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Es ist unmöglich den wagemutigen Forscher und Wissenschaftler Thor Heyerdahl mit all seinen Theorien und
Arbeiten auf einer Internetseite vorzustellen. Hier werden nur seine Expeditionen auf See mit dem Balsafloß
'Kon-Tiki', den Papyrusbooten 'Ra' und 'Ra 2' sowie dem Berdi-Schilfboot 'Tigris' kurz behandelt.
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Balsa-Floß
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Thor Heyerdahl, Kon-Tiki und die Osterinseln
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Thor Heyerdahl hat bei seinen Forschungsarbeiten herausbekommen, dass schon vor Kolumbus ein reger
Schiffsverkehr quer über die Ozeane stattgefunden hat. Er hat Parallelen und Übereinstimmungen
in den frühen Hochkulturen am Mittelmeerraum mit Hochkulturen in Mexico (Azteken), Peru (Mayas) und sogar
in Polynesien entdeckt. Nach seiner Theorie hat die Besiedelung Polynesien von Südamerika aus stattgefunden.
Dies stiess auf Kritik und Ablehnung in der wissenschaftlichen Welt.
Die Zweifel wurden damit begründet, dass die
Küstenbewohner Peru's damals noch gar keine Boote hatten, um eine Seereise über 4000
Seemeilen zu den Osterinseln durchzuführen.
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auf folgenden 4 Marken: Kon-Tiki
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Thor Heyerdahl fand in alten Schriften die Hinweise, dass rotblonde, bärtige und hellhäutige Männer
auf Balsaflößen in Richtung der untergehenden Sonne auf den Pazifik hinausgefahren sind. Und dass dieses
Volk den Sonnengott anbetete. Um seine Besiedelungstheorie zu beweisen, baute Thor Heyerdahl ein Floss aus
Balsaholz. Wenn man die ozeanischen Strömungen und die vorherrschenden Winde nutzte, musste so eine
Fahrt zu schaffen sein.
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Das Floß hatte eine Länge von rund 12 Metern. Darauf eine offene Hütte, zwei Masten,
die sich gegenseitig stützten, ein Segel mit dem Kopf des Sonnengottes Kon-Tiki, nachdem auch das Floß
benannt wurde. Sechs Mann Besatzung mit Proviant für vier Monate, ein Papagei und eine Funkausrüstung
waren an Bord.
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Am 28. April 1947 verließ die 'Kon-Tiki' den peruanischen Hafen Callao. Sie kamen, wie geplant, in den
Humboldstrom, der sie nach Westen in den Pazifik trieb. Es folgten drei Tage Sturm, das Floß wurde überspült,
die Männer am Ruder mussten sich festbinden. Es folgten Schönwetterperioden mit neuen Stürmen.
Die Mannschaft trank aufgefangenes Regenwasser und verspeiste gefangene und Fliegende Fische, die an Deck landeten.
Eine gefährliche Schlangenmakrele landete mitten zwischen den Schlafenden, Riesentintenfische starrten sie nachts
mit ihren phosphorizierenden Augen an, ein 15 Meter langer Walhai tauchte unter das Floß.
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Walhai
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Die Balsastämme zogen Wasser, die Taue gruben sich tief in das weiche Balsaholz hinein. Dennoch verhinderte
der Saft in der Stammitte, daß das Wasser die Stämme ganz durchdrang, das Floß blieb
schwimmfähig. Ein Mann ging im Sturm überbord, doch es gelang ihn wieder aufzufischen.
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Fliegender Fisch
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Am 7. August 1947 wurde das Floss auf die Riffe der Insel Raroia geworfen. Der Aufprall zerstörte
das Floss, die Brandung schob die Wrackteile aber über die Felsenbarriere.
Die Besatzung blieb unverletzt.
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Brief von Thor Heyerdahl
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Nach 101 Tagen, in denen sie rund 4.300 Seemeilen zurückgelegt hatten, waren sie am Ziel.
Der Kurs mit der Insel Raroia ist auf der Marke am Anfang dieser Seite dargestellt. Es gelang das
Funkgerät zu aktivieren. Thor Heyerdahl mit seinen Männern und die Flossreste wurden nach einer guten
Woche abgeholt. Sie hatten somit den Nachweis erbracht, dass eine frühe Besiedelung Polynesiens von Peru aus
möglich gewesen ist!
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Thor Heyerdahl mit Kon-Tiki
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Auf den Osterinseln
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1953 unternahm Thor Heyerdahl eine Expedition zu den Galapagos Inseln und 1955/56 eine Expedition zu den
Osterinseln. In den 60er Jahren unternahm er mehrere Forschgungsfahrten nach Ägypten, Mexico, zum Titicacasee
wegen der dortigen Schilfboote und zum afrikanischen Tschadsee und nach Äthiopien,
denn dort wuchs der goldgelbe Schilf Papyrus.
In seinem Kopf hatte sich festgesetzt, dass von den frühen Hochkulturen Ägyptens zumindest Kulturimpulse
nach Amerika gelangten. Und dies ist vermutlich mit Papyrusschilfbooten geschehen.
Auch hier konnten Nordost-Passat und Äquatorialstrom die Fahrten unterstützt haben.
Um seine These zu beweisen ließ er ein Papyrusboot streng nach alten ägyptischen Zeichnungen bauen.
Es war 15m lang, 5m breit, hatte Mast, Segel und eine Hütte.
Es wurde mit Ziegenmilch auf den Namen 'Ra' (ägyptischer Sonnengott) getauft, im Segel strahlte ein
roter Sonnenball. Sieben Mann Besatzung, ein Affe und eine Ente waren an Bord.
Die 'Ra' segelte unter der Flagge der Vereinten Nationen.
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Papyrus-Schilf-Boote in Äthiopien
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Hier wurde das Schilf für die 'Ra' geschnitten
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Am 25. Mai 1969 lief die 'Ra' aus dem marokkanischen Hafen Safi aus. Auf der Fahrt reihte sich aber eine Katastrophe
an die andere. Beide Ruderblätter brachen direkt am Ruderschaft ab. Doch die 'Ra' liess sich mit den
Kielschwertern weiter auf Kurs halten. In schweren Stürmen flog das Segel davon, die Rahstange brach durch.
Der Achtersteven sackte weg und wurde konstant überspült. Ein Tau, das von einem Festpunkt zum
Achtersteven führte, war vor der Fahrt gekappt worden, weil der Sinn nicht erkannt worden war.
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Die 'Ra' begann
sich aufzulösen. Die Besatzung begann zu flicken, das Boot trieb gen Westen. Doch kurz vor den Barbados, die
Reise war fast geschafft, gab ein Orkan der 'Ra' den Rest. Die Aufbauten verschwanden im Wasser, die 'Ra' war nur
noch ein treibender Heuhaufen. Die Besatzung
wurde am 16. Juli 1969 von der amerikanischen Yacht 'Shenandoah' geborgen.
In 56 Tagen hatten sie dennoch 2.700 sm zurückgelegt.
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Schilfboot Ra 2
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Die "Ra 2" mit ihrem Skipper
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Thor Heyerdahl gab sein Atlantikprojekt nicht auf, obwohl es öffentliche Kritik und auch hämische
Kommentare gab. Er liess in Safi eine 'Ra II' von vier Indianern vom Titicacasee bauen. Sie war 12m lang, 5m breit und 2m
dick, Material Papyrusschilf. Mast, Trapezsegel und eine Hütte wurden befestigt, siehe Marke links.
Am 17. Mai 1970 verliessen sie Safi. Schon bald mussten sie feststellen, dass die 'Ra II' tiefer sank, 10 cm pro Tag.
Doch das Problem trat nur bei Windstille auf.
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Als der Passat in das Segel blies, kamen die Papyrusbündel aus dem
Wasser heraus. Dennoch warfen sie alle unnötigen Gegenstände über Bord.
In einem schweren Sturm brach wieder das Ruder am Schaft ab. Sie mussten reparieren, bauten die Takelage
um, spannten Segeltücher am Heck, damit die größten Brecher nicht an Deck rauschten. Und sie kappten
Bug und Achtersteven um schneller vorwärts zu kommen.
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Ra 2 mit gekappten Bug
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Auf der ersten Ra-Fahrt hatten sie eine starke Verschmutzung des Meeres mit Ölklumpen festgestellt. Auf dieser
Fahrt schrieben sie täglich Verschmutzungs-Protokolle für die Vereinten Nationen.
Am 12. Juli 1970 kamen sie nach 57 Tagen auf der Insel Barbados an. 'Ra II' hatte 3.270sm (6.056 km) zurückgelegt
und bewiesen, dass schon vor 5.000 Jahren Menschen mit Schilfbooten den Atlantik überquert haben könnten.
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Meeresverschmutzung
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Schilfboot vom Titicacasee
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Schilfboot aus dem Zweistromland
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Thor Heyerdahl beschäftigte sich mit der Frage, ob es gemeinsame Wurzeln der grossen
Hochkulturen, die vor 5.000 Jahren im Mittelmeerraum, am Zweistromland (Euphrat und Tigris) und am Indusdelta
entstanden, gegeben habe.
Diese Völker hatten beinahe zeitgleich mit den Hochkulturen in Südamerika und Mexico
kommuniziert. Und die Verbindung musste das Schilfboot gewesen sein.
Heyerdahl musste nur beweisen, dass die
Sumerer vom Indischen Ozean das Mittelmeer erreicht hatten. Er liess Schilf (Berdi) am Euphrat
schneiden, dort wo die Sumerer es wohl einst auch genutzt hatten.
Und unter Anleitung seiner vier Indianer vom
Titicacasee, die auch schon die 'Ra II' gebaut hatten, wurde ein grosses, 18 m langes Boot gebaut
und auf den Namen 'Tigris' getauft. Das passierte 1977.
Im Segel war das Sonnensymbol mit einer Stufenpyramide
abgebildet.
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Auf der 'Tigris' waren 11 Personen unterschiedlicher Nationalität an Bord. Die Fahrt ging unter
der Flagge der Vereinten Nationen den Fluss Tigris hinunter, dann durch den
Persischen Golf in den Indischen Ozean.
Über Bahrein segelten sie zum Indusdelta nach Karatschi und von dort
Richtung Rotes Meer nach Dschibuti.
Doch hier kam die 'Tigris' nicht weiter. Durch die dort herrschenden Kriege war dem
Schilfboot jeder Weg blockiert, jeder Hafen am Roten Meer war gesperrt. Sie konnten höchstens zurücksegeln.
Auf der Reise in die Vergangenheit hatte sie die Gegenwart eingeholt.
Die 'Tigris' sollte nicht in Dschibuti verrotten, noch sollte sie eine Touristenattraktion werden.
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Als Protest gegen die Politik mit ihren Kriegen wurde die 'Tigris' am 3. April 1978
vor Dschibuti verbrannt!
Die moderne Politik war es, die das Boot zerstörte. Während die 'Tigris' wie eine mahnende Fackel
gegen den Wahnsinn der heutigen Kriege brannte, wurde eine Protestnote an den Generalsekretär der
Vereinten Nationen verlesen.
Nach fünf Monaten auf See hatte die 'Tigris' rund 4.200 sm zurückgelegt. Das 'primitive' Schilfschiff war
unbeschädigt und hatte somit Thor Heyerdahl's Thesen bekräftigt.
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Tigris
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Thor Heyerdahl
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Kon-Tiki
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Der norwegische Forscher Thor Heyerdahl lebte von 1914 bis 2002.
Er hatte in Oslo studiert und neben
den hier geschilderten vier See-Expeditionen noch viele Forschungsreisen durchgeführt.
Er war in der Fachwelt zeitweise umstritten,
in der Öffentlichkeit aber sehr populär. Er schrieb rund 50 Bücher und Artikel.
Ihm wurden zahlreiche Preise und Ehrendoktortitel verliehen.
1997 wurde er für seine herausragenden
Leistungen von der UNESCO geehrt.
2014 wurde auch in der Philatelie an seinen 100. Geburtstag mit Sondermarken und Sonderstempeln
erinnert.
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Das Floss 'Kon-Tiki' und die 'Ra II' sind heute in Oslo im Kon-Tiki Museum zu sehen.
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In Deutschland wurde ein Segelschulschiff zu Ehren des grossen Forschers 'Thor Heyerdahl' benannt.
Einer der Eigner der 'Thor Heyerdahl' war Crewmitglied bei der Tigris-Expedition.
Seit 1983 segelt die 'Thor Heyerdahl' als Schulschiff im Sommer in der Ost- und Nordsee und im
Winterhalbjahr zu den Kanarischen Inseln und in die Karibik.
Thor Heyerdahl hat noch zu seinen Lebzeiten die Patenschaft für dieses Schiff übernommen.
Zur Internetseite der 'Thor Heyerdahl'.
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Einige Daten:
- gebaut 1930 in Westerbroek / Holland
- restauriert 1979 - 1983 in Kiel (HDW)
- Länge über alles: 49,83 m
- Breite: 6,52 m, Tiefgang: 2,55 m
- Masten: Holz, Höhe 29 m
- Bruttoregistertonnen: 211,21 t, BRZ: 210
- Rigg: Dreimast-Toppsegelschoner
- Rumpf: Eisen, genietet
- Hauptmaschine: 400 PS Deutz-Diesel
- 10 Gästekabinen mit Kojen für 32 Personen
- 2 Kajüten für Kapitän und 8 Mann Stammannschaft
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Auf der "Thor Heyerdahl" finden regelmäßig Jugendreisen statt. Schülerinnen und Schüler
können im Sommer bei den Projekten "Klassenreisen Ahoi Schule"
und im Winter "Klassenreisen unter Segeln" (6. Monate, Karibik) teilnehmen.
Dabei fahren die Lehrer mit, der Unterricht findet auf See statt.
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Es gibt in Deutschland eine Projektgruppe 'Frühgeschichtliche Seefahrt' (project group prehistoric seafaring),
die sich mit dem Bau alter Einbäume und auch Schilfbooten beschäftigt.
Unter anderem wurden
Thor Heyerdahls Ideen aufgegriffen und die Schilfboote 'Abora I', 'Abora II', 'Abora III' und 'Abora IV' gebaut.
Es wurden Fahrten
im Mittelmeer unternommen und eine Atlantikfahrt, die logischerweise mit Schiffbruch endete!
Man wollte "gegen den Wind
segeln" und den Atlantik von West nach Ost überqueren. Wer den Atlantik kennt, kann darüber nur den Kopf
schütteln.
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1950 erschien ein Dokumentarfilm von Thor Heyerdahl mit dem Titel "Kon Tiki". Der Film gewann
1952 zwei Oscars, für die Produktion und die Kamera, Bild links.
2012 wurde die Fahrt mit Schauspielern verfilmt, Bild rechts.
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