Seemotive :
Graf von Luckner und sein "Seeadler"!
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Felix Graf von Luckner wurde am 9. Juni 1881 in Dresden geboren. Er starb am 13. April 1966 in Malmö.
Er war Seeoffizier, Kaperfahrer, Schriftsteller und ein Botschafter der "Völkerverständigung" auf vielen
Vortragsreisen weltweit. Dennoch ist sein Leben auch von verschiedenen Widersprüchen geprägt.
Die Deutsche Post würdigte Graf Luckner anlässlich seines 125. Geburtstages mit der Herausgabe der obigen
Ganzsache im Juni 2006.
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Als 13jähriger riss er von zu Hause aus und heuerte unter dem Namen "Phylax Lüdecke" auf dem russischen
Vollschiff "Niobe"an. 1903 erwarb er das Steuermannspatent, 1907 das Kapitänspatent. 1910 wurde er Marineoffizier
und war bei Kriegsausbruch 1914 an Bord von SMS "Panther". Von Oktober 1914 bis August 1916 diente er als
Offizier auf dem SMS "Kronprinz" und nahm dabei auch an der Skagerrak-Schlacht teil.
Im Dezember 1916 wurde er Kommandant des Hilfskreuzers "Seeadler", einem Segelschiff.
Da Ende 1916 deutsche Kriegsschiffe mangels Stützpunkten zur Versorgung mit Kohle kaum noch außerhalb
der von den Alliierten blockierten Gebiete operieren konnten, kam man auf die Idee, ein Segelschiff als
Hilfskreuzer auszurüsten. Ein Segelschiff konnte ohne Brennstoff sehr weit operieren.
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Schiffsdaten: - Name: Seeadler ex Pass of Balmaha ex Walter
- Dreimast-Vollschiff
- gebaut 1888 in Glasgow, Schottland
- Länge 75m
- 1.570 tdw
- Umbau 1916 bei Tecklenborg, Geestemünde
- Zweitakt-Hilfsdiesel, 9kn
- Bewaffnung zwei Kanonen 10,5 cm, zwei Maschinengewehre
- Das Schiff war 1915 vom deutschen U-Boot U-36 aufgebracht worden.
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Getarnt als norwegischer Holzsegler "Irma" lief der "Seeadler" am 21. Dezember 1916 zur Kaperfahrt aus. Erstes Ziel war
die britische Blockadelinie zu durchbrechen.
Dabei wurde das Schiff bei Island von einem englischen Kreuzer gestellt und durchsucht. Dennoch gelang es
der Besatzung, das britische Durchsuchungskommando zu täuschen. Die Tarnung war perfekt, sogar ein verkleideter
Seemann mimte eine Kapitänsfrau.
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Danach begann der Kaperkrieg gegen alliierte Handelsschiffe. In rund sechs Monaten wurden 15 Schiffe gekapert
und 14 von ihnen versenkt; eines wurde zum Gefangenentransport genutzt.
Bei allen Angriffen kam nur ein Seemann von der britischen "Horngarth" durch Verbrennungen ums Leben.
Rechts die französische Bark "Antonin", die am 3. Februar 1917 versenkt wurde.
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Theatralische Postkarte "Der letzte Gruss", aber es passt zu Graf von Luckner.
| Die gefangenen Seeleute wurden anständig behandelt, sie bekamen das gleiche Essen
wie die gesamte Seeadler Besatzung. Kapitäne und Offiziere der
versenkten Schiffe sassen mit Graf Luckner am selben Tisch. Es bildete sich sogar ein "Club der Kapitäne".
Als bereits 263 Gefangene an Bord waren wurde der französische Segler "Cambronne" aufgebracht und mit
allen Gefangenen nach Rio de Janeiro geschickt, wo er auch ankam.
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Unter den 15 gekaperten Schiffen befanden sich auch drei Dampfer, die versenkt wurden.
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Nachdem man die Gefangenen nach Rio geschickt hatte, wussten die Alliierten, wo der "Seeadler" sich herumtrieb.
Luckner musste den Südatlantik verlassen.
Fast vier Wochen kämpfte er mit seinen Seeleuten gegen schwere
Stürme um Kap Hoorn zu umrunden. Sie schafften es und erreichten den Pazifik.
Um Frischwasser und Proviant an Bord zu nehmen, liefen sie am 29. Juli 1917 die Insel Mopelia an,
die zu den Gesellschaftsinseln gehört.
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Kap Hoorn
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Am 2. August 1917 strandete der "Seeadler" auf dem Riff der Insel Mopelia. Darüber kursieren verschiedene
Versionen. Es ging um ein Ankermanöver bzw. einen ungünstigen Ankerplatz.
Der Wachoffizier hatte vermutlich dabei einen Fehler
gemacht; was es war, wird nicht angegeben. Andere Quellen sprechen von einer Unachtsamkeit, die zur Strandung führte.
Eine Quelle bezichtigt ebenfalls den Wachoffizier, der den Motorhebel statt auf vorwärts auf rückwärts
gelegt hatte und so die Drift auf die Korallenbank beschleunigt hatte.
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Das Schiff ohne Wache so nah an einem Korallenriff zu ankern war sehr fahrlässig behauptet eine weitere Aussage.
Graf Luckner berichtet in seinem Buch von einer Flutwelle von unvorstellbaren Ausmaßen, die durch ein Seebeben
hervorgerufen wurde und den "Seeadler" auf das Riff warf. Der Motor war angeblich ausgefallen.
Es war ihm wohl peinlich einen Fehler zuzugeben bzw. wollte er seinen Wachoffizier schützen, falls überhaupt
einer auf Wache war.
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Auf der Insel Ripapa Island war Graf von Luckner 109 Tage interniert.
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Luckner wollte auf keinen Fall auf der Insel Mopelia bleiben. Sie hatten ein
Motorboot von 6m Länge vom "Seeadler" gerettet. Es wurde mit einer Takelage und einem Maschinengewehr
versehen. Am 23. August 1917 ging das Boot unter dem Namen "Kronprinzessin Cecilie" mit
Graf Luckner und 5 Männern mit Kurs Fidschiinseln in See.
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Man plante, irgendein Schiff zu kapern und mit ihm den Rest der Leute von Mopelia abzuholen.
Vier lange Wochen dauerte die Fahrt. Das Boot leckte, es regnete in Strömen, die Seen kamen über, das
Trinkwasser war brackig, der Proviant faulte und man hatte bald nur noch Hartbrot und Wasser. Skorbut machte sich
bemerkbar.
Auf den Wakaya Inseln gingen Sie an Bord eines amerikanischen Schoners in der Absicht ihn zu kapern.
Doch ein "Regierungsdampfer" erschien und Luckner und seine crew wurden gefangen
gesetzt. Man brachte sie zunächst auf die Insel Suva, später auf die Insel Motuihi bei Auckland.
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ein Schoner
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Die "Iris"
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Noch einmal gelang es Luckner im Dezember 1917 mit einem 9 Meter langen Motorboot, genannt "Perle", auszubrechen.
Sie kaperten einen kleinen Segelschoner "Moa" und versorgten sich aus einem Proviantlager auf der Curtis Insel.
Sie wurden allerdings von dem Kabelleger "Iris" gestellt, der damals eine Kanone an Bord hatte. Wieder wurden sie gefangen
genommen und in Lyttelton, Ripapa Island interniert.
Im Juli 1919 kehrte Graf von Luckner aus der Gefangenschaft nach Deutschland zurück.
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Die "Seeadler" Besatzung, die auf Mopelia zurückgelassen worden war, kaperten den französischen
Schoner "Lutece" im September 1917. Sie tauften das Schiff in "Fortuna" um und segelten damit bis zu den Osterinseln.
Dort liefen sie auf ein angeblich nicht in den Karten verzeichnetes Riff. Sie wurden nach Chile gebracht und lebten dort
bis zum Ende des Krieges als freie Leute.
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Bei der Strandung sollen einige hundert Kilo reinen Goldes auf dem "Seeadler" gelagert gewesen sein. Bis heute wurde dieser
Schatz noch nicht entdeckt! Angeblich hat Graf von Luckner das Versteck dieses Schatzes dem Historiker Ralf Lasa
kurz vor seinem Tod mitgeteilt. Doch der Schatz konnte bisher nicht geborgen werden. Schatzkarte und diverse
Gegenstände des "Seeadler" sollen sich heute in einem Museum in Schweden befinden.
Vermutlich hat Graf von Luckner hier ein Seemannsgarn gesponnen!
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1921 wurde Graf von Luckner Kommandant auf der "Niobe", dem neuen Segelschulschiff der Reichsmarine.
1922 nahm er seinen Abschied und schied als Korvettenkapitän aus der Reichsmarine aus.
Man hatte ihm verboten weiterhin unter einer schwarz-weiß-roten Flagge zu segeln.
Luckner begann eine Vielzahl von Vortragsreisen in Europa und Amerika. Er wurde Ehrenbürger
von San Franzisko, schrieb mehrere Bücher, "Seeteufels Weltfahrt" war sein Hauptwerk.
Allerdings sollen einige Ghostwriter für ihn tätig gewesen sein.
Zwischen den Kriegen kaufte Luckner den Schoner "Vaterland", und als der 1935 in Bremerhaven ausbrannte, den
Schoner "Seeteufel". Mit der "Seeteufel" ging er noch einmal auf Weltreise zu den Häfen seines "Seeadler"
Abenteuers.
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Wie bereits am Anfang dieser Seite angedeutet, war Graf von Luckner eine stets schillernde Persönlichkeit.
Im nationalistischen Deutschland passte er sich den politischen Gegebenheiten an, jedoch trat er nicht der NSDAP bei.
Luckner rettete mit einem falschem Ausweis eine Jüdin vor der Gestapo, das ist erwiesen.
Doch da gab es relativ viele Widersprüche, so dass auf eine geplante Ehrung verzichtet wurde.
Ferner musste er sich vor einem Sonderehrengerichtsverfahren behaupten wegen Mitgliedschaft in einer
Freimaurerloge und
Missbrauch eines minderjährigen Mädchens. Der Vorwurf ist bis heute nicht widerlegt.
Aus diesem Grund wurden Luckners Bücher zeitweise aus deutschen Bibliotheken entfernt und er erhielt ein Vortragsverbot.
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Tatsache ist jedoch , dass Graf von Luckner eine massive Bombardierung von der Stadt
Halle durch die Amerikaner verhindert hat. Er wurde deswegen in Abwesenheit zum Tode verurteilt.
Luckner wurde dafür nach dem 2. Weltkrieg zum Ehrenoberst der US
Division "Timberwolves" ernannt.
Noch in den 50er Jahren reiste er durch Deutschland und demonstrierte seine Kraft in dem er Telefonbücher
zerriss und Münzen zerdrückte.
1953 erhielt er das "große Bundestverdienstkreuz" für seinen mutigen "Halle Einsatz"!
"Nobody is perfect"; dennoch verbindet man mit dem Namen Felix Graf von Luckner positive Werte wie
Wagemut, Tapferkeit, Fairness, gute Seemannschaft und Völkerverständigung!
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