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    Seemotive's Buchecke,
    heute vorgestellt:
"... vom Stapel gelaufen"
    Eine schifffahrtshistorische     Rückschau
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... vom Stapel gelaufen
Eine schifffahrtshistorische Rückschau
von Karl-Hartmann Necker
126 Seiten, 21*26 cm, Surbalin-Leinenband mit farbigem Schutzumschlag,
64 Abbildungen sw,
Verlag H.M. Hauschild GmbH, Bremen,
ISBN 3-89757-317-2-X Euro 24,00
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Holländische Werft um 17000
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Bau der Arche Noah
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Das Buch beschreibt die Geschichte der Stapelläufe von der Antike bis in die Neuzeit. Es beginnt mit der "Wiege der
Schifffahrt", folglich der Arche Noah, den Ägyptern und Phöniziern mit ihren Schiffen und ihren
Navigationsfähigkeiten. Dämonen, Geister und Götter spielten dabei auch eine gewisse Rolle.
Ein sehr interessantes Kapitel befasst sich mit den Zeremonien zur Taufe und Namensgebung der Schiffe.
Das Schiff wird und wurde über die Jahrhunderte von vielen als Lebewesen mit einer Seele und eigener
Persönlichkeit angesehen. Okulte Riten, Feuer- Nahrungs- und Menschenopfer wurden praktziert! Das Zerschellen von
Champagnerflaschen am Bug bei heutigen Taufen geht auf uralte Trankopfer zurück.
Der älteste Schiffsname stammt von der ägyptischen Königin Snefera (um 2680 v. Chr.) und
lautet "Lob der Länder an beiden Ufern".
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"Principessa Jolanda" kentert beim Stapellauf
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Das Buch geht auch auf das Schiff als "Rechtspersönlichkeit" ein, widmet sich dem genauen Ablauf der Taufe
und Namensgebung und spart auch Taufsprüche und sakrale Handlungen nicht aus. Es spricht den in der Seefahrt weit
verbreitenden Aberglauben bei Unglücken, missglückten Würfen, bei denen die Flasche
nicht zerschellte und auszulassenden Freitagen an.
Auf Pannen, Unglücke und Katastrophen wird ebenfalls eingegangen. Schiffe blieben beim Stapellauf auf der Helling
stecken, kenterten an Land bzw. auf dem Wasser oder rauschten mit großer Fahrt in das gegenüberliegende Ufer.
Dabei gab es leider auch immer wieder Tote, in einem Fall aus dem Jahre 1651 starben 250 Personen bei einer Kenterung.
Die oben abgebildete "Principessa Jolanda" kenterte 1907 beim Stapellauf, buddelte sich tief in den Schlick
und war ein Totalverlust . Als Unfallursache wurde Reibungshitze festgestellt, die die hölzerne Helling teilweise
in Brand setzte, so dass sie am Schiff haften blieben.
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die "Great Eastern" musste seitwärts die Helgen hinab
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Ein ausführliches Kapitel des Buches befasst sich mit der "Great Eastern" und seinem Erbauer Isambard Kingdom
Brunel. Sie war nicht nur das größte Schiff dieser Epoche, sie war ihrer Zeit um mindestens
fünf Jahrzehnte voraus! Ihre Dimensionen waren gigantisch!
Der Stapellauf, der wegen der Länge des Schiffes (211m) seitwärts geplant war, endete mit einem
Desaster. Zwei Arbeiter wurden von einer Kurbel so schwer verletzt, dass sie durch die Luft gewirbelt wurden und
starben. Der 11.000 Tonnen schwere Rumpf blieb auf der Helling stecken, der Boden hatte nachgegeben.
Man brauchte vier Versuche bis das Schiff schwamm!
Auch die folgenden Fahrten dieses Schiffes werden im Buch ausführlich behandelt.
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Panzerfregatte "Preußen" beim Stapellauf
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Schlachtschiff "Bismarck" beim Stapellauf
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Das letzte Kapitel des Buches ist von der Politik und der Marine geprägt. Es geht um die Stapelläufe im
deutschen Kaiserreich, in der Weimarer Republik, dem "Dritten Reich" und nach dem 2. Weltkrieg.
Der Leser findet genaue Beschreibungen über Zeremoniell und pathetische Taufreden.
Das Buch bringt immer wieder Auszüge aus historischen Dokumenten und lässt Zeitzeugen zu Wort kommen,
wie z.B. Theodor Fontane beim Stapellauf der "Great Eastern".
Das Buch füllt eine Marktnische. So wie hier das Phänomen Schiffstaufe und Stapellauf in allen
seinen Facetten dargestellt wird, ist einmalig und neu auf dem Buchmarkt.
Jedem, der schon mal eine "Beziehung ganz besonderer Art" zu Schiffen und Booten entwickelt hat, ist dieses Buch zu
empfehlen!
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