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Seemotive :
    Post vom Großen Bittersee!
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Auf der linken Vignette eine Karte des Kanals mit dem roten Punkt als
Kennzeichen der Ankerplätze im Großen Bittersee. Rechts ein Stempel mit der 'MS Djakarta'.
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Als im Juni 1967   14 Frachtschiffe in einem Konvoi im Suez-Kanal nordwärts fuhren,
brach der Nahost-Krieg zwischen Israel und Ägypten aus. Die Zufahrten zum Kanal wurden gesperrt.
Die Schiffe mußten im Großen Bittersee, der breitesten Stelle im Kanal, vor Anker gehen.
Nach drei Tagen Warten stellte sich heraus, daß der Kanal auf unbestimmte Zeit durch
absichtliche Schiffsversenkungen blockiert wurde. Der Krieg ging später als 6-Tage-Krieg in
die Geschichte ein. Für die Schiffe wurde daraus eine fast achtjährige Zwangsisolation! Sie
waren 'gefangen' im Großen Bittersee.
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Die 14 Schiffe waren:
- 'MS Nordwind', 8.656 BRT, Nordstern Reederei, Deutschland
- 'MS Münsterland', 9.365 BRT, Hapag-Lloyd, Deutschland
- 'MS Killara', 10.714 BRT, Rederiaktiebolaget Transatlantic, Schweden
- 'MS Nippon', 10.309 BRT, Svenska Ostasiatiska Kompaniet, Schweden
- 'MS Essayons' ex 'Sindh', 7.051 BRT, Ruul-Pedersen Reederei, Norwegen, bei der
Einschließung hieß das Schiff 'Sindh', Messageries Maritimes, Frankreich
- 'MS Agapenor', 7.654 BRT, Blue Funnel Line, England
- 'MS Melampus', 8.509 BRT, Blue Funnel Line, England
- 'MS Scottish Star', 10.174 BRT, Blue Star Line, England
- 'MS Port Invercargill', 10.463 BRT, Port Line, England
- 'SS African Glen', 6.116 BRT, Farrell Lines, USA
- 'MS Djakarta', 6.915 BRT, Polish Ocean Lines, Polen
- 'MS Boleslaw Bierut', 6.674 BRT, Polish Ocean Lines, Polen
- 'MS Vassil Levsky', 4.975 BRT, Navigation Maritime, Bulgarien
- 'MS Lednice', 1.462 BRT, Tschech. Donauschiffahrt, Tschechoslowakei
Ein 15. Schiff, der ehemalige Tanker 'Observer', USA, lag im Lake Timsah. Das Schiff und die
Besatzung gehörten nicht zur Great Bitter Lake Association.
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Im Oktober 1967 fand auf dem englischen Schiff 'Melampus' eine Versammlung aller 14 Kapitäne
und Mannschaften statt. Sie gründeten eine Vereinigung, die 'Great Bitter Lake Association
(GBLA)'. Das Hauptziel war, die Freundschaft, gegenseitige Hilfe und Unternehmungen untereinander
zu fördern und zu pflegen.
Oben sind zwei Vignetten der GBLA zu sehen, eine zur einjährigen Liegezeit im See
und eine weist auf '500 Tage GBLA' hin.
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Alle 14 Schiffe wurden mit einem 'Mailed-on-Board' Stempel versehen. Sie hatten alle das
gleiche Aussehen. In der Mitte das Ankermotiv mit der Zahl 14; also die Anzahl der vor
Anker liegenden Schiffe. Die zwei doppelten Linien symbolisieren den Suez-Kanal.
Unten die Buchstaben GBLA für die Great Bitter Lake Association. Dazu der Schiffsname,
bzw. der Name der Schiffsgruppe, als die Schiffe später zu Gruppen zusammengelegt wurden.
Im Hintergrund eine Vignette mit den Ankerliegern.
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Die eingeschlossenen Besatzungen führten auf ihren Schiffen hauptsächlich Wartungsarbeiten
durch. Nebenbei entfalteten sie diverse Aktivitäten. So stellten sie unter anderem ihre
eigenen Briefmarken her. Diese waren nur Vignetten, da sie keine gültige Frankaturkraft
besaßen. Die Vignetten wurden mit den 'Mailed-On-Board' Stempeln versehen. Dann kamen
ägyptische Marken oder Freistempler auf den Umschlag. Es sind aber auch Belege bekannt,
die nur mit den Vignetten ihren Empfänger erreichten. Die Vignetten hatten keine
Frankatur, obwohl auch einige mit Wertangaben versehen wurden, siehe oben die Pennies und
Cents auf den GBLA-Vignetten.
Verschiedene Vignetten zeigen Adler, Möwen oder Phantasievögel. Sie sind Ausdruck
des Wunsches nach Freiheit, nach Ausbruch, doch sie können nicht. Dies ist links mit den
umgebenden Wänden angedeutet, rechts durch die schwarzen Flügel.
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Zu den Freizeitgestaltungen gehörten regelmäßige Treffen mit Kartenspiel- und Filmabenden
sowie Sportwettkämpfen. Im Oktober 1968 fand eine 'Bittersee-Olympiade' statt (parallel
zur Olympiade in Mexiko). In 14 Disziplinen, darunter Angeln, Segeln, Kunstspringen und Fußball
kämpften die Besatzungen aus acht Nationen um die Medaillen, die auch in Handarbeit gefertigt
wurden. Gesegelt wurde in Rettungsbooten, die eine Takelage bekamen.
Es wurde auch ein Yacht Club gegründet; siehe hierzu die Segel-Vignetten.
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Bei den Schiffen traf viel Sammlerpost aus aller Welt ein. Um den Sammlern eine Freude zu machen
wurden die Rückseiten der Briefe mit allen vorhandenen Stempeln versehen. Das sah dann so wie
auf dem obigen Brief aus. Man traf sich sowieso jeden Sonntag an Bord der 'Nordwind'. Dazu wurden
dann die Schiffsstempel mitgebracht. Es wurde ein kleines Stempelbüro eingerichtet.
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Der Wüstensand wurde durch den konstanten Wind auf alle Schiffe geweht. Aus der Ferne gesehen
hatte die ganze Flotte einen gelblichen Schimmer. Sie bekam deswegen den Namen 'The Yellow
Fleet', die 'gelbe Flotte'.
Der Name erschien auch in verschiedenen Stempeln. Die oben im Stempel zu sehende Tonne wurde
von den Besatzungen selbst im Bittersee ausgelegt. Auf ihr ist das Ankersymbol mit der Zahl 14
zu sehen, also die 14 ankernden Schiffe. GBL steht wieder für Great Bitter Lake.
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Auf den Schiffen wurden erst die Besatzungen reduziert; auf der deutschen 'Münsterland'
von 42 auf 24, später dann auf zehn. Um weiteres Personal zu sparen legte man 1969
die Schiffe in Gruppen zusammen.
Daraus resultieren dann die Gruppenstempel. Der oben zu sehenden Stempel mit 'MS Müwinikies'
hat seine Buchstaben 'Mü' aus den Schiffsnamen 'Münsterland', das 'wi' von der
'Nordwind', das 'ni' von der 'Nippon', das 'ki' von der 'Killara' und das 'es' von der
'Essayons'.
Der Gruppenstempel 'MS Ledmelaga' von den Schiffen 'Lednice', 'Melampus' und 'Agapenor'.
Der Gruppenstempel 'MS PortStar' von den Schiffen 'Port Invercargill' und 'Scottish Star'.
Der Gruppenstempel 'MS Djakbier' von den Schiffen 'Djakarta' und 'Boleslaw Bierut'.
Durch weitere Zusammenlegungen und Änderungen sind 1970 und später noch die
Gruppenstempel 'Podjabist', 'Djabiporst', 'Müwiniki und 'Müwinikindh' verwendet
worden.
Auf den Vignetten sehen wir die einzelnen Gruppen mit ihren Schornsteinmarken. In der
oberen Reihe 'Müwinikies', 'Djabiporst' und 'Ledmelaga'. In der unteren Reihe
die einzeln liegenden Schiffe 'African Glen', 'Vassil Levsky' und die symbolische Tonne.
1972 erfolgte auf den deutschen Schiffen die Ablösung der Restbesatzung. Die
Instandhaltung der Schiffe wurde einer norwegischen Firma übergeben.
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Weihnachten 1971 entstand dieser hier abgebildete Rundstempel. In ihm sehen wir oben die
beiden einzeln liegenden Schiffe 'African Glen' und 'Vassil Levsky'. Darunter die
aus vier Schiffen bestehende Gruppe 'Djabiporst' und die Dreiergruppe 'Ledmelaga'.
Links die Fünfergruppe 'Müwinikies'. Dazu in der Mitte die symbolische Tonne.
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Die unten auftauchende Schrift KHOFO war der Name eines ägyptischen Baggers,
der zu diesem Zeitpunkt dort lag. Sämtliche Schiffsnamen sind, nach ihren Gruppen angeordnet,
ebenfalls in Einzelstempeln zu sehen.
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Es sind auch einige Vignetten auf Briefe geklebt worden, die eigentlich nichts mit der GBLA
zu tun hatten. Sie wurden an Land gedruckt, von Schiffshändlern an Bord gebracht
und sind einigen Seeleuten zur Verfügung
gestellt worden. Man sieht es deutlich am besseren Druck. Die rechte Vignette kam zu der
Schiffsolympiade 1968 in Umlauf, die linke Vignette zum Weihnachtsfest 1969. Von diesem
Vignettenbild wurde auch eine Postkarte gedruckt. Die Schiffsabbildung hat Ähnlichkeit
mit der deutschen 'Münsterland'. (1869 war die Eröffnung des
Suez Kanals.)
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Auf der Vignette sehen wir den Kopf der Nofretete vor einem Anker, Schiffsgruppe Djakbier.
Diese Vignette wurde in den Farben rot, grün, schwarz, gelb und dunkelblau erstellt.
'Poczta' und die Schiffsgruppe weisen auf ein polnisches Schiff hin.
Rechts ein Stempel 'Seamans Dream, Seemanns Traum'. Diese Lady wurde auch auf Vignetten
abgebildet. Sie soll französischen Ursprungs sein.
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Hier folgen einige weitere Abbildungen von Postsendungen vom Großen Bittersee:
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Im Frühjahr 1975 wurde der Suez Kanal wieder für den internationalen Schiffsverkehr
freigegeben.
Am 24. Mai 1975 liefen die 'Münsterland' und die 'Nordwind' in ihren Heimathafen Hamburg
ein. Sie waren die beiden einzigen von den 14 Schiffen, die mit eigener Maschinenkraft
den Kanal verlassen konnten. Über 30.000 Menschen begrüßten an der Unterelbe
und im Hafen die beiden Schiffe.
Für die 'Münsterland' ging eine Australienreise zu Ende, die
acht Jahre, drei Monate und fünf Tage dauerte!
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