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Das Vineta Provisorium



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Stempel zu 100 Jahre Vineta Provisorium


Das Vineta-Provisorium war eine Aushilfs-Briefmarke des Deutschen Reichs, die 1901 auf dem Kreuzer SMS "Vineta" (2) ausgegeben wurde.
In Ermangelung von 3-Pfennig-Marken an Bord, halbierte der Marine-Oberzahlmeister der Länge nach 300 Stück 5-Pfennig-Marken der Deutschen Reichspost. Die 600 entstandenen Marken wurden mit einem violetten Handstempelaufdruck "3PF" versehen und anstelle der vorgesehenen Barfreimachung verwendet.
Das Vineta-Provisorium ist eine gesuchte philatelistische Rarität und stellt die berühmteste Halbierung der Germania-Ausgabe dar. Die Marken werden heute bei Auktionen zwischen 3.000 bis 15.000 Euro angeboten. Im Michel Katalog beträgt der Preis 13.000 / 10.000 Euro ungestempelt / gestempelt.
Daten des Großen Kreuzer's "Vineta":
  • Stapellauf 1897 in Danzig bei der Kaiser Wilhelm Werft
  • Hertha Klasse
  • 5.880 tdw
  • L * B * T   -   105m * 17,6m * 6,6m
  • 3 Maschinen, 3 Schrauben, 10.000 PS
  • Geschwindigkeit 19 kn
  • Bewaffnung: 2 Kanonen 21cm, 8 Kanonen 15cm, 10 Kanonen 8,8cm, 10 Kanonen 3,7cm, Torpedos
  • Besatzung 465 Mann
Vineta


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Route des Schiffes 1901
Während des Deutschen Nationalfeiertages, anlässlich des Geburtstages von Kaiser Wilhelm II im Januar 1901, lag der deutsche Kreuzer "Vineta" im Hafen von New Orleans. Aus diesem Anlass wurden von der deutschstämmigen Bevölkerung Feiern organisiert, über die die Presse berichtete. Tage später, nach dem Einlaufen der SMS "Vineta" in Port of Spain (Trinidad) erreichten diese nachgesandten Zeitungen das Schiff. Und die wollte man auch an die Angehörigen in der Heimat schicken.
Nach dem damaligen Postrecht hätten die Zeitschriften, per Streifband-Drucksache, mit 3 Pfennig frankiert werden müssen.


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Da die Poststellen auf den Schiffen der Deutschen Marine zu diesem Zeitpunkt noch nicht mit 3 Pfennig Werten ausgestattet waren, wurden 3 Bögen des Wertes zu 5 Pfennig vom Oberzahlmeister am 13.04.1901 halbiert und jede Hälfte mit einem selber hergestellten Stempel mit 3 Pfennig in violett überdruckt.
Nach damaligem Postrecht war, für den Fall von Markenmangel, eigentlich die Barfreimachung vorgesehen. Aber der Kapitän hatte dies Provisorium genehmigt.
Die Versendung von Zeitungen, Briefen und Postkarten in die Heimat geschah am 17.04.1901 bei der Ankunft des Schiffes in Pernambuco (Brasilien). Am 06.05.1901 erreichten dann die ersten Postsendungen mit dem Vineta Provisorium das Marine Postbüro. Die Postsendungen wurden mit dem Stempel der Deutschen Marine-Schiffspost No.1 entwertet.


stamp Der an Bord angefertigte Handstempel war aus altem, gebrauchten Weichgummi. Der Gummi war durch Seewasser und Hitze in den Tropen spröde geworden. Das führte dazu, das bei der Anfertigung kleine Gummiteilchen abbröckelten.
Hier haben wir eine Abbildung des vermessenen "3PF" Stempels. In der Ziffer und den Buchstaben sind deutliche Farblücken zu sehen.
Die unregelmässige Stellung der Aufdrucke erklärt sich durch das Bedrucken mit der Hand. Auch wurde beim Durchschneiden der Provisorien mit der Schere nicht sorgfältig gearbeitet.


Aufgrund der unerlaubten Frankierung kam es unmittelbar nach Eintreffen der ersten Sendungen zum Schriftverkehr zwischen Reichspostamt, Reichsmarineamt und der Leitung des Schiffes um den Vorfall zu klären. Da der Kapitän des Schiffes auf hoher See als oberste Instanz galt, trug dieser die Verantwortung für den Vorfall. Er folgte mit seiner Entscheidung, die halbierten Marken zu verwenden, dem Oberzahlmeister. Somit war die Handlung nach damaligem Seerecht legitimiert. letter
Bei obiger Drucksache als Streifband ist korrekt eine Marke aufgeklebt worden.


letter Die Ausgabe in der Form war weder vorgesehen noch vorher genehmigt, und somit unerlaubt. Die Reichspost hat die Marken nachträglich lediglich legitimiert. Alle Nicht-Streifbänder wurden direkt zugestellt. Die zuerst einbehaltenen Streifbänder wurden mit Verzögerung zugestellt.
Es wurde eine strengere Dienstvorschrift erlassen und die Schiffe der Kaiserlichen Marine bekamen 3 PF Marken an Bord.
Einige Besatzungsmitglieder hatten die Provisorien auch zur Frankatur von Postkarten benutzt und zwei halbierte Marken aufgeklebt. Damit war die Postkarte eigentlich mit 1 Pfennig überfrankiert.
Wie man auf der Abbildung unten sieht, sind auch einige Karten mit nur einer Marke angekommen, sie waren unterfrankiert.


Im Sommer 1901 wurde die Besatzung der "Vineta" abgelöst und mit der "Mainz" nach Hause gebracht. Einige Provisorien sind mit dem Stempel der "Mainz", Schiffspostnr. 74 versehen worden.
Auf den korrekten Belegen muss die Schiffspostnummer "1" und ein Datum aus dem April 1901 erkennbar sein.
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Der mit der Post beauftragte Oberzahlmeister der "Vineta" fertigte nach Rückkehr in die Heimat Überdruckfälschungen an und entwertete diese mit dem echten und rückdatierten Schiffspoststempel, zu welchem er offensichtlich Zugang hatte.
Viele Fälschungen wurden bekannt. Allein die im Jahre 1907 veröffentlichte Schrift des Germania Rings führt schon acht verschiedene Fälschungen auf. Doch auch später, z.B. in den 90er Jahren traten Massenfälschungen auf. Es ist sogar ein Brief aufgetaucht mit 5 Provisorien!
Wenn man die Gelegenheit hat dieses Provisorium zu erwerben, sollte ein Prüfer zu Rate gezogen werden.


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Diese "Abart" mit einem kopfstehenden Aufdruck links wird angeblich als echt angesehen. Doch wie kann man vor dem Zerschneiden so stempeln? Rechts ist eine Fälschung mit einem Phantasiestempel zu sehen. Der Stempel ist so angebracht, dass er den fehlerhaften "3PF" Überdruck verdeckt.
Die Philatelisten haben sich am meisten darüber geärgert, dass diese "Kinderpost-Spielerei" die Hauptnummer 67 in dem deutschen Katalog bekam. Wenn überhaupt, dann nur eine Nennung unter "Deutsche Schiffspost im Ausland". Nach zeitweiliger Umnummerierung hat das Vineta Provisorium im heutigen Michel Katalog wieder die Nummer 67. Und auch im englischsprachigem Scott Katalog ist sie unter 65b notiert.


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Die "Vineta" war bis 1905 im Auslandsdienst an der Ostküste Amerikas tätig. 1909/11 wurde sie umgebaut. Danach wurde sie als Schulschiff und auch Versuchsschiff eingesetzt. Zu Beginn des 1. Weltkrieges diente sie im Küstenschutz. Dann folgte eine Liegezeit als Wohnschiff in Kiel. 1920 wurde sie abgewrackt.

Im Stempel steht "Kleiner Kreuzer..."; das ist wohl ein Versehen.

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Quellen:

Wikipedia Internet Enzyklopädie, das Vineta Provisorium
G. Dister, Das Vineta Provisorium, Germania Ring Einzelschriften, 1907
W. Jakubek, 2 Pfennig zu wenig und niemand hat's gestört, Briefmarkenspiegel, 12/2002



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