatros am Steven des Segelschulschiffes "Gorch Fock".


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Galionsfigur auf der argentinischen "Presidente Sarmiento"

Quellen:
W. Asendorpf, Geschichte der hözernern Engel, Seekiste 1999
Wikipedia Internet Enzyklopädie

Rechts auf dem Segelschulschiff "Christian Radich".

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Links auf der Marke die Galionsfigur von der Bark "Edinburgh", auf dem Beleg von der Bark "Benmore".
Oben auf dem Stempel die Lady von der "Alexander von Humboldt II".

© Seemotive Bjoern Moritz, alle Rechte vorbehalten


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