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Seemotive's Buchecke,
heute vorgestellt:
Riskanter Segeln
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Riskanter Segeln
Innovative Sicherheitssysteme im 19. Jahrhundert und ihre unbeabsichtigten Folgen am Beispiel
der nordwestdeutschen Segelschifffahrt
von Stephan Cramer
176 Seiten, 30 Abbildungen
17 x 22 cm, Hardcover, farbig
Verlag H.M. Hauschild GmbH, Bremen,
ISBN 978-3-89757-355-0 Euro 24,- / sFr 42,60.
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Dieses Buch ist eine überarbeitete Fassung einer Dissertation, also eine schriftliche wissenschaftliche Arbeit zur
Erlangung eines Doktorgrades an einer Universität.
Das Buch analysiert, wie sich in einer wichtigen Umbruchphase der Schifffahrtsgeschichte die Sicherheit auf See entwickelte.
Der Autor versucht die unterschiedlichen Aspekte der Schifffahrtsentwicklung als "Systeme" zu rekonstruieren, die
sowohl aus technischen als auch aus sozialen Elementen bestehen.
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Der Autor meint, dass Seeleute grundsätzlich innovationsfeindlich eingestellt sind. Sie setzen eher auf Erfahrung
und vertrauen alten Praktiken.
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Ein Kapitel widmet sich der ozeanographischen Routenoptimierung und Sturmwarnungen. Der amerikanische Leutnant Maury
veröffentlichte Mitte des 19. Jahrhunderts die ersten Empfehlungen für eine optimierte Routenwahl. 1868 wurde
die Norddeutsche Seewarte in Hamburg gegründet. Kapitäne erhielten auf Anforderung eine Seekarte mit
der idealen Kurslinie zum Zielhafen. Dazu eine handschriftlich ausgearbeitete Segelanweisung, die den
Routenverlauf begründete.
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Weiter wird die Entwicklung von einzelnen Leuchtfeuern zu einem komplexen Küstenbefeuerungssystem untersucht.
Der Leser erfährt Details über Kohlenkörbe, Blüsen und die Fresnel Linse.
Danach über den Entwurf eines Küstenbefeuerungssystems, über Differenzen zwischen dem Deutschen
Nautischen Verein, preußischen Beamten und Schiffern von Amrum. Letztendlich wurde ein fortschrittliches
Befeuerungssystem an der Nordseeküste durchgesetzt.
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Ein Kapitel widmet sich der Entwicklung von der Seetonne zum Betonnungssystem und ein weiteres Kapitel über
Systemeffekte oder technische Fehler und menschliches Versagen.
Kapitäne, die im Englischen Kanal von Leuchtfeuer zu Leuchtfeuer (bzw. Leuchttonnen) sicher navigierten,
vertrauten auch in der Nordsee auf diese Praxis. Hier war das Betonnungssystem aber noch nicht so gut ausgebaut und die
Schiffe liefen oft auf Grund. Im Vertrauen auf die Leuchtfeuer hatte man das Loten vernachlässigt.
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1848 wurde von mehreren Staaten die Einführung von Positionslichtern beschlossen.
Als "unbeabsichtigte Folge" war die Schiffahrt plötzlich mit dem Problem der Farbenblindheit konfrontiert.
Im Kapitel Kollisonsverhütung geht es weiterhin um Ruderkommandos auf militärischen und zivilen
Schiffen und deren Ausführung beim Rudergänger. Das hat auch schon zu Katastrophen geführt.
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Der Autor fasst als Ergebnis zusammen: Sicherheitssysteme wurden geplant und für die Schifffahrt umgesetzt.
Diese Prozesse brachten aber auch Effekte hervor, die nicht den Absichten entsprachen, die Seefahrt sicherer zu machen.
Zum einen wurden diese Sicherheitssysteme anders genutzt als dies vorgesehen war. Zum anderen funktionierten diese
Systeme bald abgekoppelt von der zu kompensierenden Gefährdung und ließen neue Gefahren entstehen.
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Dies Buch ist ein wissenschaftliches Werk. Allein das Quellen- und Literaturverzeichnis umfasst 17 Seiten.
In dem Buch steckt ein Fülle von Detailwissen, die auch vielen Seefahrern unbekannt sein wird. Zum Beispiel
die Prognosesicherheit bei Sturmwarnungen, die in England praktiziert wurde. Das wurde nach dem Quadranten der
Kompassrose bestimmt, in dem sich der Sturm entwickeln sollte. Bei Wetterlagen aus Südost betrug die
Wahrscheinklichkeit nur 35%, bei Wetterlagen aus Südwest lag die Prognosesicherheit bei 79%.
Dies Buch ist empfehlenswert für jeden, der sich für Navigation und Schiffssicherheit interessiert.
Da Seemotive eine philatelistische Seite ist wurden hier Briefmarken zur Illustration eingefügt, die
allerdings nicht im Buch abgebildet sind. Sie sind für den maritimen Motivsammler als eine Anregung
gedacht, sich diesem Thema zu widmen. Im Buch befinden sich alte schwarz/weiß Abbildungen
von nautischen Instrumenten, Karten, Leuchtfeuern und Schiffen.
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