Seemotive : Galionsfiguren !
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Eine an den Strand gespülte Galionsfigur
eines unbekannten Schiffes.
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Galionsfiguren hatten stets mehrere Funktionen: Einerseits waren sie Schmuck
und Zierde des Schiffes, andererseits verkörperten sie eine gewisse Symbolik.
Dabei verwoben sich Religion und Aberglaube. Einige Seeleute glaubten, ein Schiff
ist ein lebendiges Wesen und die Figur am Bug sei dessen Seele. Sie sollte das
Schiff gegen Sturm und Meeresgeister beschützen und ihm immer den richtigen
Kurs weisen. Dann gab es Figuren die nur den Zweck hatten einen Gegner zu erschrecken
und ihm Angst einzujagen. Und auf kleineren Schiffen wurde das Gewicht einer
Galionsfigur auch zum Trimm des Schiffes mitbenutzt. Diese Gewicht beeinflusste
das Schiff in seinen Segeleigenschaften, d.h. wie es sich bei 'am Wind' Kursen
verhält. Der Seemann spricht von 'luvgierig' wenn das Schiff dazu neigt sich in
den Wind zu drehen; im entgegengesetzten Fall von 'leegierig'.
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Hunde- und Pferdeköpfe, Krokodile, Seepferde und auch nackte
Männer und Köpfe von Göttern finden wir auf Schiffen im Mittelmeer.
Auf der rechten um 1300 gemalten Miniatur sehen wir ein Boot, das einen Vogel- und einen Drachenkopf zeigt.
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In Nah- und Fernost wurden und werden die traditionellen Boote mit Figuren aus der Mythen-
und Sagenwelt geschmückt, siehe Marken oben.
Auf den Marken unten ist ein Reptilkopf im Bug des Bootes abgebildet.
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Diese Kanus wurden von den Haidas, Eingeborenen von den Queen Charlotte Islands, Kanada,
Pazifik-Küste aus dem Stamm großer Zedernbäume gebaut.
Die Kanus wurden für den Handel, Krieg und auch Zeremonienfahrten genutzt.
Der Bug wurde mit Schnitzereien und auch mit Bemalungen verziert.
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Bei den Drachenbootrennen in Hongkong sind die Boote natürlich mit einem Drachenkopf verziert.
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| Links ein koreaniches Schildkrötenboot aus dem 15. Jahrhundert. Sie waren die Kriegsschiffe
von dem legendären Admiral Yi Sun Shin. Hier schmückt nicht nur ein Schildkrötenkopf den Bug, sondern das ganze
Schiff sieht wie dieses Tier aus und ist auch entsprechend gepanzert gewesen.
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Die Prunkboote der türkischen Sultane waren mit Tierköpfen bzw. ganzen Tieren verziert.
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Auf diesen Marken sehen wir ein auf den Bug gemaltes Auge. Damit sollte
das Schiff stets seinen Weg durch alle Meere finden. Auf der rechten Marke ist am Heck ein Gänsekopf
als Symbol des ewigen Schwimmens abgebildet.
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Hier sind Drachenköpfe von Wikingerbooten abgebildet. Diese
Köpfe sollten den Gegner in Angst und Schrecken versetzen. Aus diesem Grund
sollen einige Drachenköpfe abnehmbar gewesen
sein. In heimatlichen Gewässern durften sie nicht aufgesetzt werden.
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Ausschnitt von der linken Marke
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Im 14. Jahrhundert verschwanden die bauchigen Rundschiffe und es wurden schlankere
Galeonen gebaut. Auf den oberen Teil des Vorderstevens, dem Galion wurde ein
Bugspriet aufgesetzt um vorne mehr Segel fahren zu können. Unter diesem
Bugspriet war der ideale Platz für eine 'Galionsfigur'.
Zusätzlich war dieser Vorbau auch Abort der Mannschaft.
Das spitz zulaufende Galion gab vermutlich dem Schiffstyp Galione seinen Namen.
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Bug der "Wasa"
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Ausschnitt von der linken Marke
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1628 kenterte das schwedische Schiff "Wasa" auf seiner ersten Fahrt. Das Schiff wurde gehoben und geborgen.
Die Galionsfigur war ein fast 4m langer, springender Löwe mit dem Wasa Schild zwischen den Tatzen.
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Die häufigste Figur im 17. und 18. Jahrhundert war der Löwe,
Sinnbild von Tapferkeit und Stärke, Marke links. Hier ist es der gekrönte Löwe von der dänisch-norwegischen
Fregatte "Blaahejren".
Es wurden auch oft Figuren angebracht, die eine enge Beziehung zum Namen des Schiffes hatten. Dazu die beiden
folgenden Beispiele:
In der Mitte ein Elefantenkopf auf einer dänischen Fregatte "Elephanten".
Rechts ein Wal auf der grönländischen "Hvalfisken"
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Von links sind abgebildet:
Der Windgott Boreas auf der britischen Fregatte "Boreas", die goldene Hirschkuh von der "Golden Hind" des
Francis Drake, der britische Löwe auf der Fregatte "Superb" und ein antiker Held auf dem britischen
Kriegsschiff "Formidable".
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Mitte des 18. Jahrhunderts wurden die Tierfiguren von Göttern und Helden ersetzt.
Hier sehen wir links die römische Siegesgöttin Victoria als sanfter Engel
(griechisch Nike) mit Lorbeer und Eichenkranz. Sie war auf dem Linienschiff "Karl III"
angebracht. Rechts der Kriegsgott Ares in seiner
Rüstung, als Galionsfigur einer Brigg mit gleichen Namen.
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Die allgemeine Meinung, Galionsfiguren sind allemal weibliche, wohlgeformte Wesen
wird auch an unseren Briefmarken widerlegt. Der Anteil von Männer- und Frauenfiguren
ist ziemlich gleich.
Hier sehen wir einen Kriegshelden am Bug der Dampfkorvette "Karteria".
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Galionsfiguren von den Schiffen "Nordlyset" und "Tjalfe", die im Grönlandhandel fuhren.
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Links sehen wir eine geflügelte Putte des brasilianischen Dampfschiffes "Don Alfonso".
Rechts Nelson's berühmte "Victory" mit der zweiten Galionsverzierung, zwei Putten tragen einen
Schild mit dem königlichen Wappen. Bei der ersten Galionsfigur handelte es sich um
König Georg III.
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Auf einer rumänischen Ganzsache ist der Herzog Mircea abgebildet.
Er ist die Galionsfigur auf dem gleichnamigen Schulschiff "Mircea".
Der Druck bei dieser Ganzsache ist leider nicht optimal, so ist die Darstellung
hier relativ unscharf.
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Ein weiteres Beispiel für Schiffsname und identischer Galionsfigur ist hier
die viktorianische Nymphe auf dem britischen Kreuzer "Nymphe".
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Die Schraubenkorvette "Rinaldo" mit dem Räuberhauptmann Rinaldo Rinaldini
als Galionsfigur.
Dies britische Kriegsschiff bekämpfte die Piraten in der Malakkastrasse.
Rinaldo war ein 'edler' Räuber, der nie Gewalt gegen Frauen zuließ.
Das war wohl auch der Grund warum ein englisches Kriegsschiff einen
Räuberhauptmann am Steven hatte.
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| Im 18. und 19 Jahrhundert wurden vermehrt Frauengestalten
erstellt. Aus dieser Zeit kommt auch der Name "hölzerne Engel". Viele Damen waren
zwar vollbusig, aber fast immer bekleidet.
Links oben die Dame von der griechischen "Sphakia", in der Mitte auf einer Vignette die
Göttin Minerva. Rechts die Galionsfigur von der Bark "Edinburgh", sie stellt vermutlich
Lady Edinburgh dar. Auf der amerikanischen Marke links nur die Angabe, dass die Figur aus Holz
geschnitzt ist. Rechts die Deern von der der deutschen Bark "Seute Deern", die heute als
Museumsschiff in Bremerhaven liegt.
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Eine Monaco-Marke zu 100 Jahre Internationales Rotes Kreuz. Hier wurde eine weibliche
Galionsfigur gewählt, die
symbolisch das Rote Kreuz empor hält, während links im Hintergrund ein Schiff untergeht.
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Die meisten Frauengestalten waren anonym. Doch einige Reeder gaben den Schiffen den
Namen ihrer Frau.
Ein Beispiel ist hier die Galionsfigur des Dampfschoners "Gertrud Rask".
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Links die Figur auf dem schwedischen Schiff "Amphion" mit dem Halbgott Amphion, der zauberhaft auf der
Kithara gespielt haben soll.
Rechts die Galionsfigur auf der Viermastbark "Pommern", die heute in Mariehamn liegt.
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Im Juli 1790 trafen die schwedische und die russische Flotte vor dem Hafen von Kotka, Finnland,
aufeinander.
Dabei ging eine schwedische Fregatte unter, deren Galionsfigur geborgen wurde und auf der
Marke abgebildet ist.
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Die Legende der Cutty Sark:
Der schottische Bauer Tam O'Shanter ritt nach einem Zechgelage in einer stürmischen
Nacht nach Hause. Als ein Blitz über den Himmel zuckte erblickte Tam eine Schar
von Hexen die auf einem Kirchhof tanzten. Die meisten waren alt und häßlich, aber
eine war jung und wunderschön. Sie trug ein aufreizend kurzes Hemd, das man im
schottischen Dialekt 'Cutty Sark' nannte.
| Tam zügelte sein Pferd um die schöne,
tanzende Hexe zu betrachten. Vollkommen hingerissen rief er plötzlich:
'Bravo, Cutty Sark!'
Da erlosch der Blitz, Tam erschrak und ritt so schnell er konnte nach Hause. Aber die
Hexen verfolgten ihn. Schon kam die schöne Hexe dicht heran und ergriff den Schweif
von Tams Pferd. Tams Schicksal schien besiegelt. Doch das Pferd riss sich los, den Schweif
behielt die Hexe aber in ihrer Hand. Tam ritt über eine Brücke, die Hexen
konnten aber nicht den Fluss überqueren.
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Die Galionsfigur 'Nannie' der "Cutty Sark" hatte keinen Pferdeschweif in der Hand, aber
die Matrosen befestigten oft an der ausgestreckten Hand ein Tauwerkende. Auf dem Stempel
rechts ist 'der Schweif - das Tau' angedeutet zu sehen.
Der berühmte Teeklipper "Cutty Sark" lief 1869 vom Stapel. Heute liegt der Segler in
einem Dock im Londoner Stadteil Greenwich. An Bord befindet sich eine Ausstellung über
Galionsfiguren.
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Als sich die Dampfschiffe mit ihrem geraden Bug im 19. Jahrhundert breit machten war die
Zeit der Galionsfiguren eigentlich vorbei. Später, als sich wieder wölbenden Steven
durchsetzten hatten die Schiffe der Fred Olsen Line stählerne Figuren als reine Dekoration.
Heute haben nur noch die Segelschulschiffe Galionsfiguren. Die "Gorch Fock" mit einem Albatros,
die "Sagres" mit Heinrich dem Seefahrer, die "Christian Radich" mit einer Frau mit blonden Haaren,
die "Esmeralda" mit einem Kondor, die "Amerigo Vespucci" mit dem gleichnamigen Herren, und,
und ...
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Links ein Stempel zu "750 Jahre Kiel" mit einer Galionsfigur. Im rechten Stempel der Albatros
am Steven des Segelschulschiffes "Gorch Fock".
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Galionsfigur auf der argentinischen "Presidente Sarmiento"
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Quellen:
W. Asendorpf, Geschichte der hözernern Engel, Seekiste 1999
Wikipedia Internet Enzyklopädie
Rechts auf dem Segelschulschiff "Christian Radich".
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Links auf der Marke die Galionsfigur von der Bark "Edinburgh", auf dem Beleg von der Bark "Benmore".
Oben auf dem Stempel die Lady von der "Alexander von Humboldt II".
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