Seemotive : |
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Feuerschiffe !
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Auf dem Freistempel ist die Position 'Elbe 1' mit der Mündung der Elbe abgebildet.
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Feuerschiffe sind nichts weiter als eine Navigationshilfe für andere Schiffe.
Sie liegen als Warnung in der Nähe von Untiefen oder als Wegweiser für
Hafenansteuerungen vor Anker und immer dort,
wo kein Leuchtturm gebaut werden konnte. Feuerschiffe sind speziell gebaute, früher
umgebaute Schiffe, die als weit sichtbares Seezeichen dienen. Dafür wird auf ihnen
nachts bzw.bei schlechter Sicht ein Leuchtfeuer entzündet. Am Tage sind sie an
ihrem unverwechselbaren Aussehen erkennbar.
Bei schlechter Sicht ertönt dazu ihr Nebelhorn bzw. wurden früher Böllerschüsse abgefeuert.
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Römische Galeeren sollen angeblich auf einem Stummelmast einen eisernen Korb
gehabt haben. Man vermutet, dass damit nicht nur feurige Wurfgeschosse heiss gemacht wurden,
sondern dass darin ein Feuer entzündet wurde, um anderen Handelsschiffen den
sicheren Weg zum Hafen zu zeigen. Bei den Holländern gab es im 15. Jahrhundert
sogenannte Lichtschiffe, die abends mit einer Laterne am Mast ausgelegt wurden, um den
Fischerbooten die sichere Heimkehr zu ermöglichen.
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1731 wurde das erste Feuerschiff (lightship) mit dem Namen 'Nore' in der
Themsemündung ausgelegt. Das war eine private Initiative des englischen
Kapitäns Mr. Hamblin, denn die zuständige Behörde hatte 1674 dies
als die 'Idee eines Tollen' abgelehnt.
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Auf der obigen Marke ist ein Feuerschiff auf der Station 'East Goodwin' abgebildet.
1898 hat Marconi von diesem Schiff eine Funk-Verbindung zum Leuchtturm South Foreland
hergestellt.
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Feuerschiffe hatten früher überwiegend aussenbords einen schwarzen Anstrich,
vereinzelt traten aber auch so ziemlich alle Farben auf. Im 20. Jahrhundert waren sie
rot gestrichen und hatten in weisser Schrift den Stationsnamen an beiden Seiten.
Man muss hier zwischen Schiffsnamen und Stationsnamen unterscheiden; z.B. hatte
das Feuerschiff 'Norderney' aussenbords 'Weser' stehen, weil es auf der Station Weser
lag. Auf der Marke ist im Hintergrund 'Falsterbo Rev' abgebildet.
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Die Schiffe hatten ein oder
mehrere Lampen an einem oder an zwei Masten (siehe Schweden Marke oben). Oder sie hatten
richtige 'Lampenkränze' um den Mast herum, die abends hochgezogen wurden (linkes Bild).
Mitte des 19 Jahrhunderts wurden dann Masten mit einem festen Rundumlicht gebaut (rechtes Bild).
Diese Feuer konnte man mit einer Blitz- oder Blinkkennung ausstatten.
Da noch keine Briefmarken zu den 'Lampenkränzen' und der dioptrischen Fresnel Linse existieren, hier
zwei Ausschnitte von Liebig-Bildern. (Dioptrie - Angabe für die Brechkraft einer Linse).
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Die Stationsnamen bezogen sich meist auf die Untiefe, vor der gewarnt wurde, z.B.
'Terschellinger Bank' oder 'Seven Stones'. Oder auf die Ansteuerung, z.B. 'Elbe 1' oder
'Weser'.
Neben dem Stationsnamen aussenbords waren auf den Feuerschiffen tagsüber ein oder
mehrere Bälle zur Identifizierung gesetzt. Weil die Schiffe vor ihrem Anker
schwojten, konnte man hier
keine Sektorenfeuer wie bei Leuchttürmen anbringen.
Mitte des 19 Jahrhunderts wurden dann Masten mit einem festen Rundumlicht gebaut. Diese
Feuer konnte man mit einer Blitz- oder Blinkkennung ausstatten.
Auf den Marken sind links 'Ruytingen' und rechts im Hintergrund 'BF6' (BF vermutlich
'Bateau Feu') abgebildet.
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Die Feuerschiffe waren bemannt. Sie wurden von einer Mannschaft auf ihre Station gesegelt
und dort mit besonderen Pilzankern verankert. Im Laufe der Zeit wurden die Segel durch
Maschinen ersetzt. Sie hatten den Vorteil, dass im Sturm mit laufender Maschine
die Ankerketten entlastet werden konnten. Die Mannschaft hatte das Schiff in erster Linie
auf der Position zu halten und für ein Funktionieren der Signalanlagen zu sorgen.
Dazu gehörte immer wieder die Bestimmung der eigenen Position, die Wartung des
gesamten Schiffes, insbesondere der Lampenanlagen und die Bedienung sämtlicher
Geräte. Bei schlechter Sicht musste das Nebelhorn und / oder die Schiffsglocke
bedient werden. Andere Schiffe, die auf die Untiefe zuliefen, wurden u.a. auch mit
Böllerschüssen gewarnt.
Und die Mannschaft übernahm auch die Aufgaben einer meteorologischen Station.
Wind; Wellen, Sicht und Luft- und Wasserangaben wurden an Land gefunkt. Und als es
auf den Feuerschiffen noch keine Funkanlage gab wurden Brieftauben mit den wichtigsten
Informationen an Land geschickt.
Auf den Stempeln sind die Feuerschiffe 'Kiel' und 'Amrumbank' abgebildet.
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Die letzten Feuerschiffe steckten auch voller Elektronik, z.B. 'Racon' (radar beacon),
ein spezielles Radarantwort-Verfahren. Es liefert ankommenden Schiffen Abstand, Peilung
und Identifikation des Feuerschiffes. Und viele Feuerschiffe wurden als Lotsenstation
genutzt. Mehrere der zuletzt gebauten Feuerschiffe hatten Kabinen für die Lotsen
an Bord. Auf der linken Marke ist das Versetzen eines Lotsen bei 'Elbe 2' abgebildet.
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Das Leben auf den Feuerschiffen war gefährlich. Weil sie auf einer bekannten, festen
Position lagen wurden sie von anderen Schiffen direkt angesteuert. Unzählige
Rammstöße bei schlechter Sicht bzw. Nebel waren die Folge. Und die
Feuerschiffe mussten immer auf ihrer Position bleiben, auch bei schwerem Sturm oder
Orkan durften sie nicht einfach einen sicheren Hafen anlaufen (, es sei denn der
Kapitän entschied anders). Das Feuerschiff 'Bürgermeister O'Swald' auf
Station 'Elbe 1' kenterte 1936 in einem Orkan und sank, alle 15 Besatzungsmitglieder
starben. Zur Erinnerung wurde 1937 die linke Marke herausgegeben.
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Auf vielen Schiffen
brach im Sturm die Ankerkette, das Schiff wurde auf den
Strand oder eine Untiefe geworfen und zerschlagen. Ebenfalls 1936 riss sich
das Feuerschiff 'Daunt Rock' im Sturm aus seiner Verankerung. In einem 63 stündigen
Einsatz konnten die acht Mann der Besatzung gerettet werden, siehe den mutigen Sprung
auf der rechten Marke.
Ein US-Feuerschiff auf der Station 'Nantucket' wurde 1934 vom englischen Passagierdampfer
'Olympic' im Nebel gerammt und sank sofort, sieben Mann verloren ihr Leben.
Weltweit gingen ca. 75 Feuerschiffe auf ihren Stationen verloren, die Zahl der ums Leben
gekommenen Besatzungsmitglieder liegt bei mehreren Hundert.
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Die Glasschleiferei Wilhelm Weule aus Goslar erstellte die Leuchtfeueroptik mit den
Fresnellinsen für viele Leuchttürme und Feuerschiffe.
So auch für die Schiffe auf Position Elbe 1, Elbe 4, Borkum Riff und Fehmarnbelt.
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Die hohen Unterhaltungs- und Betriebskosten eines Feuerschiffes führten folglich
zur Entwicklung von Alternativen.
Der deutsche Julius Pintsch hatte um 1890 ein Gasfeuer konstruiert, das monatelang
ohne menschliche Wartung brennen konnte. Damit begann um die Jahrhundertwende die
Entwicklung von Leuchttonnen und unbemannten Feuerschiffen. Parallel dazu wurden
vorhandene Feuerschiffe auf Automatik-Betrieb umgebaut.
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Das unbemannte Feuerschiff (UFS)
wird von Land aus per Funk überwacht. Es ist vollgestopft mit Elektronik. Es meldet
seine Position und Wetterdaten, es bemerkt ein verlöschen der Lampe und schaltet
sofort ein Reservelicht an, es löscht eigenständig ein Feuer, bemerkt
Wassereinbruch und beginnt zu pumpen, bestrahlt sich nachts selber um besser gesehen
zu werden und es hat für Schiffbrüchige einen Unterkunftsraum mit einer
Seenotrufanlage.
Das deutsche 'UFS 1' hat folgende Daten: Länge 26m, Breite 6,5m, Tiefgang 2,7m,
177 BRT, Feuerhöhe 12m, Tragweite 17sm.
Da es von unbemannten Feuerschiffen noch keine Briefmarke gibt, wird hier,
auf der Marke rechts, eine NOMAD (Navy Oceanographic and
Meteorological Automatic Device) Wetterstation dargestellt.
Sie ist einem unbemannten Feuerschiff sehr ähnlich.
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Für ruhige Gewässer wurden Grosstonnen (Lanby, large navigational buoy)
entwickelt.
Allerdings, weit draussen vor der Küste liegt der Schiffsrumpf eines
UFS ruhiger in der See als eine Tonne.
Deswegen wurde die oben abgebildete Weser Tonne in die ruhigere Ostsee geschleppt
und sie liegt nun auf der Station Fehmarnbelt.
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Die Geschichte der bemannten Feuerschiffe begann 1731 mit dem englischen lightship
'Nore' und endete 1994 mit der Aufgabe eines belgischen Feuerschiffes auf der Station
'West Hinder'. In dieser Zeit wurden ca. 1000 Feuerschiffe weltweit verankert.
An den Küsten der Vereinigten Staaten und auf den Großen Seen waren es
ca. 180, rund um England 150, im deutschen Nord- und Ostseebereich ca. 80.
Dies ist die Anzahl der Feuerschiffe, die Zahl der Stationen lag bei 350.
Auf der Station 'Elbe 1' lagen 10 verschiedene Stammfeuerschiffe. Und es gab auch die
Reservefeuerschiffe, die bei Wartungsintervallen eingesetzt wurden.
Die Bezeichnung 'Feuerschiff' war auch erst ab den 20er Jahren in Deutschland üblich.
Früher wurden sie 'Leuchtschiff', 'Lichtschiff', 'Signalschiff' oder auch
'Positionsschiff' genannt. Die bemannten Feuerschiffe wurden durch Leuchttonnen,
unbemannte Feuerschiffe oder teilweise garnicht ersetzt.
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Neue Navigationsverfahren wie z.B. Satellitennavigation (GPS, Global Position System)
machten sie überflüssig! Wenn neue Techniken den Bau eines Leuchtturms
in der See ermöglichten, so ersetzte dieser ein bemanntes Feuerschiff, z.B.
auf der Station Kiel. Auf dem Stempel links oben ist die letzte
'Elbe 1 genauer 'Bürgermeister O'Swald II' und rechts
vermutlich die 'Delagoa' aus Mocambique dargestellt; darunter 'West Hinder III'.
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Von 1954-56 wurde in Deutschland das letzte bemannte Feuerschiff 'Borkum Riff'
gebaut, siehe Quittungsmarke. Einige Daten: Länge 46m, Breite 9m, Tiefgang 4,4m,
883 tdw, Feuerhöhe 20,5m, Tragweite 21sm, Indienststellung 1956, Ausserdienststellung
1988, es wurde durch eine Leuchttonne ersetzt. Heute liegt es als Museumsschiff und
Nationalparkschiff in Borkum.
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Am 22. April 1988 wurden von der 'Bürgermeister O'Swald II' auf Station 'Elbe 1'
die letzten Wetternachrichten nach
Helgoland Radio gesendet, siehe Kartenabschnitt. Dann folgte auch hier die
Ausserdienststellung. Heute ist es als 'fahrbereites' Museumsschiff in Cuxhaven
zu besichtigen. Es wurde durch ein unbenmanntes Feuerschiff ersetzt.
Die 'Bürgermeister O'Swald II' wurde in ihrer 40jährigen Dienstzeit mehr
als 50mal gerammt, hatte mit Kettenbrüchen zu kämpfen, riss sich aus der
Verankerung und vertrieb. Sie war Station der Elblotsen und Anlaufpunkt für alle
Schiffe, die einen Elbhafen anliefen bzw. die den Nord-Ostseekanal passieren wollten.
Und wenn deutsche Seeleute auf ihren Schiffen 'Elbe 1' passierten, dann war man wieder 'zu Hause'.
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Viele ehemalige bemannte Feuerschiffen werden heute als Museumsschiffe unterhalten,
wie z.B. oben 'Borkum Riff'. Eine große Zahl wird als Restaurantschiff genutzt,
wie die rechts auf dem Bordstempel abgebildete 'Amrumbank', die heute in Emden liegt.
Einige Feuerschiffe wurden zu Yachten und Segelschiffen umgebaut, sie waren vor ihrer
Dienstzeit als Feuerschiff ebenfalls Segler gewesen.
Als Beispiel dazu Feuerschiff 'Sonderburg',
das lange auf der Station Kiel lag. Es wurde zur Bark 'Alexander von Humboldt' umgebaut,
linker Stempel. Als 'Piratensender' und als
Filmkulisse wurden ebenfalls ausgediente Feuerschiffe eingesetzt.
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Die US Station Nantucket ist der Ansteuerungspunkt für alle Schiffe, die
über den Nordatlantik kommen und zu nordamerikanischen Ostküstenhäfen
fahren. Hier lagen 19 Stammfeuerschiffe, abgebildet ist Lightship 613.
Die Abkürzung USCG steht für United States Coast Guard. Das letzte
Schiff wurde hier 1983 eingezogen. Wegen des schwachen Drucks wird diese Postkarte
'revers' abgebildet.
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Einige private, individuelle Briefmarken mit deutschen Feuerschiffen:
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Quelle:
Feuerschiffe der Welt von F.-K. Zemke,
Koehlers V.-G. 1995
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