Seemotive :
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Walfang mit Harpunenkanonen!
Walfang Teil 3
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Um 1820 wurde bereits mit kleinen, im Bug des Bootes auf Drehbasen fest installierten Geschützen experimentiert.
Sie konnten nur bei ruhiger See benutzt werden, nicht in einem schwankenden Boot (Marke links).
1837 entwickelt William Greener ein Schultergewehr. Das „Greener“ Gewehr schoss einen Zylinder in den Wal, in dem
ein Zeitzünder eine Sprengladung auslöste. Die Reichweite betrug 20 m (Marke rechts).
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1861 wird die „Raketenharpune“ von Thomas W. Roys patentiert. Ein Rohr, über die Schulter gelegt, feuert einen
Harpunenkopf mit Leine, gekoppelt mit einer Sprenggranate in den Wal. Eine weitere Entwicklung war die Bombenlanze
(Bomb Lance) mit einem Sprenggeschoss, das im Körper des Wales explodierte. Es bestand keine Leinenverbindung;
sie wurde zum töten benutzt, nachdem der Wal bereits an mehreren Harpunen hing.
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Der Norweger Svend Foyn ist der „Vater“ des modernen Walfangs (Marke rechts).
Er erwarb 1868 eine Harpunenkanone des deutschen Philipp Rechen und entwickelte sie weiter.
Sie war nach oben und unten sowie nach beiden Seiten schwenkbar.
Die Harpune hatte einem Sprengkopf, der im Walkörper explodierte (Stempel links).
Dabei verankerten sich vier Widerhaken (toggles)
im Wal. Diese Harpunenkanone wird noch heute benutzt. Sie ermöglichte das Massenschlachten von
ca. 2,7 Millionen Walen (1898 bis heute in Japan)!
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Svend Foyn setzte Dampfschiffe ein, die „Bremsbretter“ hatten. Wenn sie ausgeschwenkt wurden bremsten sie
die Fahrt des Bootes ab und brachten den ziehenden Wal früher zur Erschöpfung.
Die Boote hatten einen „Kompensator“
an Bord. Dieses Federsystem diente dazu, den heftigen Ruck eines schweren Wales an der Fangleine abzufedern,
damit sie nicht brach. Unter den Begriff „Akkumulator“ hat Thomas W. Roys auch schon so ein System eingesetzt.
Links sehen wir ein Walfangschiff um 1890. Mit diesen schnellen Schiffen gelang es die großen Furchenwale,
Blauwal und Finnwal, zu verfolgen und zu töten. Rechts ein Walfangboot des 20. Jahrhunderts.
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Wurde der "Blasstrahl" eines Wales vom Ausguck in der Tonne entdeckt, gab es zwei Methoden, sich dem Wal zu nähern.
Zum einen versuchte das Fangboot ‚ungehört‘ heranzukommen. Tauchte der Wal, verrieten Wasserwirbel der Fluke
seine Zugrichtung. Der Kapitän kalkulierte den Ort des Wiederauftauchens, denn der Wal musste zum Luftholen
an die Wasseroberfläche. Dann wurde er harpuniert.
Oder der Wal wurde zur "Hatz" gezwungen. Er floh, blies kurz, schwamm sehr schnell und kam beim Luftholen
relativ hoch aus dem Wasser. Dann folgten Schuss und Treffer.
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Das tote Tier drehte sich auf die Seite oder den Rücken. Ein Luftspeer wurde dem Wal in den Leib gestoßen. Er wurde
mit Pressluft aufgeblasen, damit er nicht sank.
Die beiden Spitzen der Fluke wurden mit einem Messer abgetrennt, damit sie in die Hecköffnung des Mutterschiffes
passten. Das Fangboot schleppte das Tier jetzt zum Mutterschiff. Waren noch Wale in der Nähe, wurde an der
Fluke ein Boje und eine Bambusstange mit einer Flagge und Nummer des Bootes befestigt. Der Wal war nun
„an die Flagge gelegt“, man liess ihn treiben und jagte weiter Wale.
Nach 1945 wurden Sender in die Wale gesteckt.
Es gab „Bojenboote“, die die Wale aufnahmen. Die Fangboote wurden so entlastet.
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Bereits 1868 wurde in England ein Patent einer „elektrischen Harpune“ angemeldet.
Der Deutsche Albert Weber begann 1929, in norwegischen Diensten, mit der Entwicklung einer Stromharpunenkanone.
Der Strom wurde durch ein isoliertes Kupferkabel und durch das Harpunenseil in die Harpune geleitet.
Es wurde mit 220 Volt Wechselstrom gearbeitet. In der Antarctic Saison 1937/38 wurden ca. 2.000 Wale mit elektrischen
Harpunen getötet. Diese Methode setzte sich aber wegen diverser Schwierigkeiten nicht durch.
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Hier sehen wir links das russische Walfangmutterschiff "Sovietskaja Ukraina". Oben im Stempel ist
das deutsche Fabrikschiff "Jan Wellem" abgebildet, dazu ein Walfangboot.
Der Hapag Dampfer „Württemberg“ wurde 1935 zum Walfangmutterschiff „Jan Wellem“
umgebaut. Einige Daten: L*B*T – 147 * 21,7 * 9,4 m, 15.500 tdw, 5.000 PS Maschine, 11-12 kn,
Tanks 12.000 t,
240 Mann Besatzung, Reederei EDWG – Erste Deutsche Walfanggesellschaft.
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Die Walfangmutterschiffe hatten eine Heckhelling, die 1925 vom Norweger Petter Soerlles entwickelt wurde.
Mit einer scherenartigen Klaue um die gestutzte Fluke wurde der tote Wal durch die Heckhelling an Bord gehievt.
Dann begannen die Flenser mit dem Abspecken des Wales. Der restliche Körper wurde zu dem vorderen
Schlachtdeck, dem "Lemmerdeck", gezogen und dort von den "Lemmern", den Fleischverarbeitern, zerlegt.
Speck- und Fleischbrocken landeten durch Öffnungen im Deck direkt in die darunterliegenden Kocher.
Auf der „Jan Wellem“ wurde ein Wal in einer Stunde zerlegt! Die Kochereien schafften täglich 500 Tonnen Öl.
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Im 20. Jahrhundert wurden die Wale total verwertet.
Man konnte aus ihnen folgende Produkte herstellen: Maschinenöl, Lebertran, Margarine, Seife,
Waschmittel (Weichmacher), Hormonpillen, Fleisch,
Wurst, Schinken, Suppenessenz, Gelantine, Gelee, Leim, Alkohol, Schuhcreme, Kosmetika (Parfüm, Lippenstift),
Salben, Bleistiftminen, Filme, Fotopapier, Tennisschläger, Schuhlöffel, Zigarettenspitzen, Dünger, Viehfutter, etc. etc.
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Von 1910 bis 1975 fand ein gigantisches Kesseltreiben gegen die sanften Riesen statt.
Die 30er Jahre gingen als „Walfangolympiade“ in die Geschichte ein.
Die schlimmsten / erfolgreichsten Fangsaison‘s waren 1937/38 mit 46.039 Walen, 1961/62 mit 66.000 Walen!
Daran waren von 1936 – 39 deutsche Flotten beteiligt, sie erlegten ca. 15.000 Furchenwale.
Eine Statistik spricht von 1,5 Mio getöteten Walen von 1925 – 75 weltweit,
von 1898 bis 2004 sind ca. 2,7 Mio Wale getötet worden.
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Oben sehen wir das holländische Walfangmutterschiff "Willem Barendsz".
Gebaut 1955, war sie damals das größte
Walfangmutterschiff der Welt. 1966 wurde sie nach Südafrika verkauft, 1973 nach Korea.
Einige Daten:
26.800 BRT, L - 207m, B - 28m, 2* 10.500 PS, 14 kn, 500 Mann Besatzung.
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Eine der wichtigsten Walfangkonferenzen fand 1946 in Washington statt. Es wurden Regeln zum Walfang
(International Convention for the Regulation of Whaling - ICRW) entworfen, die 1948 in Kraft traten.
Die Internationale Walfangkommission (IWC) wurde ihr ausführendes Organ, sie wurde 1949 gegründet.
Ziel war die Sicherung der Walbestände (, aber damit man immer weiter Walfang betreiben kann)!
Diese Kommission bewirkte genau das Gegenteil, was sie eigentlich sollte. Sie schuf sich Paragraphen, die sie
selbst handlungsunfähig machte.
Wer gegen Resolutionen Einspruch erhob, brauchte sie nicht zu befolgen. Und "Walfang
für wissenschaftliche Zwecke" war eine Lücke, um weiterhin die Wale zu töten und zu vermarkten.
Dennoch, seit 1986 besteht ein Walfangmoratorium; d.h. kommerzieller Walfang ist offiziell verboten.
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Es gibt weltweit über 200 verschieden Umweltschutzorganisationen,
die sich für den Schutz der Wale einsetzen.
In erster Linie ist hier Greenpeace zu nennen. Diese Gruppe schaffte es durch spektakuläre Aktionen vor laufenden
Kameras weltweit die Öffentlichkeit gegen den Walfang zu sensibilisieren.
Auf Grund des öffentlichen Drucks aller
Walschutzorganisationen trat 1986 die offizielle Beendigung des kommerziellen Walfangs in Kraft.
Und es erfolgte die Einrichtungen von Schutzzonen, 1979 im Indischen Ozean und 1994 in der Antarktis.
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Hinweis:
Über Moby Dick, den weissen Wal existiert bereits eine Seite bei Seemotive, nur auf diese Zeile clicken.
Wenn Sie sich die Seite über den Walfang bei den Stammeskulturen, Walfang Teil 1, ansehen möchten,
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Wenn Sie sich die Seite über den Pottwalfang im Pazifik, Walfang Teil 2, ansehen möchten,
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Wenn Sie sich die Seite über die Normstempel auf deutschen Walfangmutterschiffen, Walfang Teil 4,
ansehen möchten, nur auf diese Zeile clicken.
Quelle: Sammlung Klaus-Peter Reinhardt mit Info's und Scans,
Richard Ellis, Mensch und Wal
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