Seemotive :
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Die Schiffe, die in Linie segelten!
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In Kiellinie .......
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Fracht- oder Passagierschiffe fahren heute als Linienschiffe auf festgesetzten Routen
genau nach einem Fahrplan. Ende des 19., Anfang des 20. Jahrhunderts wurden
stark gepanzerte Schlachtschiffe als Linienschiffe bezeichnet.
Im 17. und 18. Jahrhundert nannte man die großen
Kriegsschiffe, die hintereinander in einer Linie in eine Schlacht steuerten,
Linienschiffe.
Von diesen Schiffen handelt diese Seite.
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Im April 1653 traten in der britischen Flotte zwei neue Anweisungen von historischer
Bedeutung in Kraft. Die erste trug den Titel 'Instruktionen zur besseren Befehlsgebung
für die Flotte in See'. Es waren Segelanweisungen und Richtlinien für die
Kommunikation. Die zweite trug den Titel 'Instruktionen zur besseren Befehlsgebung
für die Flotte im Gefecht'. Es enthielt die ersten Anordnungen zum Formieren einer
Kiellinie, d.h. jedes Schiff hat dem Voranfahrenden genau im Abstand von einer
Kabellänge (185m) zu folgen. Zusätzlich
wurden noch verschiedene Manöver zum Einhalten der Linie beschrieben.
Die Linie wurde in eine Vorhut, der Mitte mit den größten Linienschiffen
und einer Nachhut eingeteilt.
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Dies blieb bis zu Beginn des 19. Jahrhunderts die übliche Flottentaktik.
Auf der Marke sehen wir den Admiral Blake, in jener Zeit unter Cromwell
Führer der britischen Flotte und Unterzeichner dieser Dokumente.
Auch die Franzosen kämpften nach dieser Taktik. Die 'Tactique Navale' von 1763
verwarf den Enterkampf und forderte die Kapitäne auf, in Linie ihre
Schlachtposition zu halten.
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Bei dieser Schlacht vor der Karibikinsel St.Kitts können wir eine Linienformation
der Schiffe erkennen. Im Januar 1782 erschien der französische Comte de Grasse
mit 24 Linienschiffen vor St.Kitts und setzte 8.000 Mann in Basseterre an Land.
Dem englischen Rear-Admiral Hood gelang es mit 22 Linienschiffen, vorbei an denFranzosen,
sich vor dem Hafen in Kiellinie zu formieren. Als die Franzosen angriffen fuhren sie in die
vollen Breitseiten der Briten. Sie brachen darauf den Kampf ab, während Hood vor Anker
ging. Am folgenden Tag wurde auch der zweite Versuch der Franzosen so abgeschmettert.
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Im Juli 1823 fand eine Seeschlacht zwischer einer venezolanischen Flotte gegen einen spanischen
Verband in der Maracaibo See statt.
Auf dieser Marke ist gut zu sehen, wie beide Flotten in einer Linie aufeinander zulaufen.
Segeltechnisch ist dies allerdings nur bei einem Windeinfall von einer Seite möglich (halben Wind).
Bei einem Abstand von 100m oder weniger drehen die Schiffe um mit ihren Breitseiten das
Feuer zu eröffnen.
Venezuela gewann.
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Auf den Linienschiffen waren die Kanonen über mehrere Decks verteilt und zwar von
zwei durchlaufenden Decks bis zu vier Decks. Man hat die Schiffe dann auch als
Zweidecker, Dreidecker oder Vierdecker bezeichnet. Die schwersten Geschütze kamen
auf das unterste Batteriedeck, es waren die 32-Pfünder, darüber im Mitteldeck
und Oberdeck waren die 24 und 12-Pfünder. Die Kanonen waren Vorderlader. Bei den kleinen
Kanonen gehörten 6 Mann zur Bedienung, bei den mittleren um 10 und den großen
Kanonen 12 bis 14 Mann. Nach dem Abfeuern brauchte man 20 bis 30 Minuten zum
Nachladen.
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Ein Linienschiff mit 100 Kanonen konnte mit einer einzigen Breitseite
eine halbe Tonne Munition in ein gegnerisches Schiff feuern. Die Reichweite der
schweren Geschütze betrug 1km bis 1,5km.
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Bei der Royal Navy wurden die Schiffe nach ihrer Kampfstärke in sechs Ränge
eingeteilt. Als Linienschiffe durften nur Schiffe eingesetzt werden, die einen Rang von
eins, zwei oder drei besaßen. Rang vier bis sechs waren kleinere Einheiten.
Rang-1 Schiffe hatten 850 bis 1000 Mann Besatzung, 100 und mehr Kanonen auf drei
oder vier Decks und verdrängten mehr als 2000 Tonnen.
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| Hier folgen nun zwei Rang-1 Schiffe.
Oben ist die 'Sovereign of the Seas' abgebildet. Sie wurde 1637 gebaut und war das
größte, teuerste, verzierteste und am stärksten bewaffnete Schiff in
dieser Zeit. Sie war auch der erste Dreidecker und lief 7kn.
Ihre Maße: 51m x 15m x 9m, 100 Kanonen. 1649 wurde sie in
'Sovereign' umbenannt. 1660 folgte ein erneuter Umbau zum Zweidecker, der ihre
Gefechtseigenschaften verbessern sollte und sie bekam den Namen 'Royal Sovereign'.
Sie war an sieben Seeschlachten beteiligt. 1669 ging sie durch Feuer verloren, eine
Kerze fiel in den Laderaum und entzündete ihn.
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Links sehen wir die spanische 'Santissima Trindad'. Sie wurde 1769 gebaut, ihre
Maße waren 50m x 16m x 7m, 116 Kanonen. 1795 wurde sie um 2m verlängert und mit
130 Kanonen bestückt. Sie war der einzige je gebaute Vierdecker und hatte rund
1000 Mann Besatzung. Sie war langsam
und schwer zu segeln. 1805 in der Schlacht von Trafalgar wurde sie von den Briten erobert,
der Abschleppversuch gelang im Sturm nicht, sie sank.
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Nelsons 'Victory' war auch ein Rang-1 Schiff. Sie war 1778 in Dienst gestellt
und als Dreidecker gebaut worden. Sie
trug 102 Kanonen und hatte 850 Mann Besatzung. Ihre Maße: 69m x 15m x 7m,
Verdrängung 3500 Tonnen. Mit 36 Segeln an drei Tannenholz-Masten konnte
sie bei starkem Wind 10 Knoten laufen, normal waren 6kn.
Ihre Aussenhaut aus englischer Eiche war 60cm dick.
Mit 35 Tonnen Pulver und 120 Tonnen Geschosse war sie eine schwimmende Festung.
Sie war Flaggschiff der Admirale Kampenfelt, Howe, Hood, Jervis und Nelson. Sie war
an sechs Seeschlachten erfolgreich beteiligt. In der Schlacht von Trafalgar 1805 verlor sie
einen Mast und mußte nach Gibraltar geschleppt werden.
Sie wurde 1922 in Portsmouth eingedockt und
präpariert. Sie liegt noch heute dort als Museumsschiff.
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Rang-2 Schiffe hatten 750 bis 850 Mann Besatzung, 84 bis 98 Kanonen auf drei
Decks und verdrängten 1650 bis 1950 Tonnen.
Links sehen wir die 'Barfleur'. Sie wurde 1768 gebaut, verdrängte 1947 Tonnen und hatte
108 Kanonen auf drei Decks. Durch die hohe Anzahl der
leichteren Geschütze (42) wurde sie als 2nd Rate Ship eingestuft. Sie war an sieben
Schlachten beteiligt, u.a. auch bei St.Kitts, der Chesapeak Bay und den Saints.
1819 wurde sie abgewrackt.
Auf der rechten Marke ist die portugiesische 'Nossa Senhora de Conceicao' abgebildet.
Sie passt mit ihren 80 Kanonen auch in die
Rang-2 Kategorie. Sie wurde 1716 gebaut und hatte 700 Mann Besatzung. Sie zeichnete sich
besonders 1717 bei der Schlacht von Kap Matapan (Griechenland) aus. Dort schoß
die 'Senhora' das Flaggschiff einer türkischen Flotte in ein schwimmendes
Wrack und entschied damit die Schlacht.
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Rang-3 Schiffe hatten 520 bis 750 Mann Besatzung, 64 bis 80 Kanonen auf zwei
Decks und verdrängten 1200 bis 1600 Tonnen.
Hier ist die französische 'Le Protecteur' abgebildet. Sie wurde 1761 gebaut,
hatte die Maße 56m x 11m x 6m. An Bord waren 64 Kanonen und 678 Mann
Besatzung. Unter dem Befehl von De Grasse kämpfte sie in der Schlacht von
Dominica.
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Die Rang-4 bis Rang-6 Schiffe waren keine Linienschiffe, sie werden hier nur der
Vollständigkeit halber aufgeführt.
Rang-4 Schiffe hatten um 350 Mann Besatzung, 50 bis 56 Kanonen auf zwei
Decks und waren etwa 45m lang. Die linke Marke zeigt so einen Zweidecker.
Rang-5 Schiffe hatten um 250 Mann Besatzung, bis zu 50 Kanonen
und waren 39 bis 45m lang. Es waren Fregatten. Die mittlere Marke zeigt
die britische 'Endymion'. Sie wurde 1779 gebaut und war mit 44 Kanonen ein Rang-5
Schiff.
Rang-6 Schiffe hatten ca. 150 Mann Besatzung, 20 bis 28 Kanonen und waren etwa
35m lang. Sie dienten als Kurier- und Begleitschiffe. Es waren Schoner oder Slups.
Als Größenbeispiel hier der portugiesische Schoner 'Santa Maria'.
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Zurück zu den Linienschiffen. Zwischen dem Anbrennen der Zündschnur und der
Explosion des Pulvers vergingen Sekunden, in denen das Schiff eine Aufwärts- oder
Abwärtsbewegung machte. Daraus resultierten Hoch- oder Flachschüsse.
Die Briten sollen die Flachschüsse in die Rümpfe der Gegner bevorzugt
haben, während die Holländer mit ihrer leichteren Artillerie in die Takelage
schossen, um die Schiffe manövrierunfähig zu machen. Wenn die feindlichen
Linien eine Abstand um 300m hatten, war ein Treffer durch die Schiffsbewegung meist
ein glücklicher Zufall. Aus diesem Grund näherten sich einige Admiräle
ihrem
Gegner bis auf 50m, um so sichere Treffer landen zu können.
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Hier sehen wir das Rang-1 Schiff 'Britannia'.
Gebaut 1820, in Dienst gestellt 1824, 120 Kanonen in drei Decks, 2616 Tonnen, Länge
63m, Breite 17m(?). Es war Flaggschiff der Royal Navy im Mittelmeer, nahm an der
Beschießung von Sewastopol im Krimkrieg teil. Ab 1859 war sie Ausbildungsschiff
für die Kadetten in Portsmouth. 1869 wurde sie abgewrackt.
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Franzosen und Holländer bauten auch Linienschiffe.
Die auf dieser Seite ganz oben bei der Überschrift abgebildete 'Ville de Paris'
wurde 1764 in Dienst gestellt. Sie hatte 104 Kanonen auf drei Decks und war Flaggschiff
der Admiräle De Guichen und De Grasse. Sie war in die Schlachten bei der Chesapeak
Bay und bei den Saints verwickelt. 1782 sank sie bei einem Sturm vor Neu Fundland.
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Hier sehen wir die französische 'Soleil Royal' eine Breitseite abfeuern. Sie war das
Prunkstück von Louis dem XIV. Sie wurde 1689 als Dreidecker gebaut. Sie hatte 104
Kanonen an Bord, eine Länge von 76m und eine Breite von 15,5m. Zu Kriegszeiten
betrug die Besatzung 1100 Mann. Als Flaggschiff von Tourville in der Schlacht bei La Hogue war
sie eines der drei Schiffe, die von den Engländern in Brand gesetzt wurden.
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Hier sehen wir den holländischen Admiral de Ruyter mit seiner 'De Zeven Provincien'.
Das Schiff hatte 80 Kanonen und 475 Mann Besatzung an Bord, die Maße waren
46m x 12m x 5m.
Das Schiff nahm unter de Ruyter an vielen Seeschlachten gegen die Engländer teil,
u.a. auch 1666 an der Vier-Tage Schlacht, die die Holländer gegen die Engländer
gewannen. 1692 wurde das Schiff bei La Hogue schwer
beschädigt, 1694 wurde es abgewrackt.
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Bei der Vier-Tage-Schlacht 1666 versuchten
beide Gegner, der Holländer de Ruyter und die englischen Kommandanten Ruprecht und
Albemarle die Linientaktik einzuhalten, aber es gelang nicht. Im selben Jahr folgte
zwischen den selben Gegnern die erste Seeschlacht, bei der die Linientaktik konsequent
eingehalten wurde. Es war die St. Jakobsschlacht. Bei der setzte sich die massive
Feuerkarft der englischen Breitseiten mit ihren schwereren Kanonen durch.
Ausserdem feuerten die Engländer schneller und zielten besser. Sie gewannen diese
Schlacht.
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Zwei weitere Marken von "Dreideckern".
Links die holländische "De Zeven Provincien" (um 1666) und rechts
die spanische "Real Philipe" um 1732.
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Im amerikanischen Unabhängigkeitskrieg kämpften die Franzosen auf Seiten
der Amerikaner gegen die Engländer. Dabei kam es 1781 zur Schlacht bei der
Chesapeake Bay. Der französische Kommandant De Grasse (links auf der Marke)
lag dort mit 14 Linienschiffen
vor Anker, als der englische Admiral Graves (rechts) mit 19 Linienschiffen sie entdeckte.
Für die Engländer wäre es relativ leicht gewesen, die hektische Ausfahrt
der Franzosen vor dem Hafen abzuriegeln und sie zu zerstören.
Aber die Engländer hielten sich an die Linientaktik. Sie bildeten eine nutzlose
Linie, da der Gegner keine Linie entgegensetzte.
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So konnten alle französischen
Schiffe aus der Hafen-Falle entkommen. Auf See bildeten die Franzosen dann ihre eigene
Linie, die in einem 'V' zu den Briten stand (Marke). So konnten nur die vordersten Schiffe
eingreifen, die britische Überlegenheit spielte keine Rolle. Es wurde ein Sieg der
Franzosen.
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Im folgenden Jahr 1782 trafen die Engländer unter Admiral Rodney mit 36
Linienschiffen und die Franzosen unter Comte de Grasse mit 33 Linienschiffen wieder
aufeinander. Es kam zu der Schlacht bei den Saints, einer Inselgruppe in der Karibik.
Sie entwickelte sich wie immer, beide Seiten fuhren in Kiellinie aneinader vorbei und
feuerten aus allen Rohren. Doch durch eine Winddrehung konnte die Franzosen ihre Linie
nicht aufrecht erhalten. Nun geschah etwas historisch einmaliges: Die Engländer
gaben ihre eigene Linie auf und durchbrachen die Linie der Franzosen. Sie holten ihr
Signal 'Kiellinie' herunter und ließen nur noch das für den 'Nahkampf' wehen.
Es wurde ein großer Sieg der Engländer. Admiral de Grasse auf seiner
zusammengeschossenen 'Ville de Paris' strich die Flagge. Auf dem Markenblock sind von
links nach rechts abgebildet: Magnanime (F), Aimable (F), Duke (B), Glorieux (f),
Agamemnon (B), Formidable (B);Ville de Paris (F), Namur (B), Canada (B), Albans (B),
Hector (F).
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Im Jahre 1798 fuhr Napoleon mit einer Flotte nach Ägypten um es zu
unterwerfen. Während er an Land angriff, verholte die Flotte unter Admiral Brueys
in die Bucht von Aboukir
und ankerte in Kiellienie dicht vor einer Sandbank. Der englischen Flotte unter Admiral
Nelson gelang es die Franzosen dort aufzuspüren. Sie griffen sofort an. 13 britische
Linienschiffe standen 13 Französischen gegenüber. Durch eine Winddrehung
drehten sich die französischen Schiffe vor ihren Bugankern, denn sie hatten keine Heckanker
ausgebracht.
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So entstand eine Rinne zwischen ihnen und der Sandbank, in die die
Engländer sofort hineinsegelten. Sie griffen von beiden Seiten an. Es tobte ein blutiger
Kampf eine ganze lange Nacht. Das französische Flaggschiff, die 'Orient' explodierte,
vier weitere strandeten, sechs gaben auf, zwei konnten entkommen. Die Engländer
verloren kein Schiff, hatten aber auch keins, auf dem noch alle Masten standen.
Diese Schlacht bei Aboukir wird auch als Schlacht am Nil bezeichnet. Diese Marke zeigt
den Beginn der Schlacht.
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Im Jahre 1805 prallten eine spanisch-französiche Flotte unter Admiral
Villeneuve und die englische Flotte unter Admiral Nelson bei Trafalgar aufeinander.
Es war wohl die letzte große Schlacht, in der die Flotten 'in Linie' angriffen.
Dabei bildeten die Engländer zwei Linien, die fast rechtwinklig auf die Linie
ihrer Gegner trafen und sie duchstießen. Die nördliche Linie wurde von
Nelson mit der 'Victory' angeführt, die südliche von Collingwood auf der
'Royal Sovereign'. 27 englische Linienschiffe standen 18 französichen und 15
spanischen Schiffen gegenüber.
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Aus über 1000 Geschützen wurde konstant
gefeuert. Und zwar aus kürzester Entfernung, wie auf der Marke zu sehen ist.
Rund 3000 Menschen starben, unter ihnen auch Nelson. Die Engländer versenkten
oder brachten 22 Linienschiffe auf, verloren selber aber nur eines.
Großbritannien stieg mit Hilfe seiner Flotte zur Weltmacht auf.
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