Seemotive :
Liberty Ships

Liberty-Schiffe im 2.Weltkrieg!


In den dreißiger Jahren hatte Großbritannien die größte Handelsflotte der Welt. Sie betrug 6.700 Schiffe.
Aber die Abhängigkeit von den auf diesen Schiffen transportierten Gütern wurde in Kriegszeiten zur großen Gefahr für England, wenn fremde Kräfte diese Flotte angriffen.
Dies war im Ersten Weltkrieg der Fall und es wurde im Zweiten Weltkrieg noch schlimmer.
Deutsche Uboote versenkten über 2.700 englische Frachtschiffe.
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Die Frachter brachten Nahrungsmittel und Kriegsmaterial von den Vereinigten Staaten nach England und zum Kontinent. Um sie provisorisch zu schützen wurden die Schiffe in Geleitzügen zusammengestellt.
Um diese Geleitzüge tobte in den Jahren 1940 bis 1945 eine gigantische Atlantikschlacht.
Die deutschen Uboote versenkten mehr Frachtschiffe als die Engländer neu bauen konnten.


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Die Engländer bildeten eine "British Merchant Shipbuilding Mission". Es war eine Arbeitsgruppe um dringend benötigte Frachtschiffe in den Vereinigten Staaten und Canada bauen zu lassen.


Bei den Verhandlungen mit der "United States Maritime Commission (MARCOM)" konnten die Engländer die Amerikaner überzeugen, einen englischen Entwurf eines langsamen, aber einfach konstruierten und vor allem schnell zu bauenden Trampdampfer zu nehmen.
Also keine Entwicklung einer komplizierten und besseren Neukonstruktion, die nur Zeit kosten würde. Die neuen Schiffe mussten so schnell wie möglich einsatzbereit sein.
Im April 1941 wurde das erste dieser neuen Frachter auf Kiel gelegt. Von diesem Typ, der "Ocean Class" hieß, wurden insgesamt 60 Schiffe gebaut.
Liberty


Liberty
Der Ocean-Typ bildete die Grundlage zur Entwicklung des Liberty-Frachters durch das New Yorker Schiffsingenieurbüro Gibbs & Cox.
Die Liberty Schiffe waren Stückgutschiffe des Typs "EC2-S-C1". "EC" stand für Emergency Cargo, Notfallfrachtschiff, die "2" war eine Längenangabe (400 - 450 feet), das "S" für Steam Propulsion, Dampfantrieb und "C1" für einen Bautyp.
Die simplen, dunkel bemalten Schiffe wurden vom amerikanischen Präsidenten als "dreadful looking object" und "ugly ducklings" bezeichnet; als furchtbar anzusehende Objekte und hässliche Entlein.
Dennoch setzte sich der Name "Liberty Ships" durch.


Liberty

Auf diesem Brief ist der amerikanische Multi-Industrielle Henry John Kaiser abgebildet. Er war zu dieser Zeit der unermüdliche "Motor" im amerikanischen Schiffbau,
Er ließ im ganzen Land Einzelteile, einzelne Sektionen fertigen, die dann in standardisierten Verfahren zusammengesetzt wurden.
1943 verliessen drei Libertyschiffe pro Tag die Werften. Seine Kaiser Shipyards waren eine von insgesamt 18 Werften.


Die Liberty Schiffe waren Volldecker mit fünf Laderäumen. Der Rumpf war geschweißt.
    Einige Daten:
  • Bau-Zeitraum 1941 - 1945
    auf 18 amerikanischen Werften
  • Länge um 135m, Breite um 17m je nach Typ
  • Tiefgang bis 7,7m
  • 10.500 tdw, 7.176 BRT
  • Antrieb Dreifachexpansionsdampfmaschine
  • 2.500 PS, 11 kn,
  • Reichweite 20.000 sm.
  • 41 Mann Besatzung
  • Bewaffnung: eine bzw. zwei Deckskanonen und bis zu 8 Flaks.
Liberty
Liberty

Bild: Aquarius70, Wikipedia


Liberty
Es wurden 18 neue Werften mit insgesamt 171 Hellingen gegründet nur um diese Liberties zu bauen.
Im September 1941 lief in Baltimore bei der Bethlehem Shipbuilding Company die "Patrick Henry" vom Stapel.
Sie war das erste von 2.754 (bis Oktober 1945) in den USA und Kanada während des Zweiten Weltkriegs gebaute Liberty Schiff. Die Bauzeit des Schiffs betrug 244 Tage.
Doch die konnte drastisch verkürzt werden. Sektionen und diverse Teilbereiche konnten parallel erstellt werden. Auf den Werften wurden sie nur noch zusammengefügt. Das ging mit der Schweißtechnik relativ schnell.


Die durschnittliche Bauzeit verringerte sich auf 40 Tage pro Schiff.
Den Rekord hielt die "Robert E. Peary". Von der Kiellegung bis zum Stapellauf wurden nur vier Tage und 15,5 Stunden benötigt. Schon drei Tage später folgte die Probefahrt.

Rechts ist die 1944 gebaute "Abram S. Hewitt" abgebildet. Das Liberty-Schiff wurde auch nach dem 2. Weltkrieg eingesetzt und 1947 erst in "Quemar" und dann in "Italo Marsano" umbenannt.

Liberty


Liberty
Aber es gab auch Probleme mit der Verarbeitungsqualität, sie war einfach unzureichend.
Der damalige hergestellte Stahl war spröde. Die neue Schweißtechnik war nicht ausgereift und mit diesem Stahl neigte sie zu Rissbildung und Brüchen. Das passierte mehrfach im eiskalten arktischen Nordatlantik. Einige Schiffe brachen einfach mittschiffs durch.
Innerhalb von 10 Jahren sanken so zirka 100 Schiffe.
Im Laufe des Krieges gingen 196 Libertyschiffe durch Feindeinwirkung verloren, siehe Beleg oben.


Victory
Während der Kriegsjahre wurden die Libertyschiffe laufend verbessert und an ihre Aufgaben angepasst. So gab es Schiffe für Truppentransporte, für Panzer mit nur vier Laderäumen und natürlich auch Tanker (siehe weiter unten).
Das ist allein schon an den vielen unterschiedlichen Typenbezeichnungen erkennbar.
Zu dem Standardtyp Emergency Cargo Steam "EC2-S-C1", folgte bald in der letzten Stelle Typangaben von "C2" bis "C5", und die "A1" bis "A3" für weitere Maschinenantriebe.
Die "S" Angabe für Steam Propulsion erweiterte sich zu "SE" Steam Turbo Ellectric Transmission". Und es gab einige Typenbezeichnungen die mit einem "Z" begannen. Das waren Schiffe für Spezialaufgaben.



Victory
Ab 1944 löste der deutlich modernere Victory-Schiffstyp das Liberty-Schiff ab; allerdings wurden bis 1945 weiterhin auch Liberty-Schiffe gebaut.
Die Typbezeichnungen waren "EC2-S-AP1" und ab April 1944 "VC2-S-AP1". Das "V" stand für Victory.
Insgesamt wurden 534 Victory-Schiffe im Zweiten Weltkrieg gebaut. Die Bauzeit eines Schiffes betrug weniger als 40 Tage.
Victory
Durch den Einbau einer Dampfturbine mit 6000 PSi anstelle einer Kolbendampfmaschine erreichten sie 15 bis 17 kn Geschwindigkeit. Die Reichweite war größer und die Lade- und Löscheinrichtungen waren leistungsfähiger.
Die Victory-Schiffe wurden überwiegend im Nordatlantik, aber auch im Pazifik eingesetzt. Aufgabe war es in Geleitzügen Soldaten und kriegswichtiges Material nach Europa zu bringen.
Der obige Seitenriss zeigt die 1945 gebaute "Lane Victory". Sie hatte eine Länge von 133m, lief 17kn, hatte 10.550 tdw und eine Reichweite von 23.500sm.



Im 2. Weltkrieg benötigte man auch Tanker.
Der T2-Tanker war ein Tankertyp der von 1939 bis 1945 auf amerikanischen Werften gebaut wurde.
Insgesamt wurden 525 Einheiten in vier verschiedenen Ausführungen gefertigt.
Der Typ "T2-SE-A2" hatte eine Länge von 159,5m, eine Breite von 20,8m, 10.500 BRT, eine turboelektrische Dampfmaschine mit 10.000 PS und lief 16 kn.
Aber auch einige T2-Tanker hatten Probleme. Es traten Ermüdungsrisse am Rumpf auf, es gab mehrere Unfälle.
So brach die "Schenctady" 1943 bei der Probefahrt in zwei Teile auseinander.
Tanker


Tanker
Diese T2-Tanker wurden auch Liberty Tanker genannt.
Die Tanker wurden zum Transport von Heizöl, Dieselkraftstoff, Benzin und Rohöl verwendet.
Viele T2-Tanker blieben auch nach dem Zweiten Weltkrieg noch für mehrere Jahre im Einsatz, einige jedoch mit einer neuen Mittelschiffsektion und neuer Antriebsanlage.
Nach 1963 wurden eine größere Anzahl von T2-Tankern zu Containerschiffen umgebaut.

Den T2-Tankern folgte die Klasse der T3-Tanker. Sie wurden im 2. Weltkrieg, im Korea- und Vietnamkrieg eingesetzt.



Libertyersatz
Mitte der 1960er Jahre fuhren noch ungefähr 700 der Liberty- und Victory-Standardfrachter über die Weltmeere. Doch ihre Zeit war abgelaufen, die Klassifikationsgesellschaften setzten höhere Ansprüche und die Reeder brauchten neue leistungsfähigere Schiffe.
Weltweit witterten die Werften ihre Chance, entwickelten und bauten Liberty-Ersatzschiffe (Liberty-Replacement-Ship).
Es waren Zwischendecker mit eigenem Ladegeschirr und ca. 15.000 Tonnen Tragfähigkeit.
Die bekanntesten Typen waren "Freedom", "Mariner", "German Liberty", "Seebeck 36" und der britsche SD-14 (Shelter-Decker 14.000 Tonnen).
    Einige Daten zum German Liberty, der bei der Flensburger Schiffsbaugesellschaft mit 53 Einheiten gebaut wurde.
  • Zeitraum 1968 - 1976
  • L * B * T - 140 * 21 * 8 m
  • 9.406 BRT als Volldecker
    6.640 BRT als Freidecker
  • 15.250 tdw als Volldecker
    12.900 tdw als Freidecker
  • Maschine Dieselmotor 7.206 PS
  • Geschwindigkeit 15 kn
Libertyersatz



Liberty

Zusammengefasst wurden 2.754 Libertyschiffe, 534 Victoryschiffe und 525 T2-Tanker gebaut.
Von den Libertyschiffen ist bekannt, dass 196 Schiffe durch Feindeinwirkungen verloren gingen und rund 100 durch Verarbeitungsfehler, also Bruch.
Nach dem Krieg wurden die meisten Schiffe aufgelegt. 1950 wurde ein Liberty Umbauprogramm gestartet; man brauchte auch wieder viele Schiffe für den Korea Krieg.
Bis Mitte der 60er Jahre waren rund 1000 Liberties verschrotted, rund 650 waren aufgelegt, rund 600 fuhren unter der Flagge anderer Nationen.
Drei Schiffe sind als Museumsschiffe erhalten. Die "Jeremiah O’Brien" in San Francisco, die "John W. Brown" in Baltimore und die in "Hellas Liberty" umbenannte "Arthur M. Huddle" in Piräus.

Oben abgebildet ist die SS "Peter Silvester", gebaut im Juni 1942 bei der Joshua Hendy Ironworks, Sunnyvale, California. Das Schiff wurde am 6.2.1945 von U-862 im Indischen Ozean versenkt.


Liberty
Liberty
2023 ist bei Tristan da Cunha ein Satz mit 8 Marken, "Liberty Ships" erschienen.
Abgebildet sind neben den Schiffen die Personen, die den Schiffen ihren Namen gaben.
Von Links oben Louis de Brandes mit dem Schiff USS "Louis de Brandes", Clara Barton und USS "Clara Barton", William Moultrie und USS "William Moultrie" und James McHenry und USS "James McHenry".



Liberty
Quellen:

L.A.Sawyer, W.H.Mitchell, The Liberrty Ships, 1970, David & Charles: Newton Abbot.

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