Seemotive :
            Das Wettrüsten der Marinen um 1900 !

dreadnought


Von den gepanzerten Schiffen bis zum
Wettrüsten mit Schlachtschiffen um 1900.


Die ersten mit Eisen gepanzerten Schiffe waren die Schildkrötenboote des koreanischen Admirals Yi Sun Shin.
Die Boote sahen nicht nur wie eine Schildkröte aus, sie hatten wie bei diesem Tier ein gepanzertes Deck. Unter Admiral Yi Sun Shin wurden Eisenplatten verwendet.
Das oberste Deck wurde mit Eisenspeerspitzen versehen, damit der Gegner nicht an Bord springen konnte.
Auf dem Vorschiff war ein Drachenkopf, in dessen Mund ein Geschützrohr steckte. Der eiserne Drachenkopf wurde auch als Rammsporn eingesetzt.
turtle
Im siebenjährigen Krieg zwischen Korea und Japan (1592 - 1598) wurden die Boote zu einer schlagkräftigen Waffe weiterentwickelt.
Siehe hierzu auch die Seite über die Schildkrötenboote. Nur auf diese Zeile klicken.


Monitor
Monitor
Der Schwede John Ericsson entwickelte und baute das erste Panzerschiff 1862 für die amerikanischen Nordstaaten.
Das Schiff war hauptsächlich für Operationen in flachen Gewässern ausgelegt und sollte ein möglichst kleines Beschussziel bieten. Deswegen war es auch flach gebaut und hatte ausser dem drehbaren Geschützturm, einen kleinen Fahrstand am Bug und zwei winzige Schornsteine.
Es bekam den Namen USS "Monitor" und lieferte sich eine Schlacht mit der "Virginia" (ex. Merrimac) der Südstaaten, die als unentschieden bezeichnet wurde.
Siehe hierzu auch die Seite über die Monitore. Nur auf diese Zeile klicken.


France
Aus den sogenannten "Linienschiffen" aus Nelsons Zeiten entstanden in der Mitte des 19. Jahrhunderts die ersten gepanzerten Batterieschiffe der Welt, u.a. die französische "La Gloire" (1858) und die "Océan" (1865).
Einige Daten zur "Océan": L*B*T - 86 * 17,5 * 9 Meter, eine Dampfmaschine mit 8 Kesseln, Geschwindigkeit 13-14kn, Segelrigg wie bei einem Vollschiff,
Bewaffnung 4 * 240 mm, 4 * 194 mm und 4 * 164 mm Geschütze. Die Panzerung bestand aus Eisenplatten mit einer Stärke bis zu 20 cm.
Großbritannien hatte schon ein Jahr später mit der "Warrior" gleichgezogen. Es wird oft als "first iron armor clad warship" bezeichnet, also als erstes eisern-gepanzertes Kriegsschiff.
Die Batterieschiffe hatten alle noch Segel aber schon einen Maschinenantrieb.
Die Schiffe wurden auch Panzerfregatten genannt.
Warrior


Wlhelm
Aber auch Deutschland hatte mit seiner SMS "König Wilhelm" eine Panzerfregatte in seinem Flottenbestand.
Das 108m lange Schiff war in England gebaut worden. Es hatte 24cm Kanonen, einen massiven Rammsporn und einen Gürtelpanzer.
Die SMS "König Wilhelm" wurde von 1878 bis 1882 auf der Kaiserlichen Werft Wilhelmshaven grundlegend umgebaut. Das Schiff wurde nun als Panzerkreuzer I. Klasse eingestuft.


Der erste Panzerkreuzer der Kaiserlichen Marine war die deutsche "Fürst Bismarck".
Einige Daten:
L * B * T - 127 * 20 * 8,5 m
Gebaut auf der Kaiserlichen Werft in Kiel, Stapellauf 1897
Verdrängung 11.461 tons
Maschine 13.622 PS, 3 Propeller, Geschw. 18,7 kn
Bewaffnung 4 * 24cm, 12 * 15cm, 10 *8,8cm und 6 Torpedorohre,
621 Mann Besatzung.
Bismarck


turbinia
Mexico
Gegen Ende des 19. Jahrhunderts machte die Technik im Marineschiffbau rasante Fortschritte. Kaum war ein neuer Panzerkreuzer fertiggestellt, war er in wesentlichen Punkten schon wieder veraltet.
Maschinenanlagen wurden eingebaut, die Hilfsbesegelung wurde entfernt.
Kolbendampfmaschinen trieben die Schiffe an. Doch sie waren schwer, umständlich zu bedienen und brachen oft zusammen. Darauf folgten Dampf-Turbinen. Doch die Schiffe brauchten Kohle. Später wurden diese durch Öl abgelöst.
Links oben die "Turbinia", 1894 von Charles Parson gebaut, war das erste Turbinenschiff der Welt.
Rechts, die Hilfsbesegelung verschwand beim Kriegsschiffbau.
Die Schiffsbewaffnung änderte sich. Konnte die schwere Artillerie mal gerade 2km weit schiessen wurden neue Geschütze entwickelt, die auf vier km sehr treffsicher schossen. Drehtürme vorne, hinten und auch mittschiffs wurden zum Standard.
Neue Granaten mit erhöhter Explosivkraft wurden produziert, Panzerplatten wurden verstärkt, Messgeräte wurden weiter entwickelt und lieferten immer genauere Daten.
Orel

die russische "Orel"

bomber
Als Beispiel hier die "Bomberkanone". Das waren Geschütze mit einem Kaliber von 23 bis 28cm mit einem glatten Lauf. Ihre Sprengladung gegen hözerne Schiffe war verheerend. Daraufhin wurden Panzerschiffe entwickelt.
Viele der Fortschritte wurden in England, der Wiege der industriellen Revolution erzielt.


Bei den Panzerschiffen begann es mit Zitadellschiffen.
Die Geschütze wurden mittschiffs wie in einer Burg geschützt aufgestellt. Um 1870 entstand das Kasemattenschiff. Es war ein geschlossener, gepanzerter Raum, in dem das Geschütz stand.
Danach folgte das Barbette-Schiff. Es hatte eine Plattform (Barbette) auf dem das Geschütz in einer Vertiefung des Schiffsrumpfes stand.
Es konnte in der Schiffslängsrichtung schiessen.
Beim Turmschiff waren die Geschütze in einem oder mehreren, drehbar gelagerten, zylindrischen Räumen, den Türmen, aufgestellt.
Amethyst


Italia
Das Panzerschiff bzw. Schlachtschiff um die Jahrhundertwende hatte drei Merkmale:
Einen metallbeschichteten Rumpf bzw. einen Stahlrumpf mit Panzerplatten, einen Dampfantrieb und Kanonen, mit denen explodierende Granaten verschossen werden konnten.
Und sie hatten erstaunlicherweise bis zum 1. Weltkrieg einen Rammsteven.
Abgebildet ist hier die italienische "Benedetto Brin". Das 139m lange Schiff lief 1901 vom Stapel, konnte 20 kn laufen und hatte schon vier 30,5cm Geschütze an Bord.


Tuerkei
Tuerkei
Überall auf der Welt wurden um die Jahrhundertwende neue große Kriegsschiffe gebaut. Je nach Nation wurden sie als Linienschiffe, Panzerschiffe, Panzerkreuzer, große und kleine Kreuzer, Schlachtkreuzer, Dreadnoughts, Schlachtschiffe etc. etc. bezeichnet.
Auf den Marken ist die türkische "Hamidiye" abgebildet. 1903 in Egland vom Stapel gelaufen hatte das Schiff eine Verdrängung von 3.830 tons. Zwei Propeller brachten das Schiff auf 22kn. Die "Hamidiye" hatte eine recht gemischte Bewaffnung. Die schwersten Geschütze waren zwei 15,2 cm in Schnellfeuerkanonen in Einzeltürmen vorn und hinten.


Russia
Russia
Ein weiteres Beispiel ist der russische Panzerkreuzer "Potemkin". Das Schiff wurde auch durch einen Film des Regisseurs Sergei Eisensteins über die Revolution 1905 bekannt. Es fand auf dem Schiff eine Meuterei statt. Alles weitere zu diesem Schiff auf Seemotives Seite http://www.seemotive.de/html/dpotemkin.htm, nur auf diese Zeile klicken.


USA
Russia
GB
Um die Jahrhundertwende 1900 wurden weltweit immense Summen in den Kriegsschiffbau gesteckt.
Links oben der amerikanische Kreuzer USS "Maine", daneben das russische Schlachtschiff "Imperatritsa Ekaterina Velikaya".
Und England als Beherrscher der See mischte in vorderster Front mit.
Oben links die HMS "Egeria" von 1887, rechts die HMS "Illustrious" von 1894.
GB


Vineta
Deutschland war damals ein sogenannter "Spätentwickler" in den imperialistischen und maritimen Kreisen der Welt.
Doch die Deutschen betrieben einen zunehmenden Handel, zogen technologisch mit den Briten gleich und sollten Großbritannien vor eine große Herausforderung stellen.
Als Kaiser Wilhelm II. an die Macht kam, besaß Deutschland eine "mittelmäßige" Marine.
Großbritannien hatte 330 Schiffe, Frankreich 95, Russland 86 und Deutschland auf dem vierten Platz nur 68 Schiffe. Der Kaiser war entschlossen, dies schlechte Verhältnis zu verbessern.


Ganz wichtig für Deutschland war der Bau des Kaiser Wilhelm Kanals zwischen Nord- und Ostsee. Der Bau dauerte von 1887 bis 1895. Von 1907 bis 1914 wurde er weiter ausgebaut, so dass alle deutschen Panzerschiffe den Kanal befahren konnten.
Seit 1948 wird der Kanal Nord-Ostseekanal genannt, international Kiel Canal.
NOK


Russia
Russia
Die Seeschlacht bei Tsushima zwischen den Russen und den Japanern 1905 führte beim Kriegsschiffbau zu neuen Erkenntnissen. Die Russen mußten einen endlosen Weg aus der Ostsee rund um Afrika bis in die japanischer Gewässer zurücklegen. Die Japaner unter Admiral Togo überraschten die Russen mit zwei riskanten Manövern und schossen sie mit ihrer schweren, weitreichenden Artillerie zusammen.
Japan
Japan
Dieses Gefecht wurde von allen seefahrenden Nationen analysiert mit dem Ergebnis: man sollte sich auf die weitreichende Artillerie beschränken und die "mittleren" Geschützklassen garnicht erst an Bord nehmen.
Abgebildet ist hier der Sieger, der japnische Admiral Togo mit seinem Schiff "Mikasa".


Dtschld
Germany
Germany
Und Deutschland beteiligte sich an dem Wettrüsten zur See. Angetrieben vom Kaiser Wilhelm II.
Links oben der "Kaiser Barbarossa", Stapellauf 1900 auf der Schichau Werft in Danzig.
Daneben die "Brandenburg", 1893 auf der Vulcan Werft in Stettin in Dienst gestellt.
Links die SMS "Deutschland", 1906 in Dienst gestellt bei der Germania Werft in Kiel.


GB
Germany
Die beiden Gegenspieler bei diesem britisch / deutschen Wettrüsten war der englische "Erste Seelord" John "Jacky" Fisher und der deutsche Admiral Alfred von Tirpitz.
Tirpitz wusste genau, dass er die Stärke der englischen Flotte nicht einholen konnte. Nach seinen Überlegungen musste eine deutschle Flotte mit 2/3 gegenüber der englischen Übermacht bestehen können.


GB
Unter der Leitung von Englands John Fisher wurde die "Dreadnought" (Furchtlose) entwickelt. Ein Schlachtschiff, dass zu dieser Zeit 1906 mit seinen Konzepten allen anderen Schiffen überlegen war.
Dieses "all big gun one caliber battleship" war bereits vom Chefkonstrukteur der italienischen Marine, Vittorio Cuniberti, entworfen worden. Aber nun bauten es die Engländer.
Die wesentlichen Punkte :
  • Zehn 30,5-cm-Geschütze in Doppeltürmen, davon drei mittschiffs und jeweils einer seitlich der Aufbauten, so dass vier Türme auf dasselbe Ziel feuern konnten.
  • Verzicht auf Mittelartillerie, dafür 22 Geschütze mit 7,6 cm zur Torpedobootabwehr.
  • Turbinenantrieb mit einer Höchstgeschwindigkeit von 22,4 kn.
  • Verdrängung: auf rund 18.000 tons begrenzt
  • Besatzung 773 Mann
GB
Germany
Deutschlands Antwort auf die "Dreadnought" war das Schlachtschiff "Nassau", gebaut von 1907 bis 1909.
    Einige Daten:
  • L * B * T - 146 * 27 * 9 Meter,
  • Verdrängung 20.535 tons
  • Kesselanlage für Kohle und Ölfeuerung, drei Propeller, Geschwindigkeit 20 kn
  • schwere Artillerie 6 Doppeltürme mit zwölf 28cm Geschützen.
  • der Gürtelpanzer / Seitenpanzer war 30 cm stark
  • Besatzung 963 Mann
Und das Wettrüsten ging gnadenlos weiter. Nach der "Dreadnought" wurden der Kiel für drei neue englische Panzerkreuzer gelegt, darunter die "Invincible". Das sollten die "Super-Dreadnoughts" sein.

Tirpitz antwortete mit dem Schlachtschiff "Von der Tann".
Und dann kam es 1914 zum 1. Weltkrieg.

GB


Germany
Germany
Im 1. Weltkrieg kam es zu folgenden Gefechten und Schlachten zwischen britischen und deutschen Flotten.
  • Schlacht vor den Coronel Inseln 1914
  • Schlacht bei den Falkland Inseln 1914
  • Gefecht vor Helgoland 1914
  • Gefecht auf der Doggerbank 1915
  • Seeschlacht vor dem Skagerrak 1916
Diese Schlachten wurden durch die Mehrzahl und Überlegenheit der daran beteiligten Schiffe entschieden.
Siehe hierzu auch http://www.seemotive.de/falkland/dfalkland.htm, nur auf diese Zeile klicken.


Jersey
Germany
Eine Ausnahme war die Skagerrakschlacht, die als größte aller Seeschlachten bezeichnet wurde.
150 britische Schiffe kämpften gegen 99 deutsche Schiffe.
Die Briten beklagten 6.094 Tote, 3 Schlachtkreuzer, 3 Panzerkreuzer und 8 Zerstörer sanken.
Die Verluste auf deutscher Seite betrugen 2.551 Tote, 1 Linienschiff, 1 Großer Kreuzer, 4 Kleine Kreuzer und 5 Torpedoboote gingen unter.

Beide Seiten beanspruchten den Sieg für sich. Die Deutschen hatten den Briten die deutlich schwereren Verluste beigebracht, insbesondere bei den Schlachtkreuzern. Dennoch hat diese Schlacht das Kräfteverhältnis der britischen Grand Fleet gegenüber der deutschen Hochseeflotte nicht verändert. Die anzahlmäßige britische Überlegenheit bei den Flotten blieb.


battleship
Quellen:
Panzerschiffe um 1900 von U. Israel und J. Gebauer, Brandenburgisches Verlagshaus, 1998
Die Schlachtschiffe von David Howarth,Time Life Books Reihe die Seefahrer, 1980
Der Krieg der Panzerschiffe von Richard Hill, Brandenburgisches Verlagshaus, 2001
Wikipedia Internet Enzyklopädie
Das grosse Maritim Lexikon von E. Jung, Heel Verlag 2004

© Seemotive Bjoern Moritz, alle Rechte vorbehalten


  Nach oben
  nächste Seite
  zurück
  Menue Seite
  Eingangsseite