whaling


sperm whale
Der Pottwal ist ein Zahnwal, d.h. er hat keine Barten. Das Männchen wird bis 18m, das Weibchen um 12m lang, sein Gewicht liegt zwischen 35 bis 60 Tonnen.
Er hat einen kastenförmiger Schädel, ein Nasen-Blasloch und taucht bis 3000m tief um als Nahrung Kalmare und Riesenkraken zu fangen (siehe Marke). Da die Pottwale ein Protein im Muskelgewebe haben, das Sauerstoff bindet, können sie 1 bis 2 Stunden unter Wasser bleiben!
Neben seiner Fettschicht (Blubber) hat der Pottwal ein sehr begehrtes Öl im Kopf, das Walrat.
Ausserdem findet man in seinem Darm Ambra, eine grauschwarze, wachsartige Absonderung (unverdauliche, hornartige Reste von Kalmaren), das bei der Parfümherstellung genutzt wird.
Der Pottwalfang wurde von den Flotten der amerikanischen Häfen Nantucket und New Bedford ausgeführt.
1712 wurde vor Neu England der erste Pottwal erlegt, 1774 hatten Nantucket und New Bedford eine Fangflotte von 560 Schiffen mit rund 9.000 Mann, 1846 fuhren 755 Barken und Vollschiffe mit über 20.000 Mann für Neu England.
Gejagt wurde hauptsächlich der Pottwal, aber auch Glattwale wurden erlegt.
New Bedford

New Bedford Stempel


whaler
Eine Fangreise dauerte rund 2 bis 4 Jahre und führte die Walfänger einmal um die Welt.
Von Neu England ging es südwärts bis zum Kap Hoorn und dann in den Pazifik um dort die Wale zu jagen.
Wenn die Fässer mit Walöl gefüllt waren, ging es auf dem selben Weg oder auch durch den Indischen Ozean um das Kap der Guten Hoffnung zurück.


Charles Morgan
Ein typischer Walfänger von New Bedford war die "Charles W. Morgan".
Gebaut 1841, L x B x T = 33,8m x 8,4m x 4,2m, 313 BRT, drei Masten, Rumpf aus Holz mit schwarz-weißen Portenstreifen, vier Walfangboote, getakelt als Vollschiff und auch als Bark, 33 Mann Besatzung.
Von 1841 bis 1920 wurden 37 Fangreisen durchgeführt. Ab 1925 lag das Schiff in South Dartmouth, Mass., in einem Sandliegeplatz, seit 1941 bis heute wieder schwimmend in Mystic Seaport als Museumsschiff.


whaling
whaling
Wenn der Ausguck (siehe Bild links) einen Blasstrahl von Walen entdeckt hatte, wurde das Schiff beigedreht und die Boote ausgesetzt (siehe Marke rechts).
whaling
In jedem Boot sassen 6 Mann, Ruderer, Steuermann und Harpunier.
Kam man nahe genug an den Wal heran, wurde die Harpune in die Flanke hinter dem Kopf geworfen. Der Wal flüchtete und die Leine rauschte aus. Wenn der Wal tauchte, wurde eine zweite bzw. dritte Leine (je 200 Faden lang, ca. 365 m) angeschäkelt.
Der Poller, um den die Leine lief wurde mit Wasser gekühlt, damit er nicht durch Reibungshitze zu brennen anfing.


Es wurden von allen beteiligten Booten Harpunen geworfen, die der Wal beim Versuch zu entkommen, oft stundenlang hinter sich herschleppte.
Wenn das Tier erschöpft war, wurde es mit einer Lanze getötet. Der Steuermann zielte dabei auf die Herzgegend oder Lunge des Wals. Die skalpellscharfe Lanzenspitze wurde wiederholt in den Wal gestochen bis der Wal verblutete und starb.
Wenn danach noch mehrere Wale in der Nähe waren, wurde das tote Tier mit einer roten Fahne markiert. Die Jagd ging weiter.
whaling


whaling
whaling
Pottwale sind mit ihren 60 Tonnen Gewicht kraftvolle Tiere. Mit ihren mächtigen Kiefern und mit der Fluke haben sie sich gewehrt. Um sich und die Herde zu schützen, griffen sie Boote und sogar große Schiffe an.
Für die Männer in den Booten war es auch jedesmal ein Kampf um Leben und Tod. Nicht selten wurden die Boote von der Fluke getroffen oder der Wal schwamm unter das Boot und warf es um.
Wenn der tote Wal in Lee des Schiffes war wurde das Schiff zum Wal gesegelt, andernfalls musste der Wal mit den Booten zum Schiff geschleppt werden.


Es gab einen Pottwal, der von den Walfängern 'Mocha Dick' genannt wurde.
Den Namen 'Mocha' bekam er, weil er zuerst bei den Mocha Inseln vor Chile Walfänger angriff. Er war grau und hatte eine 2,5m lange, weisse Narbe quer über dem Kopf.
Zwischen 1810 und 1859 zerstörte dieser Wal Dutzende von Fangbooten und griff sogar die grossen Walfangschiffe an. Ferner wurden die Wale ‚Timor Jack‘ und ‚New Zealand Tom‘ berühmt.
Sie versenkten die Walfänger 'Essex' (1820), 'Pusie Hall' (1835), 'Two Generals' (1838), 'Pocahontas' (1850) und 'Ann Alexander' (1851).

Über Moby Dick, den weissen Wal existiert bereits eine Seite bei Seemotive, nur auf diese Zeile clicken.

whaling


whaling
Mit Ketten durch den Kopf und um die Fluke wurde der Wal am Schiff festgezurrt. Dann wurde der Unterkiefer abgetrennt und an Deck gehievt, danach der Kopf abgetrennt.
Die Kopfarbeit wurde bis zuletzt aufgespart, damit die Haie nicht den ganzen Blubber in der Zwischenzeit zerfetzten.
Von den Stellage aus wurden dann mit Flensspaten die Haut aufgeschlitzt, ein Ende an einer Talje befestigt und hochgezogen, während die Männer die Fettschicht weiter aufschnitten.
Der Wal drehte sich um seine Längsachse, der Blubber (die Speckschicht) wurde so in einer Spirale vom Körper abgetrennt.
Um das Walrat herauszuholen wurde ein Loch in den Kopf gehauen und es mit einer Pütz herausgeschöpft.


Wenn der ganze Wal geflenst war, wurden die Siedekessel mit Holz angezündet und der Blubber ausgekocht. Die nicht geschmolzene Haut wurde dabei weiter als Brennmaterial genutzt.
Das gewonnene Öl kam in einen Kühlbehälter und anschliessend in Fässer, das Fass zu 31,5 Gallonen (117,4 Liter).
Eine Pottwalkuh kam auf 35 Faß, ein gr. Bulle auf 75 bis 90 Fass. Die Walrat Ausbeute von großen Tieren lag bei 25 bis 30 Fass.
Auf der Marke sehen wir den aus Ziegeln bestehenden Siedekessel, daneben der runde Kühlbehälter. In ihm schwamm das klare Öl auf der Oberfläche, während Verunreinigungen zu Boden sackten.
Die Ziegeln lagerten bei der Ausreise als Ballast über dem Schiffskiel.
blubber cooking


whaling
Nachdem die Speckschicht abgetrennt war, wurde der Restrumpf den Haien zum Frass überlassen.
In den Logbüchern der Walfänger wurden Begenungen mit den Tieren mit Stempeln eingetragen (Marke links ein hölzerner Walstempel).
Es gab mehrere unterschiedliche Stempel: für gesichtete Wale, für Erfolg (ganze Wale) und Mißerfolg (wegtauchende Wale).
Auf der Marke rechts sehen wir zwei Harpunen mit ihren Widerhaken.


whaler
whaler
Zur Verwertung der Wale: Das Öl wurde für die Lampen und Seife benötigt, das besondere Walrat Öl für Kerzen, Fischbein (Barten) für Korsetts, Regenschirme, Stützen, Spazierstöcke, etc., Fleisch und Knochenmehl als Dünger für die Landwirtschaft und Viehfutter.
Das Öl wurde auch in der verarbeitenden Industrie, zum Heizen und als Schmiermittel für Maschinen, u.a. Nähmaschinenöl, benötigt.
Ferner wurden mit Öl Strassenlaternen und Leuchttürme befeuert.
Das Ambra war wertvoll für die Parfümherstellung.
Walfleisch wurde als Nahrungsmittel nur von den Stammeskulturen und Japanern verzehrt, die Zunge war eine Delikatesse.
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Seife aus Walöl

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Korsetts aus den Barten


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1851 kam die "Benjamin Tucker" mit 2.340 Fass Walöl, 170 Fass Walrat und 30.012 Pfund Fischbein zurück. Der Erlös betrug 47.682,73 Dollar.
Die „Sarah“ aus Nantucket erzielte für 3.487 Fässer 89.000 Dollar. Die "Charles W. Morgan" soll in ihrer 80jährigen Dienstzeit ihren Eigentümern über eine Million Dollar eingebracht haben.
Walfang war für die Schiffseigentümer ein einträgliches Geschäft.


Zur Besatzung eines Walfängers gehörten Kapitän, 1. und 2. Maat, Bootsführer, Bootsmann, Harpunier, Fassmacher, Proviantmeister / Koch, Matrosen und Schiffsjungen.
Es gab keine feste Heuer sondern ein %-Satz vom Nettogewinn (nach Abzug der 60-70% für den Reeder). Der Kapitän bekam 1/10, Maat 1/15, Harpunier 1/90, Matrosen 1/150, Jungen bzw. Hilfskräfte 1/300. Das waren bei einer guten Fangreise zwischen 1500 bis 50 Dollars. Verpflegung und Unterkunft war frei, aber Stores und Tabak aus der „Sluppkiste“ wurden abgerechnet.
Das führte dazu, dass ein Matrose nach einer dreijährigen Reise garnichts mehr ausbezahlt bekam. Er musste, ob er wollte oder nicht, wieder bei dem Reeder anmustern.
Die Verpflegung bestand aus Pökelfleisch, Zwieback-Brei und Dosengemüse. Frischwasser und frisches Gemüse wurde unterwegs von angelaufenen Häfen bzw. Inseln aufgenommen.
Auf der Ganzsache ist der Kapitän George H.P. Christian, der u.a. auch auf der "Charles W. Morgan" das Kommando hatte.


scrimshaw
scrimshaw

Vergrösserung von der linken Marke

Die Reisen war lang und wenn man wochenlang keinen Wal sah auch langweilig. Die Besatzung beschäftigte sich dabei oft mit der Schnitzerei, die unter dem Namen „Scrimshaw“ bekannt wurde (Marken oben).
In Pottwal- bzw. Walroßzähnen und Walknochen (Walbein) entstanden Ritzzeichnungen, die schwarz eingefärbt wurden.
Oder es wurde mit ihnen die vielfältigsten Geräte geschnitzt, z. B. Griffe für Spazierstöcke, Pfeifen, Kerzenhalter, Laternen, Schachteln, Eierbecher, Miederstangen, Wäscheklammern, Ringe, Vogelbauer, div. (Schiffs-) Modelle etc. etc.
Die Zeichnungen befassten sich vor allen Dingen mit Walfang, Schiffen und Frauen.


Der Rückgang der Walbestände, der Goldrausch in Kalifornien 1850 und die Entdeckung von Erdölfeldern 1859 beendeten den amerikanischen Walfang gegen Ende des 19. Jahrhunderts.
Die Einführung des Petroleums liess die Preise für Walöl von 1,77 Dollar (1855) auf 40 Cents (1896) pro Gallone absinken.
Zu diesem Zeitpunkt lohnte sich der Walfang nicht mehr.

Auf der Marke sehen wir zwei Harpunenkanonen. Sie stellen den Anfang einer Entwicklung dar, mit der ein massenhaftes Abschlachten der Wale begann. Seemotive wird darüber in Walfang, Teil 3 berichten.

harpoon gun


whaling
Diese Seite hat sich auf den Pottwalfang im Pazifik beschränkt.
Dennoch, vom 16. bis zum 20. Jahrhundert hat es Walfang rund um die ganze Welt gegeben (siehe symbolische Marke links).
Aus Deutschland, Holland, Frankreich, Norwegen, England, Südafrika, Südamerika, aus dem Pazifik, etc. etc. stachen Walfänger zu ihrer Zeit erfolgreich in See.



Über Moby Dick, den weissen Wal existiert bereits eine Seite bei Seemotive, nur auf diese Zeile clicken.


Wenn Sie sich die Seite über den Walfang bei den Stammeskulturen, Walfang Teil 1, ansehen möchten, nur auf diese Zeile clicken.


Wenn Sie sich die Seite über den Walfang mit Harpunenkanonen, Walfang Teil 3, ansehen möchten, nur auf diese Zeile clicken.

whaler

ein Walfangboot

Quellen zu dieser Seite:
Sammlung Klaus-Peter Reinhardt
Richard Ellis, Mensch und Wal


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