Seemotive :
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Katapult- Schleuderflugpost von deutschen Schiffen!
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Angeblich soll eine französische Reederei bereits 1899 den Versuch gemacht haben, Post zwischen Europa und
Amertika schneller zu befördern. Sie ließ auf ihren Schiffen 200 km vor dem Zielhafen Brieftauben
aufsteigen. Diese Tauben erreichten das Land schneller als das Schiff.
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Diese Versuche waren der Ursprung, der zu den Katapultflügen führte.
Von einer Katapultanlage an Bord eines Schiffes wurden kleine Wasserflugzeuge mit einer Ladung Post gestartet.
Sie erreichten das Festland lange vor dem Schiff.
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Schnelldampfer "Bremen"
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Katapultanlage
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Im Jahre 1928/29 ließ der Norddeutsche Lloyd auf seinen neuen Schnelldampfern "Bremen" und "Europa"
eine Katapultanlage für Postflugzeuge einbauen. Die Schiffe waren im Liniendienst auf dem Nordatlantik eingesetzt.
Transatlantikflüge gab es damals noch nicht.
Mit dem Postflugzeug wollte man die Postlaufzeiten verkürzen.
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Das Flugzeug wurde jeweils einen Tag vor Eintreffen des Dampfers
in New York bzw. Southampton vom Bordkatapult gestartet und flog dem Schiff zum Zielhafen voraus.
Dadurch erreichte die Post ca. 14 Stunden vor Eintreffen des Schiffes das Festland.
Auf diesem grünen (!) Stempel ist die Route zwischen Europa und Amerika mit Schiff und Flugzeug
gut dargestellt. Sonderstempel mussten laut Reichspostamt rot sein.
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Das Flugzeug war ein Heinkel Luftboot.
Es flog mit 215 km/h und konnte 200 Kilo Post, das sind etwa 11.000
Postsachen befördern.
Ab 1934 wurden Junkers Maschinen eingesetzt.
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Auf dem Brief des Schnelldampfers "Bremen" ist der Stempel 'Erster Deutscher Katapultflug 22.7.1929
Dampfer Bremen New York' gut erkennbar.
Die Marken sind mit dem Stempel 'Deutsch-Amerikanische-Seepost, Bremen New York, D. Bremen" entwertet.
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Die Flugdistanz beim ersten Flug von Bord der "Bremen" nach New York betrug 110 km, später lagen
die Distanzen zwischen 500 und 1.200 km, die längste Strecke war 2.487 km.
Die Bezeichnung 'Katapultflug' wurde 1931 in 'Schleuderflug' geändert, wie auf diesem Brief
vom Dampfer "Europa" zu sehen.
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Die Postlaufzeit wurde zusätzlich durch die Nachbringerflüge reduziert.
Den von Bremerhaven ausgelaufenen Schiffen wurde die zu befördernde
Post nach den weiteren europäischen Häfen Cherbourg und Southampton hinterhergeflogen.
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Zwei Beispiele von Nachbringerflügen von Köln nach Cherbourg,
siehe den Stempel 'Mit Luftpost zum Dampfer Bremen befördert'.
Der Vorausflug nach New York wird mit einem 'Schleuderflug' Stempel
dokumentiert. Der obige Kastenstempel 'Mit Vorausflug nach New-York' sollte abgeschlagen werden, wenn
kein Text auf dem Brief diesen Vorausflug kennzeichnete.
Wie man sieht wurde das nicht so genau genommen.
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Die Zeitersparnis für die Postbeförderung betrug um 14 Stunden, bei Nachbringerflügen
sogar bis 72 Stunden.
Die Schiffe brauchten 7 Tage von Bremerhaven via Southampton und Cherbourg bis nach New York.
Die Beförderungsdauer von Kontinent zu Kontinent
wurde so im günstigsten Fall von sieben auf vier Tage reduziert.
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Schaden am Flugzeug bzw. Schlechtwetter (Neufundlandbänke Nebel) führten auch zu Ausfällen.
Am 5.10.1931 stürzte ein Flugzeug ab, Pilot und Funker/Maschinist galten als verschollen.
Die Postsendungen gingen verloren.
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Schnelldampfer "Europa"
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Die "Bremen" mit dem Luftschiff "Hindenburg"
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Die Katapultflüge über den Nordatlantik wurden von Juli 1929 bis zum Oktober 1935 durchgeführt.
Danach übernahmen die Luftschiffe "Graf Zeppelin" und "Hindenburg" die Postbeförderung auf dieser
Route. Die Nachbringerflüge wurden bis zum Beginn des 2. Weltkriges durchgeführt.
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Für die Katapult- und Nachbringerflüge wurden eine Vielzahl von Nebenstempeln eingesetzt.
Bis 1933 gab es für jeden Flug einen Stempel in anderer Form und Farbe.
Danach erhielten die Briefe jahrgangsweise die gleiche Darstellung mit wechselnden Daten.
Ab 1933 trugen die Stempel auch Hakenkreuze, die allerdings
auf Druck der Amerikaner noch im gleichen Jahr eingestellt wurden.
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Es gab Land- und Seeaufgaben, Landpostaufgaben mit Nachbringer- und Schleuderflug oder nur
Nachbringersendungen.
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Ein Sammlerbeleg (ohne Anschrift) vom 1. Katapultflug des Dampfers "Europa" im September 1930.
Der Brief enthält deutsche Marken und Stempel für die Schiffsreise und den Flug nach New York.
Die Rücksendung als US Seepostaufgabe erfolgte mit amerikanischen Marken und Stempel.
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Schnelldampfer "Columbus"
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Der Schnelldampfer "Columbus" hatte keine Katapultfluganlage an Bord. Dennoch wurden zu diesem Schiff auch
die Nachbringerflüge von Köln zu dem letzten europäischen Hafen des Schiffes durchgeführt.
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Dampfer "Schwabenland"
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Dampfer "Westfalen"
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Auch über dem Südatlantik fanden Katapultflüge statt. Weil es noch kein Transportflugzeug gab,
das den Südatlantik in einem Flug überqueren konnte, dienten die Schiffe als schwimmende
"Stützpunkte" mitten im Atlantik.
Zum Einsatz kamen die "Westfalen" und später die "Schwabenland".
Die Post aus Deutschland wurde von Stuttgart über Sevilla und Las Palmas nach Bathurst (Gambia) geflogen.
Von dort ging es dann über See nach Natal, Brasilien.
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Auf halber Strecke wurde im Atlantik bei der "Westfalen" gewassert. Das Flugboot glitt auf
ein Schleppsegel (Schlepprampe) des Schiffes und wurde dann per Kran an Deck gehievt.
Dann folgten auftanken und der Katapultstart zum Weiterflug.
Auf der rechten oberen Marke ist die Strecke über See gut erkennbar.
Als Flugboot wurde eine Dornier-Wal eingesetzt.
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Die Versuchsflüge fanden 1933 statt.
Der regelmäßige Postdienst nach Südamerika begann im Februar 1934.
Abgebildet oben sind zwei Postkarten von den ersten Katapultstarts von der "Westfalen", einmal nach Brasilien,
einmal nach Afrika. Auf der linken Karte ist
beim Absender die Position der "Westfalen" angegeben, Südatlantik, (Phi) 4 Grad südliche Breite
und (Lambda) 26 Grad westliche Länge. (Das "südliche" und "westliche" steht dort nicht, sondern wird
angenommen)
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Im September 1934 wurde eine größere, 10 Tonnen schwere Version des "Wal" Flugbootes eingesetzt.
Diese Maschine konnte die Strecke Bathurst - Natal non stop fliegen. Die "Westfalen" wurde vor der Küste Gambias
stationiert um von dort den Katapultstart durchzuführen. Für den Rückflug wurde die
"Schwabenland" vor die Küste von Natal positioniert.
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Hier eine Karte, die von Danzig (29.1.1934) über Berlin (30.1.34), Stuttgart,
Dampfer "Westfalen", Rio de Janeiro bis nach Sao Paulo (9.2.34, Eingangsstempel
auf der Rückseite) befördert wurde.
Der rote Stempel hat als Inschrift: Deutsche Luftpost Europa - Südamerika.
Um die Route besser sichtbar zu machen,
wurde das Kartenbild links zusätzlich vergrössert dargestellt.
Beim Flugzeugsymbol Mitte Atlantik steht "DWestf", also dort lag die "Westfalen".
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Hier nun ein wirklicher "Bedarfsbrief", Schleuderflug Südatlantik. Aufgegeben am 1. 2. 1937 in Helmstedt,
angekommen in Rio am 6. 2. 1937 (Stempel Rückseite). Im roten Stempel steht: Deutsche Luftpost, Europa -
Südamerika. Diese Stempel wurden auch bei Zeppelinflügen verwendet. Man kann hier nur den Katalog
aufschlagen und die Flugdaten heraussuchen, ob dieser Beleg mit dem Flugzeug oder einem Zeppelin befördert
wurde. Am 4.2.1937 fand ein Flug Europa - Südamerika statt.
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Die Briefe von Südamerika nach Europa haben oft einen Stempel 'Correio Aereo 2A T
Destricto Federal' (ohne Absender im Stempel). Das ist dann ein echter Luftpostbrief via einem
Katapultschiff. Zusätzlich wurde manchmal noch ein Condor Stempel abgeschlagen.
Im südamerikanischen Luftraum war die Lufthansa-Tochter Condor zuständig.
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Ein Brief vom 1. Flug von Brasilien Richtung Europa, hier nach Kopenhagen.
Der Flug startete am 8.Februar 1934, dazu auf der linken Vorderseite ein Condor- Bestätigungsstempel.
Auf der rechten Rückseite ein Eingangsstempel von Stuttgart, auf dem Schiff und Flugzeug
zu sehen sind. Daneben ein Eingangsstempel von Dänemark.
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Im oberen roten Stempel kann man Argentina - Europa lesen, darunter wird an den 250. Flug erinnert.
Im Eingangsstempel von Frankfurt steht '250 mal über den Südatlantik, 13.6. 37'.
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Im Jahre 1984 erschien diese brasilianische Marke "50 Jahre regelmässige Flugverbindung Deutschland Brasilien".
Das abgebildete Flugboot ist eine "Dornier-Wal"
Das kleine Schiff soll ein Katapultschiff sein.
Der Südatlantik-Flugdienst mit den Katapultschiffen war nicht wirtschaftlich und wurde 1938 eingestellt.
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Die Lufthansa hatte die "Westfalen" und die "Schwabenland" (ex. "Schwarzenfels") gekauft.
Später kamen noch die "Ostmark" und die "Friesland" dazu. Hier eine
Schiffspost von MS "Orinoco":
- Per Postboje durch Flugzeugstützpunkt "Schwabenland" via Azoren -.
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Der französische Dampfer "Ile de France" der Compagnie Generale Transatlantique
war das erste Schiff, dass eine Katapultanlage an Bord hatte. Zwischen
1928 bis 1930 fanden insgesamt 21 Katapultflüge von diesem Schiff statt.
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Hier ist ein Brief mit doppelter Katapultpostbeförderung von zwei verschiedenen Schiffen abgebildet.
Als Seepost am 23.9.1929 auf der "Ile de France" aufgegeben und mit Vorausflug nach New York befördert.
Danach wurde der Brief auf der Rückseite mit amerikanischen Marken frankiert. Als Landpostaufgabe kam er dann
auf die "Bremen", von der ein Vorausflug nach einem europäischen Flugplatz erfolgte; im roten Stempel steht
Cherbourg. Von dort über Köln nach Le Havre.
Ein "frisierter" und verschmierter Brief, "echt gelaufen", ein "philatelistisches Meisterwerk"!
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Quellen :
M. Hofbauer, D. Leder, P. Schmelzle, Die Welt der Überflieger, Deutsche Post AG, 2003
P. Fischer, Als Dampfer Postflugzeuge mitnahmen, Briefmarkenspiegel 8/2003
E.Haberer, Katalog über Katapultpost, Teil 2 Südatlantik, 1998
K. Kayssner, Grosser deutscher Schleuderflugkatalog, 1933
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