Meuterei auf der "Potemkin"!
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Hintergrund zur Meuterei auf der "Potemkin":
Am 21. Januar 1905 wurde in St. Petersburg das Gewehrfeuer auf demonstrierende Arbeiter eröffnet.
Bei dieser Bittdemonstration der im Elend lebenden Fabrikarbeiter wurden ca. 500 Menschen erschossen. Das führte zu
Streiks, Aufstand und Meutereien im ganzen russischen Land. Der Tag ging als Blutsonntag in die Geschichte ein.
Das ganze Land war auch durch die russische Niederlage gegen die Japaner, bei der die gesamte Ostseeflotte bei
Tsushima versenkt wurde, demoralisiert.
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| Panzerkreuzer "Potemkin", auch "Potjomkin",
genauer Name "Knjas Potjomkin Tawritscheski" (Fürst Potjomkin von Taurien).
1896 in Auftrag gegeben, 1898 Baubeginn,
1900 vom Stapel gelassen, 1904 in Dienst gestellt, Staatswerft Nikolajew.
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Einige Daten:
L 115,3m   B 22m   Tg 8,5m
12.580 Tonnen
10.600 PS, 2 Schrauben, 17 kn
Bewaffnung 4 mal 30,5cm, 16 mal 15,2cm, 14 mal 7,5cm, 6 mal 4,7cm, 5 Torpedorohre
Besatzung 731 Mann
Einsatz in der russischen Schwarzmeerflotte.
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Die Matrosen der russischen Marine entstammten der Arbeiterklasse, die Offiziere allesamt
dem Adel. Daraus entstanden Konflikte, die zusätzlich durch die geringe Löhnung der Matrosen angefacht
wurden. Der Admiral der Flotte erhielt angeblich 108.000 Rubel, ein Matrose nur 11 Rubel und 55 Kopeken Jahresgehalt.
Das Essen war schlecht. Repressalien waren an der Tagesordnung; ein Beispiel: die Matrosen durften fünf
vornehme Strassen in Odessa nicht betreten.
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Am 25. Juni 1905 verliess die "Potemkin" den Hafen von Sewastopol, um in der Bucht von Tendra Schiessübungen
durchzuführen. Kapitän Golikov, genannt "der Drache", halbierte die Mittagspause der Mannschaft und
strich den wöchentlichen Waschtag ersatzlos.
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Der Unmut steigerte sich, als die Matrosen am 27. Juni madiges,
penetrant stinkendes Fleisch entdeckten. Es hing auf dem Oberdeck an einem Haken.
Als die Mannschaft mittags das Essen aus dem fauligen Fleisch verweigerte, liess der Kapitän alle Mann
auf dem Achterdeck antreten. Er drohte damit, die Aufsässigen an der Rahnock aufzuhängen.
Als die Situation eskalierte, überließ der Kapitän seinem 1. Offizier das Wort. Dieser drohte der
Mannschaft, 30 Mann zu erschiessen.
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Die Matrosen wehrten sich, ein Schuss fiel. Vermutlich erschoss der 1. Offizier nach einem kurzen Wortwechsel
den als Agitator bekannten Feuerwehrsmaat Vakulincuk. Die Mannschaft stürzte sich auf die Offiziere. Sie warfen
sieben über Bord und sperrten die anderen ein. Nach anderen Berichten soll Vakulincuk den ersten Schuss abgefeuert haben.
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Die Matrosen übernahmen das Schiff. Sie bildeten ein Komitee unter Leitung vom Matrosen Matjusenko
und fuhren mit gehißter roter Flagge in den Hafen von Odessa ein.
Man ankerte auf der äußeren Reede.
In Odessa herrschte Generalstreik. Es kam zu Krawallen und Kämpfen zwischen Arbeitern und
der Polizei. Auf die Streikenden wurde geschossen, es gab mehrere hundert Tote, über die Stadt wurde
der Belagerungszustand verhängt.
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Am 28. Juni wurde Vakulincuk von der "Potemkin" an Land gebracht und am Kai aufgebahrt. Tausende
Demonstranten strömten zum Hafen und schöpften neuen Mut. Die Matrosen der "Potemkin" hatten sich gegen die
Herrschenden durchgesetzt. Vakulincuk's Beerdigung wurde automatisch eine gewaltige, politische Demonstration.
Die Kosaken-Polizei ging gegen die Streikenden vor, über 500 Menschen wurden an diesem Tag, ca. 6.000
in der folgenden Nacht getötet. Ein Viertel der Stadt brannte nieder.
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Die Besatzung der "Potemkin" konnte sich nicht darauf einigen, die Demonstranten in Odessa mit einem
Landemanöver zu unterstützen. Angeblich sollen sie zwei Schuss abgefeuert haben. Dann liefen sie aus.
Am 30. Juni 1905 verließ ein Geschwader von 12 Schlachtschiffen unter dem Kommando von Vizeadmiral Krieger
den Hafen von Sewastopol. Die Flotte sollte die "Potemkin" zurückerobern. Die "Potemkin" fuhr ihnen direkt entgegen.
Als sie aufeinandertrafen, weigerten sich die Matrosen des Geschwaders, auf ihre Brüder zu schiessen.
Der Panzerkreuzer "Grigorij Pobedonoscev" schloss sich den Aufständischen an, er wurde allerdings von seinen
Offizieren auf Grund gesetzt. Die "Potemkin" konnte vor dem Geschwader in den rumänischen Hafen von
Constanza fliehen. Andere Quellen sprechen davon, dass die "Potemkin" eine Woche auf dem Schwarzen Meer herumirrte,
bevor sie wegen Kohle- und Proviantmangel Constanza anlief. Nach Odessa konnten sie nicht zurück, da hier der
Aufstand zusammengebrochen war.
Eine weitere Quelle spricht davon, dass die "Potemkin" nach Odessa zurückfuhr und von dort, zusammen mit
dem Torpedoboot #267 nach Constanza aufbrach.
In Constanza wurden den Matrosen der "Potemkin" Nahrung und Kohle verweigert.
Es folgte ein erfolgloser Versuch in Feodossja bevor sie wieder am 8. Juli nach Constanza zurückkehrten.
Dort ging die Besatzung an Land und wurde interniert, das Schiff wurde auf Grund gesetzt.
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Noch im selben Jahr wurde die "Potemkin" gelenzt und nach Odessa geschleppt. Zur Strafe wurde sie in "Pantelymon",
d.h. einfacher Bauer, umbenannt. Zu Beginn des 1. Weltkrieges bekam sie wieder einen neuen Namen, "Borec za Svobodu",
d.h. Kämpfer für die Freiheit. Das Schiff war an verschiedenen Gefechten gegen türkische und deutsche Einheiten
beteiligt, so u.a. gegen die "Goeben", die ab 1914 "Yavuz Sultan Selim" hieß.
1918 fiel die alte "Potemkin" in Sewastopol in deutsche Hände. Nach dem Rückzug der deutschen Truppen
wurde das Schiff 1919 wieder einmal versenkt, um nicht von den anrückenden Sowjettruppen übernommen
zu werden.
Andere Quellen: Im März 1916 bekam das Schiff seinen alten Namen wieder "Knjas Potjomkin Tawritscheski" .
Die Umbenennung in "Borec za Svobodu" folgte im Mai 1917. Im April 1919 wurden die Maschinen durch
Engländer zerstört, die sich damals auf der Krim befanden. Von 1923 bis 25 wurde das Schiff abgewrackt.
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Was geschah mit der Besatzung?
Matjusenko, der Vorsitzende des Komitees auf der "Potemkin", kehrte 1907, auf eine inzwischen
erlassene Amnestie vertrauend, nach Russland zurück. Er wurde gefasst und gehenkt.
Einige Besatzungsmitglieder kehrten schon 1905 nach Russland zurück. Sie wurden verurteilt und
eingesperrt. Die Mehrheit der Mannschaft kam aber erst nach der Februar-Revolution 1917 wieder nach Russland.
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Der russische Regisseur Sergej M. Eisenstein verfilmte 1925 diesen Matrosenaufstand.
Als er nach Sewastopol kam, konnte er keine Spur der abgewrackten "Potemkin" mehr finden.
Angeblich diente ein rostiger Schiffsrumpf eines ausgeschlachteten Kreuzers als Filmkulisse.
Eine andere Quelle behauptet, der Film wäre auf der "Potemkin" gedreht worden.
Der Stummfilm bekam den Namen "Panzerkreuzer Potemkin".
Er wurde am 21. Dezember 1925 im Moskauer Bolschoi-Theater als offizieller Jubiläumsfilm
zur Feier der Revolution des Jahres 1905 uraufgeführt.
Die Marke links zeigt ein Filmplakat zu "Panzerkreuzer Potemkin", rechts oben ist das Emblem der 11. Filmfestspiele
in Moskau im Jahre 1979 abgebildet.
Die Marke rechts zeigt das Denkmal zu Ehren der Matrosen des Panzerkreuzers "Potemkin" in Odessa.
Die stark vergrößerte 4-Kopeken Marke zu Beginn dieser Seite zeigt eine Filmszene, bei der der Matrose
Vakulincuk die Wachsoldaten beschwört, nicht auf die Essensverweigerer zu schiessen.
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Quellen:
Winfried Asendorpf: Vom "Fürsten" zum "Einfachen Bauern"
Henning Sietz, Meuterei auf der "Potjomkin", Mare No. 7
Wikipedia Internet Lexikon
Navicula, Enzyklopädie der maritimen Motive
Wie oben schon angedeutet, sind die Informationen doch recht unterschiedlich; besonders die Datumsangaben
differieren stark.
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