Seemotive :
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Das Blaue Band des Nordatlantiks!
Teil 2 von 1898 bis 1952
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Hier werden in einer Übersicht die Schiffe gezeigt die das "Blaue Band" gewonnen haben.
Auf einen detaillierten "Lebenslauf" der einzelnen Schiffe wird hier verzichtet.
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Um die Jahrhundertwende 1900 griffen die deutschen Reedereien Norddeutscher Lloyd und die Hamburg-Amerika Linie
in den Kampf um das Blaue Band mit ein.
Hermann Henrich Meier (1809 - 1898) war ein Bremer Kaufmann und Mitbegründer des Norddeutschen
Lloyd (linkes Bild).
Albert Ballin (1857 - 1918) war Generaldirektor der Hapag / Hamburg-Amerika Linie und
machte sie zur größten Reederei der Welt.
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Zwischen 1881 und 1891 baute die deutsche Reederei Norddeutscher Lloyd 11 Schnelldampfer
der sogenannten Flüsse Klasse.
Diese Schiffe gewannen nie das Blaue Band weil sie gegenüber den
französischen und englischen Schiffen einen um 500 Seemeilen
längeren Seeweg von deutschen Häfen nach Amerika zurücklegen mussten.
Das bedeutet für einen ganzen Tag mehr Kohle mit einem höheren Raumbedarf. Dieser
musste bei der Konstruktion berücksichtigt werden.
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Oben die 1887 gebaute "Lahn", 5.661 BRT, rund 9.000 PS, Höchstgeschwindigkeit 19,5 kn.
Mit diesen 11 "Flüsse-Klassen Schiffen" hatte der Norddeutsche Lloyd die größte Schnelldampferflotte der Welt.
Mit ihnen und weiteren Neubauten wurden von 1880 bis 1912 die meisten Passagiere von Europa
nach New York befördert.
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Mit dem Schnelldampfer "Kaiser Wilhelm der Grosse" gewann der Norddeutsche Lloyd 1898
erstmals das Blaue Band. Das 198m lange Schiff wurde 1897 bei der Vulcan Werft in Stettin gebaut.
Es hatte 14.349 BRT, 2 Dampfmaschinen, 27.000 PSi, 2 Propeller und lief max. 22,45 kn.
Passagiere: 1. Klasse 206, 2. Klasse 226, 3. Klasse 1.074,
Besatzung 488.
Der / die "Kaiser Wilhelm der Grosse" war das erste deutsche Schiff, das die Strecke von 3.120 sm
von den Needles nach Sandy Hook vor New York in einer Zeit von 5 Tagen und 20 Stunden
mit einer Ø-Fahrt von 22,29 kn das Blaue Band gewann.
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Der Schnelldampfer "Deutschland" wurde 1900 auf der Vulcan Werft in Stettin für
die Hamburg-Amerika-Linie gebaut.
Einige Daten: Länge 208,50m, Breite 20,50 m, 16.502 BRT,
2 Dampfmaschinen, 2 Propeller, Leistung 34.000 PSi, Geschwindigkeit max. 22,5 kn
Passagiere: 1. Klasse 429, 2. Klasse 226, 3. Klasse 284, Besatzung 557.
Bereits auf seiner Jungfernfahrt von Eddystone nach Sandy Hook eroberte die "Deutschland"
im Juli 1900 mit einer durchschnittlichen Geschwindigkeit von 22,42 Knoten
zum ersten Mal das Blaue Band. Insgesamt wurde das Blaue Band viermal, zuletzt 1903 mit 23,15 kn
gewonnen.
Allerdings hatte das Schiff mehrfach mit technischen Problemen zu kämpfen.
Bei hoher Geschwindigkeit vibrierte die
Maschinenanlage und im April 1902 verlor die "Deutschland" bei schwerem Wetter ihr Ruder und der
Achtersteven brach ab. Das Schiff konnte aus
eigener Kraft Hamburg erreichen.
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Der Schnelldampfer "Kronprinz Wilhelm" war eine vergrößerte und verbesserte Version
der "Kaiser Wilhelm der Grosse". Die Maschinenanlage konnte um 6.000 PS gesteigert werden, der Luxus wurde
erweiteret. Einige Daten: gebaut 1901 Vulcan Werft, Stettin
Länge 202,17 m, Breite 20,20 m, BRT 14.908
2 Dampfmaschinen, 2 Propeller, Leistung 33.000 PSi
Geschwindigkeit max. 23,53 kn
Passagiere: 1. Klasse 301, 2. Klasse 300, 3. Klasse 717
Besatzung 528, Reederei: Norddeutscher Lloyd
1902 gewann der "Kronprinz Wilhelm" mit einer Durchschnittsfahrt von
23,09 kn das "Blaue Band".
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Die "Lusitania" wurde von der Cunard Line mit Unterstützung der britischen Admiralität erbaut.
Im Kriegsfalle sollte sie auch als Hilfskreuzer einsetzbar sein.
In erster Linie sollte die "Lusitania" das Blaue Band von den deutschen Schnelldampfern zurückgewinnen
und dies gelang auch. Zwischen 1907 bis 1909 verbesserte die "Lusitania" die Bestmarke
viermal nacheinander; 1907 die Ø-Fahrt auf 23,99 kn, 1908 auf 24,83 und 25,01kn,
1909 auf 25,65 kn.
Sie war auch der erste Liner überhaupt, der die Atlantiküberquerung in weniger als fünf Tagen absolvierte.
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Einige Daten zur "Lusitania" :
gebaut 1904/07 von John Brown & Company, Clydebank
Länge 239,30 m, Breite 26,75 m, BRT 31.550
4 Dampfturbinen, 4 Propeller (!), Leistung 76.000 PS
Geschwindigkeit normal 24-25kn, max. 28 kn
Passagiere: 1. Klasse 563, 2. Klasse 464, 3. Klasse 1.138
Besatzung 802, Reederei: Cunard Line
Bild links: Am 7.Mai 1915 wurde die "Lusitania" von einem Torpedo des deutschen U-Bootes U-20 versenkt.
Siehe hierzu auch Seemotive's Seite über die "Four Stackers 2".
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Der Schnelldampfer "Mauretania" wurde wie ihre Schwester "Lusitania" in erster Linie dafür gebaut,
den deutschen Schnelldampfern das "Blaue Band" abzujagen.
Und dies gelang der "Mauretania" 1909. Von Queenstown bis zum Ambrose Feuerschiff benötigte sie
nur 4 Tage, 16 Stunden und 40 Minuten; das ergab eine Durchschnittsgeschwindigkeit von 26,06 kn.
Damit nahm sie nicht den Deutschen, sondern ihrer Schwester "Lusitania" das Blaue Band ab
und behielt es 20 Jahre!
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Einige Daten zur "Mauretania":
gebaut 1906/07 von Swan, Hunter & Wigham Richardson in Wallsend / Tyne
Länge 240,80 m, Breite 26,8 m, Tiefgang 10 m
31.938 BRT
4 Dampfturbinen, 4 Propeller, 78.000 PS maximal
Geschwindigkeit 24,5 kn, max. 28 kn
Passagiere: 1. Klasse 563, 2. Klasse 464, 3. Klasse 1.138
Besatzung 812, Reederei: Cunard Line
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Nach dem 1. Weltkrieg, Hyperinflation 1923 und Weltwirtschaftskrise 1929
kam der deutsche Schiffbau nur langsam wieder an internationale Standards heran.
1928 lief die neue "Bremen" bei der Werft Deschimag in Bremen vom Stapel.
Weitere Daten: Turbinenschiff,
L*B*T     286,1 * 31,1 * 9,8 m
51.656 BRT
4 Dampfturbinen, 130.000 PSw, 4 Schrauben
Höchstgeschwindigkeit 29 kn
Passagiere 800 I, 500 II, 300 Touristen, 617 III Klasse, Besatzung 1000
Reederei Norddeutscher Lloyd.
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Zur Ausrüstung gehörte auch ein Postflugzeug mit Katapultanlage um die Briefbeförderung über den
Atlantik zu verkürzen. Ferner war auffällig, dass die Schornsteine der "Bremen" recht niedrig waren.
Sie mussten später erhöht werden. Weiter sollte ein neu entwickelter Wulstbug die
Schiffsgeschwindigkeit verbessern.
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Im Juli 1929 lief die "Bremen" zu ihrer Jungfernreise Bremerhaven - New York aus.
Zwischen den Messpunkten Cherbourg - Ambrose erreichte sie eine
Durchschnittsfahrt von 27,83 kn und damit das Blaue Band.
Auf zwei Rückreisen, die nicht zum blauen Band zählten, erreichte sie sogar 27,91 kn
und 28,51 kn Durchschnittsfahrt.
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Die "Europa", ein Schwesterschiff der "Bremen", wurde 1928/29 bei der Werft Blohm & Voss in Hamburg gebaut.
Einige Daten: L * B * T = 282,8 * 30,7 * 9,8 Meter.
BRT 49.746, 4 Dampfturbinen, 130.000 PS, 4 Propeller, max 27,9 kn.
2.265 Passagiere in drei Klassen, 965 Besatzung, Reederei Norddeutscher Lloyd.
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Auf der Jungfernfahrt im März 1930 von Cherbourg nach Ambrose nahm die
"Europa" ihrem Schwesterschiff "Bremen" das Blaue Band ab.
Die "Europa" benötigte auf der Transatlantikroute nur
vier Tage, 17 Stunden und 6 Minuten, das entsprach einer
Durchschnittsgeschwindigkeit von 27,91 Knoten.
Drei Jahre später benötigte sie 18 Minuten weniger, das ergab 27,92 kn Ø-Fahrt.
Die "Europa" behielt das Blaue Band drei Jahre.
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Die italienische "Rex", wurde 1931/32 bei der Ansaldo Werft in Genua gebaut.
Einige Daten: L * B * T = 268,2 * 29,6 * 9,8 Meter.
BRT 51.062, 4 Dampfturbinen, 142.000 PS, 4 Propeller, max 28,92 kn.
2.258 Passagiere in vier Klassen, 756 Besatzung, Reederei Italia Flotta Riunite Cosulich.
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Das Schiff war als "Guglielmo Marconi" für die Navigazione Generali Italiana geplant.
Auf der Jungfernfahrt Ende September 1932 war noch kein Rekordversuch vorgesehen, das sollte
der Kapitän selbst entscheiden. Er wählte den August 1833, gemessen wurde zwischen Gibraltar und Ambrose
Feuerschiff.
Die "Rex" schaffte über die 3.181 sm eine Ø-Fahrt von 28,92 kn und war nun neuer Träger des
Blauen Bandes.
Der "Rex" wurde als erstem Schiff die sogenannte Hales-Trophy verliehen, siehe Seemotives Teil 1
über das Blaue Band.
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In Frankreich wurden auch große Passagierschiffe gebaut, z.B. 1912 die "France" mit einer
Dienstgeschwindigkeit von 24 kn. Das Blaue Band hatten sie aber bisher nicht erreicht.
Das neue Schiff sollte die deutschen und englischen Schiffe übertreffen.
Die französische "Normandie" wurde 1932/35 bei Chantiers de Penhoët, Saint-Nazaire gebaut.
Einige Daten: L * B * T = 313,7 * 36 * 11,1 Meter.
BRT 79.280, 4 Turbinen trieben 4 Generatoren an die den Strom für vier Fahrmotoren lieferten,
130.000 PS, 4 Propeller, max 30,58 kn.
1.972 Passagiere in drei Klassen, 1.345 Besatzung, Reederei Cie. Generale Transatlantique, Le Havre.
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Der Bau des Schiffes wurde auf drei Jahre ausgedehnt, um nicht in die ungünstige Zeit der
Wirtschaftskrise zu starten.
Auf der Jungfernreise 1935 über den Atlantik gewann sie sofort mit einer Ø-Fahrt von 29,98 kn
das Blaue Band. Als Messpunkte dienten der Leuchtturm von Bishop Rock und das Ambrose Feuerschiff.
1936 nahm ihr die britische "Queen Mary" das Blaue Band mit 30,14 kn ab. Aber nur ein Jahr später
holte sich die "Normandie" mit einer Ø-Fahrt von 30,58 kn das Blaue Band zurück.
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Der britische Schnelldampfer "Queen Mary" gewann im August 1936 mit einer Ø-Fahrt von 30,14 kn
zwischen Bishop Rock und Ambrose das Blaue Band.
1937 ging es an die "Normandie" verloren, aber schon ein Jahr später holte sich die
"Queen Mary" das Blaue Band zurück, Ø-Fahrt 30,99 kn.
14 Jahre bis 1952 war die "Queen Mary" Trägerin des Blauen Bandes. Das lag aber nur daran, das
dazwischen der 2. Weltkrieg tobte.
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Einige Daten zur "Queen Mary":
gebaut 1930/36 von John Brown & Co., Clydebank. (1931-34 Baustop).
Länge 310,7 m, Breite 36,1 m, Tiefgang 11,8 m
80.774 BRT
4 Turbinen, 4 Propeller, 158.000 PSw
Geschwindigkeit 29 kn, max. 31 kn
Passagiere: 1. Klasse 776, 2. Klasse 784, 3. Klasse 579
Besatzung 1.101, Reederei: Cunard - White Star Line, Liverpool
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Die amerikanische "United States" war nach den "ungeschriebenen Regeln" (siehe Teil 1)
der letzte Träger des Blauen Bandes.
Einige Daten: gebaut 1951/52 bei Newport News Shipbuilding, Länge 301,8m, Breite 31m, Tefgang 9,8m,
BRT 53.329, 4-Satz Getriebeturbinen, 242.000 PSmax, 4 Propeller, Geschwindigkeit 40kn max.,
1.928 Passagiere in drei Klasse, 1093 Besatzung, Reederei United States Lines.
Das Schiff war auch als Truppentransporter für 14.000 Soldaten einsetzbar.
1952 Rekordfahrt und Gewinn des Blauen Bandes von Bishop Rock nach Ambrose mit
einer Durchschnittsfahrt von 34,51 kn.
Ab 1969 wurde das Schiff mehrfach verkauft, mehrfach aufgelegt, mehrfach umgebaut.
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Der wohlhabende Brite Harold K. Hales meinte, er müsste eine Trophäe für das schnellste Schiff stiften.
1935 liess er die "North Atlantic Blue Riband Challenge Trophy" fertigen und übergab diese Trophäe
an die italienische "Rex", die damals das Blaue Band inne hatte.
Dennoch, die "Normandie" war gerade auf ihrer Reise unterwegs, war schneller als die "Rex" und
Hales änderte die Vergabe Richtlinien. Später gab es Ärger mit
der "Queen Mary". Der damalige Cunard Chef lehnte für die "Queen Mary"
die Trophy ab, seine Schiffe sind auf einem fahrplanmässigen Liniendienst unterwegs und Cunard
nehme an keinen Wettfahrten teil.
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Als Gewinner der Trophy werden in der Statistik folgende Schiffe genannt:
"Rex", "Normandie", ("Queen Mary" abgelehnt), "United States".
Danach drei Catamarane: 1990 die "Hoverspeed Great Britain" mit einer Ø-Fahrt von 36,6 kn,
1998 die "Catalonia" mit 38,9 kn und ebenfalls 1998 die "Cat-Link V" mit 41,3 kn.
Diese drei Schiffe erfüllten aber nicht die "ungeschriebenen Regel" des Blauen Bandes, sie
fuhren nicht im Liniendienst, es waren einmalige Rekordversuche.
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Nach dem 2. Weltkrieg ging die Ära des nordatlantischen Linien-Passagierverkehrs zu Ende.
Die Düsenpassagierflugzeuge lösten die Schiffe ab. Die Menschen
bevorzugten die schnellen Flüge, die Liniendienste mit den Schiffen wurden eingestellt.
Die Schiffe wechselten zum Kreuzfahrtgeschäft.
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