Bremen 4 Seemotive :  
 



Sechs mal 'Bremen' !


Vor 75 Jahren gewann der Passagierdampfer 'Bremen' des Norddeutschen Lloyd das symbolische Blaue Band für die schnellste Atlantikpassage von Ost nach West. Aus diesem Grunde hat die deutsche Post die obige Briefmarke am 8. Juli 2004 herausgegeben. Diese 'Bremen' war bereits das vierte von fünf Schiffen des NDL mit diesem Namen. Die sechste 'Bremen' kam nach der Fusion vom Norddeutschen Lloyd mit der Hapag dazu.


Borussia
Die Daten der Bremen (1)
  • gebaut bei Caird & Co., Greenock
  • 2674 BRT, 2756 tdw
  • Länge 101,5 m, Breite 11,9 m
  • 1 Zwillingsmaschine, 1310 PS, 11 kn,
  • drei Masten mit Hilfsbesegelung,
  • Passagiere: 60 I, 110 II, 400 ZwD.
  • Besatzung 102
  • 1.2.1858 Stapellauf
19.6.1858 Jungfernreise Bremerhaven - New York, Ankunft am 4. Juli, also Reisedauer 14 Tage und 13 Stunden. Sie war der erste Überseedampfer des NDL.
Im Januar 1859 wurde sie mit gebrochener Schraubenwelle nach Bremerhaven zurueckgesegelt, nach sechs Monaten war sie mit neuer Welle wieder im Dienst,
Im Juni 1874 wurde diese 'Bremen' an E. Bates &Co, Liverpool verkauft. Das Schiff wurde dann zum Segler mit Vollschiff Rigg umgebaut.
Am 16.10.1882 strandete das Schiff vor South Farralone, Kalifornien und sank.
Auf der Paraguay Marke oben ist der Dampfer 'Borussia' abgebildet. Die erste 'Bremen' mit dem einen Schornstein und den drei Masten mit dem dargestellten Rigg sah fast genauso aus. Es existiert ein Freistempler mit der Bremen (1), der leider etwas unscharf ist, siehe rechts.
Bremen1


Die Daten der Bremen (2)
  • gebaut bei F. Schichau, Danzig,
  • 10.522 BRT, 11.900 tdw
  • Länge 160,1 m, Breite 18,4 m
  • zwei IV Exp. Maschinen, 7.900 PS
  • 2 Schrauben, 15,5 kn
  • Pass.: 230 I, 250 II, 1850 ZwD
  • Besatzung 250
  • Schiff gehörte zur 'Barbarossa' Klasse,
  • 14.11. 1896 Stapellauf, 26.5.1897 Ablieferung,
Prinz Eitel Friedrich
Am 5.6.1897 Beginn der Jungfernreise Bremerhaven - New York, ab 20.10.1897 erste Reise Bremerhaven - Sydney.
Am 30.6.1900 wurde das Schiff zusammen mit zwei weiteren Lloyd-Dampfern beim Grossbrand der Hobokenpier in New York schwer beschädigt; 300 Menschen starben.
Im Oktober 1901 nach Reperatur und Umbau beim Stettiner Vulcan nimmt die zweite 'Bremen' wieder ihren Dienst auf. Sie hatte danach 11.540 BRT, 173,8 m Länge und eine Passagierkapazität von 392 in der ersten Klasse, 273 in der zweiten Klasse und 1682 im Zwischendeck.
Im August 1914 wird das Schiff in Bremerhaven aufgelegt. Vom 9.10. bis 17.12.1918 ist sie Transporter der Kaiserlichen Marine. Am 4.4.1919 an The Shipping Controller, London abgeliefert, von P&O Line bereedert, im Februar 1921 als 'Constantinople' an Byron SS Co., London.
1923 für die National SN Co. Panama registriert, 1924 umbenannt in 'King Alexander'
1929 zum Abwracken an E. Breda, Venedig
Auf der Marke ist der Dampfer 'Prinz Eitel Friedrich' abgebildet, der ebenfalls für den Norddeutschen Lloyd gebaut wurde. Die 'Bremen' (2) sah mit ihren zwei Schornsteinen fast ebenso aus.


Preussen
Die Daten der Bremen (3)
  • gebaut 1900 als 'Prinzess Irene' bei der Vulcan AG, Stettin
  • 1923 umbenannt in 'Bremen' (3)
  • 1928 umbenannt in 'Karlsruhe'
  • 10.881 BRT, 10.600 tdw,
  • Länge 166 m, Breite 18,3 m
  • zwei IV Exp. Maschinen, 8000 PSi
  • 2 Schrauben, 16 kn,
  • Pass. 268 I, 140 II, 1954 ZwD. (gesamt 2.362)
  • Besatzung 223
  • Schiff gehörte zur 'Barbarossa' Klasse,
  • 19.6.1900 Stapellauf, 6.9.1900 Ablieferung,
Am 9.9.1900 Start zur Jungfernfahrt Bremerhaven - New York, ab 30.10.1900 erste Reise Bremerhaven - Yokohama, ab 30.4.1903 erste Reise Genua - New York.
Im April 1904 Rettung der Besatzung des österreichischen Schoners 'Marije', am 10.4.1909 Rettung von 109 Schiffbrüchigen des vor den Azoren gestrandeten Cunard Dampfers 'Slavonia'.
Am 6.4.1910 strandete das Schiff vor Long Island. Sie wurde geborgen und in Newport News repariert. Im August 1914 wurde sie wegen Ausbruch des ersten Weltkrieges in New York aufgelegt. 1917 Beschlagnahme durch die Amerikaner und als US Navy Transporter 'Pocahantas' in Dienst gestellt. 1919 an US Shipping Board, New York. 1920-21 Europareisen in Charter der US Mail SS Co..
Im September 1922 Rückkauf durch den NDL. Es folgte ein Umbau in Bremerhaven, danach hatte das Schiff 10.826 BRT mit einer Passagierkapazität von 322 in der ersten Klasse, 508 in der III. Klasse, die Zwischendeck-Unterbringung wurde abgeschafft!
Ab 7.4.1923 erste Reise Bremerhaven - New York unter neuem Namen 'Bremen'. Am 26.1.1926 Rettung von 6 Mann des britischen Frachters 'Laristan', der am folgenden Tag mit 26 Mann im Schneesturm unterging.
1928 wurde das Schiff in 'Karlsruhe' umbenannt, da die neue 'Bremen' (4) vom Stapel lief. 1931 erste Reise im Bremerhaven - Kuba - Galveston Dienst, 1932 wurde das Schiff in Bremerhaven abgewrackt.
In dem Stempel ist der Dampfer 'Preussen' des NDL abgebildet, der auch beim Vulcan gebaut wurde. Die 'Bremen' (3) gehörte wie die 'Bremen' (2) zur Barbarossa Klasse und sah ähnlich wie im Stempel dargestellt aus.


Die Daten der Bremen (4)
  • Turbinenschiff
  • gebaut bei Deschimag, AG Weser, Bremen,
  • 51.656 BRT, 14.565 tdw,
  • L*B*T     286,1 * 31,1 * 9,8 m
  • 4 Satz Getriebeturbinen, 130.000 PSw
  • 4 Schrauben, 26,5 kn, max 29 kn
  • Passagiere 800 I, 500 II, 300 Touristen, 617 III Kl.
  • Besatzung 1000
  • Postflugzeug mit Katapultanlage
  • stromlinienförmige Aufbauten
  • neu entwickelter Wulstbug
  • 16.8.1928 Stapellauf
  • 5.7.1929 Ablieferung
Rechts die Einladungskarte des Norddeutschen Lloyd mit dem schwach erkennbaren Stempel 'Stapellauf Lloydschnelldampfer Bremen Weserwerft Deschimag'.
Bremen 4


Bremen 4
Bremen 4
Am 16.7.1929 Start zur Jungfernreise Bremerhaven - New York, auf der die 'Bremen' mit einer Durchschnittsfahrt von 27,83 kn das 'Blaue Band' errang.
Auch auf der Rückreise stellte sie mit 27,91 kn Durchschnittsfahrt einen neuen Rekord auf. Im Juni 1933 folgte ein weiterer Rekord mit 28,51 kn auf der Strecke Ambrose - Cherbourg.
Auf der 'Bremen' fuhren u.a. Persönlichkeiten wie Marlene Dietrich, Henry Ford, Max Schmeling, Fedor Schaljapin, ein Maharadscha und der amerikanische Botschfter. Der umsichtige Kapitän und Kommodore Leopold Ziegenbein war bei Mannschaft und Passagieren beliebt.
Mitte und Ende der 30er Jahre machte sich auch die Politik von Nazi-Deutschland auf der 'Bremen' bemerkbar. 1934 wurde das jüdische Personal entlassen, 1935 wurde in New York die Hakenkreuzflagge vom Heck der 'Bremen' gerissen, die deutschen Schiffe wurden vom internationalen Publikum gemieden. Fahrten mit 15 bis 30 Passagieren von Amerika nach Europa stellten sich ein, wegen der Reichskristallnacht 1938 mussten Fahrten storniert werden.
Bremen 4
Bremen 4
Am 30.8.1939 läuft die 'Bremen' wegen Kriegsgefahr ohne Passagiere von New York nach Murmansk, ab 10.12.1939 von Murmansk durch die britische Blockade nach Bremerhaven. Seit 1940 war sie Wohnschiff der Kriegsmarine in Bremerhaven. Man hatte sie auch als Transporter für die geplante Invasion Englands vorgesehen.
Vom 16. - 18.3.1941 nach Brandstiftung eines Schiffsjungen brannte die 'Bremen' in Bremerhaven vollkommen aus. Sie wurde bis 1946 verschrottet. Am 1.4.1946 wurden letzte Reste des Doppelbodens weseraufwärts geschleppt und gegenüber Nordenhamm auf den Strand gesetzt. Dort sind sie noch heute bei extremen Niedrigwasser zu sehen.
Zu den Schornsteinen: Die modisch flachen Schornsteine wurden wenig später verlängert, da Passagiere sich über die Rauchbelästigung an Deck beklagten.
Katapult
Bremen 4
Zum Postflugzeug: es wurde jeweils einen Tag vor Eintreffen des Dampfers in New York bzw. Cherbourg vom Bordkatapult gestartet. Dadurch erreichte die Post 14 Stunden vor Eintreffen des Schiffes das Festland, die Postlaufzeit wurde so erheblich reduziert. Das Flugzeug war ein Heinkel Luftboot, flog mit 215 km/h und konnte 200 Kilo Post, das sind etwa 11.000 Postsachen befördern.
Auf dem Brief ist der Stempel 'Erster Deutscher Katapultflug 22.7.1929' erkennbar. Die Bezeichnung 'Katapultflug' wude 1931 in 'Schleuderflug' geändert.
Bremen 4
Die Bremen(4) und ihr Schwesterschiff 'Europa' waren zwischen den Kriegen die größten und schnellsten Handelsschiffe Deutschlands und sie brachten den NDL weltweit in die Spitzengruppe der führenden Passagierschiffsreedereien. Zusammen mit dem Dampfer 'Columbus' bot der NDL wöchentliche Abfahrten von Europa nach Amerika und zurück. (Das konnte Cunard damals nicht).


Pasteur
Die Daten der Bremen (5)
  • gebaut als 'Pasteur' bei Penhoet, Chantiers et Ateliers de St. Nazaire SA, St. Nazaire
  • 32.336 BRT, 8.700 tdw
  • Länge 212,4m   Breite 27,5m
  • 4 Satz Getriebeturbinen, 60.000 PSw
  • 4 Schrauben, 23 kn,
  • Passagiere 216 I, 906 Touristenklasse
  • Besatzung 544
  • 15.2.1938 Stapellauf


Bremen 5
Bremen 5
Aug. 1939 Ablieferung an die Cie de Nav. Sudatlantique, Bordeaux.
9.8.1940 Truppentransporter unter britischer Flagge, Cunard White Star Bereederung. 11.4.1946 an Cie Sudatlantique zurück, weiter als Truppentransporter eingesetzt (Indochina Krieg).
Juli 1956 in Brest aufgelegt.
19.8.1957 Ankauf durch den NDL, Januar 1958 bis Juli 1959 Umbau beim Bremer Vulkan. Juli 1959 als 'Bremen' eingetragen für die Bremer Nordatlantikdienst GmbH.
9.7.1959 erste Reise Bremerhaven - New York, 15.1.1960 erste Kreuzfahrt.
1965 für den NDL eingetragen, 1.9.1970 durch Fusion von Hapag und NDL nun zu Hapag-Lloyd.
Januar 1972 als 'Regina Magna' an International Cruises SA, Piräus (Chandris), 17.10. 1974 in Piräus aufgelegt. 1.11.1977 in Djeddah als Hotelschiff 'Saudiphil 1' in Dienst, 1980 umbenannt in 'Filipinas Saudi 1'.
9.6.1980 auf der Schleppreise zum Abwracken nach Kaohsiung im Indischen Ozean wegen undichter Seeventile gesunken.


Die Daten der Bremen (6)
  • gebaut als 'Frontier Spirit' bei Mitsubishi Heavy Industries, Kobe
  • Baujahr 1990,
  • 6752 BRZ, 1.226 tdw,
  • L*B*T     111,5 * 17,8 * 4,6 Meter
  • 2 Daihatsu Dieselmaschinen, 4.854 kW
  • Geschwindigkeit 17 kn,
  • modernes Stabilisatorensystem / drei Pitchpropeller
  • 184 Passagiere
  • Besatzung 100
Bremen 6


Bremen 6
1990 für die japanische Frontier Cruises in Dienst.
1993 von Hapag-Lloyd gekauft und im November 1993 in 'Bremen' umgetauft, siehe Brief links. Das Schiff war für sogenannte Abenteuerkreuzfahrten konzipiert, d.h. es wird unter anderem auch in arktischen bzw. antarktischen Gewässern eingesetzt. Diese 'Bremen', die von der Reederei auch als Expeditionsschiff bezeichnet wird, fährt noch heute für Hapag-Lloyd.
Ab 20. Juni 2005 wird das Schiff von Expedition Leaders, USA, gechartert und dann in 'Discoverer' umbenannt.
Die große Reichweite von 8.000 Seemeilen, der geringe Tiefgang, das Sicherheitszertifikat „Höchste Eisklasse“ - die Bremen ist in vielerlei Hinsicht außergewöhnlich. Sie kann auch kleinste Häfen anlaufen, und die Zodiacs, sog. motorgetriebene Schlauchboote ermöglichen ein Anlanden auch in entlegensten Regionen. Die Reedrei wirbt mit 'Abenteuergeist und Entdeckerlust in legerer Atmosphäre'.


    Für das 'Blaue Band' des Nordatlantiks wurden nie Regeln aufgestellt. Doch es gab die 'ungeschriebenen' Regeln, die besagten:
  • das Schiff mußte ein Linien-Passagierschiff sein,
  • die Rekordfahrt sollte in Ost-West Richtung von Europa nach Nordamerika stattfinden,
  • es mußte eine höhere Durchschnittsgeschwindigkeit als bei der jeweiligen Inhaberin des Blauen Bandes erreicht werden.
Das 'Blaue Band' war eine symbolische Auszeichnung, ein bestimmtes Band existierte physisch nicht. 1935 wurde vom Engländer Harold K. Hales die 'North Atlantic Blue Riband Challenge Trophy', ein Pokal, gestiftet.
Bremen 4

    Quellen: Die Seeschiffe des Norddeutschen Lloyd von Arnold Kludas
    Zeitschrift Schiffahrt International Heft 1/94
    NDR3 Dokumentarfilm 'Die Bremen' von 1999

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