river junk
Flußdschunke
Seemotive :

Von der Flußdschunke zu den Schatzschiffen!

treasure junk
Schatzschiff, Ming Dynastie


China verfügt über drei grosse Flußsysteme, die von West nach Ost verlaufen (Hwangho, Jangtsekiang, Hsikiang). Dazu gibt es ein weites Netz von Nebenflüssen, Seen und Kanälen, die die grossen Flüsse verbinden (u.a. Grosser (Kaiser) Kanal). Somit hat China eine binnenländische schiffbare Strecke von ca. 108.000 km. Dazu kommen noch 18.000 km Küstenlinie und rund 5.000 Inseln.
So ist es nicht verwunderlich, dass bereits um 2.700 vor Ztr. die ersten chinesischen Wasserfahrzeuge gebaut wurden. Der chinesische Schiffbau ist also über 4.000 Jahre alt.
Das Wort 'Dschunke' ist malaiischen Ursprungs. Vermutlich Europäer bezeichneten so die chinesischen Schiffe, die ein Deck und Segel hatten.
Die Marke rechts ist eine Lokalausgabe von Chungking und stellt eine Flußdschunke auf dem Jangtsekiang dar. Flußdschunken hatten hohe Masten um den Wind über den Deichen einzufangen.
local junk


river junk
local junk
Bevor die Dschunken motorisiert wurden, gab es über 100 verschiedene Dschunkentypen. Betrachtet man die Fahrtgebiete, so kann man die Typen in Fluß- Küsten- und Seedschunken einteilen.
Man kann sie je nach Einsatz in Handels-, Reise-, Fischerei-, Polizei- und Kriegsdschunken gliedern. Oft werden die Dschunken auch nach Flüssen, Städten, Inseln, Provinzen und Häfen benannt, wie z.B. die Shanghai Dschunke.
Auf der linken Marke sehen wir eine südchinesische Flußdschunke, Länge um 15 bis 17m, Breite 3,5 bis 4,5m, Tragfähigkeit 20 bis 30 tons, ein Mast, ein Segel, Besatzung 3 bis 5 Mann.
Rechts könnte es sich um eine Yucheng(Post)- Dschunke handeln. Länge um 10m, Breite ca. 2m, Tragfähigkeit 1t, ein Mast, ein Segel, Besatzung 2 Mann.


sea junk
Die Dschunken sind Weiterentwicklungen der ersten Planken- und Kastenboote der Chinesen.
Ihr Rumpf ist meist kraweelbeplankt und hat mehrere Querschotten. Bug- und Heckschott sind immer vorhanden.
Barkhölzer (Scheuerleisten) umziehen das ganze Schiff. Kalfatert wird mit einem Kitt aus Kalk und Tungöl und / oder mit Hanf. Der ganze Holzrumpf wird zwei- bis dreimal im Jahr mit dem Tungöl getränkt.
Es gibt Dschunken mit und ohne Mittel- und Seitenschwertern. Als Heckruder findet man das Balance- sowie das Normalruder.
old junk stamp
Auf den Küsten- bzw. Seedschunken kann das Ruderblatt mit einem Spill in der Höhe verstellt werden. Als Anker werden der chinesische Stockanker, Draggen und auch Steinanker verwendet.
Dschunken können einen bis zu 5 Masten haben, die Schatzschiffe hatten bis zu 10 Masten, siehe unten.
Die Masten sind unverstagt ohne aufgesetzte Stengen; sie sind schräg geneigt. Nur in Südchina findet man Wanten und Stage.


Fujian junk
junk sail
Als Segel werden Luggersegel gefahren. Sie haben in kurzen Abständen viele eingearbeitete Bambus-Latten.
Die früheren Segel bestanden aus Schilf, Binsen oder Reisstroh. Um nicht zu reißen oder die Form zu verlieren waren die vielen Latten notwendig. Erst seit Mitte des 19. Jahrhunderts wurden auch Stoffsegel benutzt.
Das laufende Gut wird aus Hanf oder geflochtenen Bambusstreifen gefertigt. Das Segel wird durch grosse, weite Schlaufen am Mast gehalten, siehe rechten Markenausschnitt.
Mit einem Beiholer am Vorliek des Segels kann man 15 bis 30% der Segelfläche vor den Mast holen und so den Segelschwerpunkt verändern. Es ist damit ein Trimm gegen Luv- bzw. Leegierigkeit möglich.
Auf obiger Marke sind die Fallen zum setzten des Segels und die seitlichen Halteleinen (lazy jacks) des Segels gut zu erkennen.
Am Achterliek befindet sich das Schotsystem. Größere Dschunken hatten auch ein Topsegel.
Auf der Singapore Marke ist eine Fujian Dschunke dargestellt. Es ist eine Handelsküstendschunke. Länge um 20m, Breite ca. 5m, Tragfähigkeit 60-80t, drei Masten mit drei Segeln, Besatzung ca. 10 Mann.


junk
An jeder Segellatte ist am Achterliek eine Leine befestigt, die über Blöcke zu einem Schotensystem zusammengeführt wird, siehe Markenausschnitt rechts.
Der Dschunkenmatrose muss nur eine Schot bedienen, um das Segel optimal einzustellen.
Es gab einen Dschunkentyp der Kualou genannt wurde, das bedeutet Flaschenkürbis.
Im Bereich des Grossmastes wurde der Rumpf wie bei einer Wespentaille zusammengezogen.
Diese merkwürdige Bauart war auf vergangene Zollbestimmungen zurückzuführen, denn zur Gebührenfestsetzung wurde der Frachtumfang in Höhe des größten Mastes gemessen.
junk sail
Auf der Marke sehen wir eine Seedschunke. Länge um 25-28m, Breite ca. 5-6m, Tragfähigkeit um 100-150t, drei Masten mit drei Segeln, Besatzung um 20 Mann.


junk
rowing
Auf den Flüssen wurden die Dschunken oft stromaufwärts gezogen, d.h. getreidelt. Die Treidler waren sogar in Gilden organisiert. Sie zogen die Schiffe an einer mehrere 100m langen Schlepptrosse.
Diese aus grüner Bambusrinde geflochtenen Trossen wurden vor dem treideln in Tungöl gekocht. Die Schlepptrosse wurde am Spill oder an extra kleinen, kompakten Masten befestigt. Ein Treidlermeister hatte das Kommando, er gab einem Trommler das Tempo vor.
Die Dschunken wurden auch gerudert, und zwar im Stehen, siehe Markenausschnitt. Auf den Flußdschunken wurde mit dem Blick in Vorrausrichtung gerudert.
Die Zeichnung auf der Marke könnte wegen der Kabinenaufbauten eine Reisedschunke sein. Länge um 20m, Breite ca. 5m, Tragfähigkeit um 50t, zwei Masten mit zwei Segeln, Besatzung um 18 Mann.


war junk
Links sehen wir auf der Marke eine Kriegsdschunke mit einer Reihe von Ruderern und einer Kanone am Bug.
Das Piratenunwesen war auch in China verbreitet.
So benötigte man zur Sicherung der Seewege auch bewaffnete Dschunken. Zum Schutz gegen Piraten fuhren die Handelsdschunken auch in Konvois.


Die Chinesen hatten nicht nur das Schiesspulver erfunden.
Sie hatten z.B.schon im 14. Jahrhundert Kanonen, Katapulte, Flammenwerfer, Seeminen, Raketen und eine Maschinenarmbrust, mit der ein Matrose in 15 Sekunden 20 Pfeile abschiessen konnte, rechte Marke.
Diese Marke und zwei weitere unten stammen aus einem interessanten Liberia Block mit 17 Marken über 'Science and Technology of Ancient China'.
armbrust


fishing junk
Auf dieser Hongkong Marke sehen wir eine Fischerei-Dschunke.
Länge um 20m, Breite ca. 5m, Tragfähigkeit um 50t, drei Masten, drei Segel, Besatzung um 10 Mann.
Das Netz wurde mit Winden oder per Hand eingeholt.
Es wurden u.a. Gelbfische, Bandfische und Tintenfische gefangen.


Hainan junk
Singapore trader
An der Südküste Chinas liegt die Insel Hainan. Auf der linken Marke ist eine Hainan Dschunke abgebildet.
Länge um 12-16m, Breite 6m, Tragfähigkeit ca 30t, drei Masten, drei Segel, Besatzung 5 bis 10 Mann.
Hainan Dschunken hatten einen gedrungenen Rumpf, einen spitzen Bug und ein Deckshaus auf dem Achterschiff.
Auf der rechten Marke sehen wir eine Seedschunke, den 'Jiangsu Trader', auch der Peichihli Dschunke ähnlich. Länge um 24-46 (55)m, Breite um 9m, Tiefgang um 4,5m, Tragfähigkeit 180 (240 bis 360)t, fünf Masten mit neun Segeln, Besatzung 20 bis 30 Mann.
Ab dem 13. Jahrhundert begann China grosse Seedschunken für den Handel mit anderen Ländern zu bauen.
Am Heck der Schiffe war der Heimathafen in chinesischen Schriftzeichen aufgemalt. Zusätzlich kam eine arabische Nummer dazu. Sie war praktisch eine Zollnummer und wies schon auf den europäischen Einfluß hin.


fish painting
tiger painting
Auf der linken Marke ist eine Ningpo-Dschunke abgebildet.
Diese Seedschunke hat eine Länge von 35 bis 55m, Breite 6,5 bis 8,5m, Tragfähigkeit um 180 bis 400 tons, drei Masten mit drei Segeln, Besatzung 38 bis 42, max. 60 Mann.
Es gibt die Ningpo-Dschunke in einer kleineren Version für die Fischerei. Diese Dschunken fallen durch ihre besondere Bemalung auf.
Die Dschunke wird als lebendes Wesen betrachtet und mit einem Drachenfisch verglichen. Das hohe Heck stellt den aufgeworfenen Schwanz des Fisches dar. Auf den Bug ist das aufgerissenen Maul aufgemalt.
An beiden Rumpfseiten sind die Augen des Fisches zu sehen, durch die die Dschunke den richtigen Kurs findet. Am Heck ist der Vogel Feng dargestellt, dem das Element Wasser zugeordnet wird und der den Meeresgott wohlwollend stimmen soll.
Ebenfalls bunt bemalt ist die Hangchou-Dschunke, rechte Marke. Den Bug ziert ein Tigerkopf, der das Schiff beschützen und die bösen Dämonen in Schrecken versetzen soll.
An den Rumpfseiten sind Ornamentbänder und das die Urkräfte darstellende Yin-Yang Symbol aufgemalt. Am Heck findet man ebenfalls den Vogel Feng.


trade and junks
Links sehen wir eine Fluß- oder Küstendschunke und rechts eine Küsten- und Seedschunke. Es wird munter Handel betrieben.
Im Binnenverkehr wurden oft Nahrungsmittel transportiert wie Gemüse, Sojabohnen und Reis. Ansonsten wurde mit Tonwaren, Seide, Porzellan, Schiesspulver, Tee und Gewürzen gehandelt.
Links im Hintergrund sehen wir zwei Frachtboote.
Auf ihnen erkennt man je eine stehende Person, die mit einem Riemen 'wriggt'. Das Wriggen als Fahrtantrieb war und ist noch heute weit verbreitet.


Japan junks
Hier sind zwei japanische Dschunken abgebildet.
Das linke Schiff ist ein Kentoshisen-Boot aus dem 6. - 12 Jahrhundert. Es war in der Tung Dynastie mit Missionaren von Japan nach China unterwegs.
Rechts ein großes Handelsschiff, Zeitraum 1575 - 1866, genannt Goshuin-Sen.


Während der Ming Dynastie (1368 - 1644) erlebten Schiffbau, Schiffahrt und Handel in China einen riesigen Aufschwung. Ab dem Jahre 1400 wurden hier die bis heute größten Segelschiffe der Welt gebaut.
Diese Riesendschunken nannte man Schatzschiffe weil sie so wertvoll wie ein Schatz waren.
Einige Daten: Länge 142 bis 163m, Breite um 55m, Ladekapazität 3600 tons, 16 wasserdichte Schotten, Rumpf mit drei Plankenschichten, Material Teakholz und Bambus, 7 bis 10 Masten, Luggersegel und Topsegel, Besatzung 650 Mann, bewaffnet mit Kanonen, Flammenwerfern, Katapulten für Granaten und Seeminen.
treasure junk
In die Marke ist rechts unten die 'Nina'(L-21m) des Columbus hineinkopiert um einen Grössenvergleich zu den gigantischen Dimensionen der Schatzschiffe darzustellen.


Zeng He
Von 1405 bis 1433 unternahmen die Chinesen sieben historisch belegbare Reisen in den Südpazifik, Indischen Ozean, zum Persischen Golf und bis nach Afrika.
Dies geschah 80 Jahre bevor Columbus nach Amerika segelte. Die Fahrten standen unter der Leitung von China's berühmtesten Navigator, Zheng He (Cheng Ho).
Zheng He (1371 - 1435) stammte aus einer Muslim Familie und wurde mit 10 Jahren zum Hof der Ming Herrscher geschickt. Wie alle dort Dienenden wurde er kastriert und dann im Kriegsdienst ausgebildet.
1403 bekam er den Auftrag, eine grosse Flotte von Kriegsschiffen und Versorgern zu bauen. So entstanden die Schatzschiffe.
Auf dem Block ist Zheng He mit verschiedenen Dschunken seiner Flotte abgebildet. Sein Flaggschiff hatte den Namen 'Floß der Sterne'.


Zeng He
flamethrower
Auf der linken Marke sehen wir Zheng He und im Hintergrund die Kurse, die seine Schiffe auf den sieben Reisen von 1405 bis 1433 fuhren.
Die Angaben über die Flottenstärke schwanken von 160 bis 317 Schiffen, davon waren rund 2/3 Schatzschiffe.
Die Besatzungen werden mit 27.000 bis 28.000 Personen angegeben, inclusive 2.000 Konkubinen. Mit ihnen wurden in neuentdeckten Gebieten Kolonien gegründet.
Neben lebendem Vieh und keimenden Sojasprossen, die den Vitamin-C Bedarf der Mannschaft deckten, waren auch Destillationsapparate für Frischwasser an Bord!
Und die Schiffe waren mit Kanonen, Raketen und Flammenwerfern (rechte Marke) schwer bewaffnet.


treasure ships
treasure ships
Es wird heute vermutet, dass die chinesischen Expeditionen auch in den Atlantik bis nach Grönland segelten und auch das Kap Horn umfuhren.
1993 wurde in Kalifornien das Wrack einer Dschunke geborgen. Und einige europäische Entdecker nutzten Karten, die die fernen Küsten zeigten, die sie erst entdecken wollten!
Der britische Hobby-Historiker G. Menzies hat Belege und Beweise gesammelt, die besagen, dass die Chinesen an den Küsten Amerikas kleine Kolonien gegründet hatten.
Rechts sehen wir einen Ausschnitt der linken Marke. Bei dem Schatzschiff sind deutlich die Topsegel erkennbar.


canal lock
Gegen Mitte des 15. Jahrhundert vollzog sich in China ein radikaler Richtungswechsel.
Zwischen Offiziellen der Konfuzius Schule und der Eunuchen-Administration entstand ein politischer Streit.
Die Konfizius Gruppe setzte sich mit ihren Argumenten für mehr heimische Landwirtschaft und Förderung innerer kulturellen Bestrebungen gegen den Seehandel und ausländische Kontakte der Administration durch.
Das Land isolierte sich selbst, ein politischer Zentralismus setzte sich durch. Die Seefahrt und der Handel zu anderen Ländern wurde aufgegeben.
Das eigene Kanalsystem wurde ausgebaut, die Binnenwirtschaft forciert.
Der Neubau von Schiffen mit mehr als einem Mast wurde verboten, Unterlagen der Expeditionsreisen wurden konsequent vernichtet. Die Marine brach zusammen, im Jahre 1503 war sie auf ein-zehntel ihrer einstigen Größe geschrumpft!
Auf der Marke ist eine Flußdschunke ohne Mast auf einem Kanal vor einer Schleuse zu sehen.


Auf dieser Marke sehen wir die chinesische Dschunke 'Keying'.
Sie hat eine Länge von 45m, eine extreme Breite von 10,7m, größte Masthöhe 28m, Verdrängung 750 tons. Sie wurde 1846 von einigen unternehmungslustigen Engländern gekauft.
Sie segelten damit von Hongkong (Dezember 1846) um das Kap der Guten Hoffnung (März 1847) bis nach England (März 1848). Unterwegs machten sie noch Station auf St. Helena (April 1847).
junk Keying
Das war der Grund für die Herausgabe dieser Marke. Mit dieser Fahrt wurde bewiesen, dass die Dschunken 'trockene', seetaugliche Schiffe waren, die die ganze Welt befahren konnten und hatten!


Pearl S. Buck
family
Links eine Dschunken-Marke mit einem Bezug zur Literatur.
Pearl S. Buck, amerikanische Schriftstellerin, lebte von 1892 bis 1973. Sie wuchs in China auf und heiratete dort einen Missionar.
Sie war Professor für englische Literatur an der Universität in Nanking. Sie erhielt viele Auszeichnungen, den Pulitzerpreis und 1938 den Nobelpreis. Das Motiv der Dschunke auf dieser Marke soll an ihren Roman "Die gute Erde" erinnern.
Rechts ein Gemälde über ein buntes Treiben an Bord einer Dschunke; das Bild passt zur "Guten Erde".


Jian Zhen
Auf diesem Gemälde schippert der chinesische buddhistische Priester Jian Zhen im Jahre 753 nach Japan.
Er war von japanischen Priestern eingeladen worden.
Allerdings gelang ihm die Überfahrt erst im sechsten Versuch.
Einige Schiffuntergänge und anderen Rückschläge (u.a. Verlust seines Augenlichtes) verhinderten die ersten fünf Versuche.


Quellen:
Peter Wieg, Dschunken
Peter Wieg, Johannes Freyer, Chinesische Flußdschunken
Lutz Bunk, 50 Klassiker - Schiffe
Pearl S. Buck

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