whaling
Seemotive :

Normstempel auf deutschen Walfangmutterschiffen!

Walfang Teil 4



Gegen Ende des 19. Jahrhunderts hatte das Erdöl das Walöl fast vom Markt verdrängt. Der Walfang stagnierte, man konnte hoffen, dass sich die Walpopulationen vom weltweiten Schlachten erholen würden.
Da erfand im Jahre 1903 der deutsche Wilhelm Naumann ein Hydrierungsverfahren, mit dem man tierische Öle in feste Fette umwandeln konnte. Walöl eignete sich dadurch ideal zur Margarineherstellung (ein Blauwal = 100.000 Packungen Margarine), war auch für Seife, Waschmittel und Schuhcreme einsetzbar! Ausserdem fiel bei der Hydrierung Glyzerin an, daraus wurde Nitroglyzerin gewonnen (heiss begehrt als Sprengstoff im 1. Weltkrieg).
whale food chain
Der Wal am Ende der Nahrungskette
Die Walfangflotten rüsteten auf! 1933 erliessen die Nazis (Hitler) ein „Fettmonopol, Sicherung der deutschen Fettversorgung ohne Importe“. Es begann ein rasanter Aufbau deutscher Walfangflotten. Der berühmte Kapitän Carl Kircheiss bildete ein Konsortium, das den deutschen Walfang "pushte".


catchboat
Wikinger
Deutsche Walfanggesellschaften in den 30er Jahren:
  • 1934 Erste Deutsche Walfanggesellschaft, 1935 von Fa. Henkel übernommen, eigene Flotte mit Mutterschiff „Jan Wellem“ und Fangbooten, zusätzlich gecharterte Schiffe, 3 Fangreisen 1936 bis 1939. (Ab 1949 Unterstützung der Onassis Flotte.)
  • 1935 Walfang AG, Walter Rau (Margarinekönig), Fangflotte gechartert, Mutterschiff „Walter Rau“, 2 Fangreisen vor dem 2. Weltkrieg.
  • 1936 Hamburger Walfang-Kontor, zwei Mutterschiffe „Südmeer“ und „Wikinger“, Fangreisen von 1937-39. Bereedert wurden auch die, von der Margarine-Rohstoffbeschaffungsgesellschaft, Berlin, gecharterten norwegischen Schiffe "C.A. Larsen" und "Skytteren". Diese Charterschiffe fuhren unter norwegischer Flagge.
  • 1937 Unitas, Deutsche Walfang GmbH Hamburg, Jürgen van den Bergh Margarine Verkaufs Union Berlin, eigene Flotte mit Mutterschiff „Unitas“,vermutlich 2 Fangreisen vor dem 2. Weltkrieg. Die britisch-holländische Unilever mit ihrer deutschen Tochter mischte im Hintergrund mit.
  • Insgesamt fuhren in der Fangsaison 1938/39 7 Walfangmutterschiffe für deutsche Rechnung mit zusammen 56 Fangbooten. Am antarktischen Hochseewalfang waren damals zusammen aus allen Ländern 34 schwimmende Kochereien und 270 Fangboote beteiligt. Diese 34 Fabrikschiffe zogen 38.355 Wale an Bord, das sind im Durchschnitt 1.128 pro Schiff in dieser Saison.


Südmeer
Alle fünf deutschen Walfangschiffe erhielten erst in der Fangsaison 1938 / 1939, also zur Sommerzeit in der Antarktis, eigene Schiffsposten. Das Freihafenpostamt 14 in Hamburg lieferte die "schwimmende Postanstalt" an Bord. Das waren Stempel, Plomben, Briefkasten, Markenmappen, Tarif, Briefwaage und Postsäcke. An Postwertzeichen wurde ein Bestand von 1000 Reichsmark mitgegeben. Der Auslandstarif galt, sobald die Schiffe deutsche Hoheitsgewässer verlassen hatten. Die Post der Schiffe wurde in angelaufenen ausländischen Häfen aufgegeben. Jede Flotte hatte auch auf See ein Treffen mit einem Tanker, der Proviant, Frischwasser, Treibstoff und Post aus der Heimat mitbrachte. Die Tanker nahmen dann Walöl und die Post der Besatzungen mit an Bord. Diese Post wurde zum Inlandstarif befördert, denn die Tanker fuhren direkt nach Deutschland.


Jan Wellem
Jan Wellem
Walfangmutterschiff "Jan Wellem"
  • gebaut 1921 als "Württemberg" für die Hapag beim Bremer Vulkan
  • 1935/36 Umbau zur Kocherei
  • nach Umbau 11.766 BRT, 15.500 tdw,
  • L - 142,9m     B - 21,8m     T - 10,0m
  • 5000 PS, 11 kn, 240 Mann Besatzung
  • drei Antarktisreisen,
  • 1946 in England verschrottet,
  • Verwendungszeit der Stempel: 22.9.1938 bis 19.5.1939


Unitas
Unitas
Walfangmutterschiff "Unitas"
  • gebaut 1937 bei AG Weser
  • 21.846 BRT, 11.841 NRT, ca. 25.000 tdw,
  • L - 183,6m     B - 24,5m     T - 15,0m
  • 6000 PS, 11 kn,
  • zwei Antarktisreisen,
  • seinerzeit das größte Frachtschiff der Welt
  • 1945 an England abgeliefert, umbenannt in "Empire Victory", später "Abraham Larsen".
  • Verwendungszeit der Stempel: 10.10.1938 bis 2.5.1939
  • Der Stempel links hat das Datum 10.5.1939. Das Schiff lief am 2.5.39 in Hamburg ein. Das Bordpostamt fertigte noch aus Gefälligkeit Post ab, daher das spätere Datum. Die echte Verwendungszeit erlosch mit dem Einlaufen. Das trifft weiter unten bei den Stempeln von "Walter Rau" und "Südmeer" ebenfalls zu.


Wikinger
Wikinger
Walfangflotte "Wikinger"
  • gebaut 1929 bei Swan, Hunter, England
  • 14.772 BRT, 10.678 NRT,
  • L - 150,3m     B - 21,7m     T - 15,4m
  • 4300 PS, 12 kn,
  • zwei Antarktisreisen,
  • 1945 an England abgeliefert, umbenannt in "Empire Venture", später "Slava", Sowjetunion.
  • Verwendungszeit der Stempel: 10.10.1938 bis 5.5.1939


Walfangmutterschiff "Walter Rau"
  • gebaut 1937 Deutsche Werft Finkenwerder,
  • 13.752 BRT, 7.145 NRT,
  • L - 167,6m     B - 22,7m     T - 10,2m
  • 6000 PS,
  • zwei Antarktisreisen,
  • 1945 an Norwegen abgeliefert, umbenannt in "Kosmos IV",
  • Verwendungszeit der Stempel: 10.10.1938 bis 19.4.1939
Walter Rau


Südmeer
Südmeer
Walfangflotte "Südmeer"
  • gebaut 1902 bei Wigham R., England
  • 8.133 BRT, 4.355 NRT,
  • L - 148,5m     B - 17,1m     T - 10,8m
  • 4900 PS, 13 kn,
  • zwei Antarktisreisen,
  • im Oktober 1944 vor Norwegen durch Luftangriffe versenkt,
  • Verwendungszeit der Stempel: 10.10.1938 bis 5.5.1939, wie oben Stempel 11.5.39


1939 wurde bei Howaldt Kiel der seinerzeit modernste deutsche Walöltanker für eine Henkel Tochter gebaut, die "Antarktis". Das Schiff kam wegen des Kriegsausbruchs aber nicht zu seinem geplanten Einsatz. Es hatte 10.711 BRT und wurde im August 1944 in Frankreich versenkt. Später wurde es gehoben.
HH Kontor
Das Hamburger Walfangkontor verwendete ab dem 3. August 1939 den oben abgebildeten Freistempler. Der Freistempler zeigt einen Wal, "der an der Leine hängt". Im Juni 1943 wurden die Geschäftsräume des Walfang Kontors zerstört und seitdem wurde der Stempel nicht mehr verwendet.


Nisshin Maru
Willem Barendsz
Hier noch ein interessanter Stempel des japanischen Walfabrikschiffes "Nisshin Maru No.3".
Rechts auf der Marke das holländische Walfangmutterschiff "Willem Barendsz". Die deutschen Neubauten "Walter Rau" und "Unitas" hatten ein ähnliches Erscheinungsbild: die Brücke auf dem Vorschiff, dann große Arbeitsdecks mit Ladegeschirr an drei Punkten und achtern Maschine und Mannschaftsunterkünfte.



Über Moby Dick, den weissen Wal existiert bereits eine Seite bei Seemotive, nur auf diese Zeile clicken.

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Quelle:
Die Normstempel (35 mm Ø) der Deutschen Schiffspost auf den Walfangflotten im Südlichen Eismeer 1938 - 1939, zusammengestellt von Arno Gottspenn und Friedrich Steinmeyer.


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