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Schlepper kann man nach ihrem Einsatzzweck und der daraus resultierenden Bauweise unterscheiden:
- Hochseeschlepper, zum Transport von Hochseeleichtern, havarierten Schiffen und Bohrinseln.
Sie dienen auch als Versorgungsschiffe für Bohrinseln und werden dort zum Verschiften der Anker benötigt.
- Bergungsschlepper, zur Bergung von havarierten Schiffen.
- Hafenschlepper, zur Unterstützung (bugsieren) großer Schiffe beim passieren von engen Einfahrten
und beim Anlegen.
- Binnen- oder Flußschlepper, die motorlose Kähne, Schuten und Leichter durch Kanäle und Flüsse schleppen
oder schieben.
Man kann sie auch unterscheiden in Schlepper, die eine Leinenverbindung zu einem Schiff haben und hauptsächlich
ziehen. Und in Schlepper, die direkten Kontakt zu Kähnen haben und diese schieben (Schubverband).
Und wenn man auf die Antriebsart sieht so hatten / haben wir Dampfschlepper mit und ohne Seitenräder,
Motorschlepper, Schlepper mit Schottelantrieb, Z-drive, Azimuth Stern Drive und mit Voith-Schneider Propellern.
Das sind dann die Traktor-Schlepper und Rotor-Schlepper.
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Auf Flüssen und Kanälen, von dessen Ufern man eine Leinenverbindung zum Schiff herstellen konnte,
hatte man diese Schiffe von Land aus geschleppt. Links oben "treideln" Menschen ein Boot auf der Wolga.
Rechts oben besteht eine Seilverbindung vom Schiff zu einem Reiter an Land, das Pferd muss ziehen, das war so beim
Schleswig-Holstein Kanal. Links zieht eine
Lokomotive ein Schiff im Siper Kanal, Bereich Donau, wo die Strömung bis 18 km/h stark ist.
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Auch beim Panama Kanal werden die Schiffe von kleinen Lokomotiven in die Schleusen gezogen.
Siehe hierzu Seemotive's Panama Seite.
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Der Engländer William Symington baute 1801 für den Lord Dundas einen Schlepper, die 'Charlotte Dundas'.
Es war der erste maschinenangetriebene Schlepper der Welt. Er sollte den Treidelbetrieb der Kähne auf dem
Fourth und Clyde Kanal, der mit Pferden durchgeführt wurde, ersetzen.
Das Boot hatte ein Heckrad, zwei Ruder und eine Dampfmaschine mit 10 PS. Bei den Probefahrten schleppte sie
zwei 70tonnen Schuten 31km weit. Allerdings forderten Eigner und Anlieger des Kanals die Einstellung des
Betriebes.
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Um 1820 folgten weitere Schlepper mit Dampfantrieb. Ihre Aufgabe war es, die grossen Segelschiffe in die
Häfen zu ihren Liegeplätzen zu ziehen, siehe Marke rechts. Diese ersten Schlepper hatten Schaufelräder.
Auf der Marke links oben ist der erste südafrikanische Schlepper, die "Pioneer" abgebildet. Sie wurde 1859 gebaut
und war bis 1902 im Einsatz. Rechts daneben der Dampfschlepper "Sir Charles Elliot", gebaut 1902. Auf dem Achterschiff
sind die typischen Leinenbügel zu sehen. Der Schlepper strandete 1942 bei der Rettung von Schiffbrüchigen der
"Dunedin Star".
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Je nach Typ und Größe haben Hafenschlepper heute eine Maschinenleistung von 2.000 bis 4.000 kW.
Ihre Zugleistung wird als Pfahlzug in Tonnen angegeben. Er liegt im Bereich von 20 bis 60 Tonnen. Hochseeschlepper
haben Motorleistungen von 10.000 bis 15.000 kW, ihr Pfahlzug beträgt 125 bis 250 Tonnen.
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Auf der Marke sehen wir einen
amerikanischen Moran Schlepper, der ein Schiff durch Drücken (Bugsieren) in eine Drehung versetzt. Diese
Bugsierschlepper haben einen besonders verstärkten Rumpf und sind mit Fendern oder Gummireifen umgeben.
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Im 19. Jahrhundert wurden die Schlepper zur Unterstützung der Segler im Hafen und Küstenbereich eingesetzt.
Gleichzeitig dienten sie auch als Lotsenversetzboote. Auch das "Hereinholen" von Fischereifahrzeugen, die leicht
verderbliche Fänge an Bord hatten, war ein lukratives Schleppergeschäft.
Auf der linken Marke sehen wir vier Schlepper, die eine Bohrinsel zu einem Bohrfeld ziehen. Rechts hat sich ein
kleiner Schlepper vor ein Bündel von Stämmen gespannt.
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Bergungsschlepper sollen aufgelaufene, festsitzende Schiffe wieder in tieferes Fahrwasser ziehen und notfalls auch zu
einer Werft. Dabei muss der Kapitän des havarierten Schiffes dem Schlepperkapitän den Auftrag dazu geben.
Dabei gilt: "No cure, no pay" (kein Erfolg, keine Bezahlung)! Oft treffen Schlepper verschiedener Reedereien
beim Havaristen ein und hoffen auf den Auftrag.
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Um Schiffe mit Leckagen wieder flott zu bekommen haben diese Schlepper auch Pumpen und Tauchgeräte an Bord.
Und im Notfall muss ein Bergungsschlepper auch die Besatzung des gestrandeten Schiffes retten.
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Fast alle Schlepper haben heute Feuerlöscheinrichtungen an Bord. Diese "fire fighting classes" (FiFi) umfassen
Wasserkanonen und Löschschaum. Wie man rechts sieht, werden mit diesen Löschkanonen bei besonderen
Anlässen im Hafen Begrüßungsfontänen erzeugt.
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Schlepper bringen nicht nur Bohrinseln an ihren Standort, sondern sie dienen auch als Versorgungsschiffe (platform
supply vessel, PSV). Bohrinseln müssen oft auf neue Positionen verholt werden. Dabei müssen Anker
gehievt und versetzt werden. Dafür haben diese Schlepper ein großes, freies Heck, siehe Marke rechts.
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Hochseeschlepper haben die Aufgabe, grosse Schiffe und Pontons über weite Strecken auf allen möglichen
Hochseerouten zu ziehen. Links ist der
Hochseeschlepper "Chung Ryong No.3" abgebildet. Gebaut wurde er 1977 in Korea, 1.486 BRT, L-71m, B-13,5m,
T-5,7m, 9.600 PS, zwei Schrauben, 15,75 kn. Das Schiff wurde mehrfach umbenannt.
Auf dem Schlepper rechts ist die heute übliche Rundum-Brücke zu erkennen. Der Schlepperkapitän hat
nach allen Seiten freie Sicht.
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Der kleine Flussschlepper "Riki" zieht eine motorlose Schute hinter sich her.
Auf den Binnenwasserstrassen dominieren allerdings die Schubschlepper bzw. Schubverbände.
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Links das 1969 gebaute Schubschiff "Linz", Länge 35,8m, Breite 10,35m, zwei Dieselmotoren je 1.100 PS,
zwei Propeller in Kort-Düsen, vier (!) Hauptruder hinter den Propellern um den 250m langen Schubverband
unter Kontrolle zu haben. Jede Schute ist 72,5m lang und 10,7m breit und kann 1.100 tons Ladung aufnehmen.
Rechts ist der Schubschlepper "Ville de Bangui" abgebildet. 1958 in Leopoldville gebaut, Länge 27,8m, Breite 7,8m, 450
PS. Die Besatzung wohnt mit ihren Familien an Bord. Das Schiff verkehrt zwischen Bangui und Brazzaville.
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Links ein DDR-Schubschlepper vom Typ "KSB 190 Z". Davon wurden 74 Einheiten gebaut. Sie waren 14m lang,
8,16m breit und hatten eine Maschinenleistung von 148 kW.
Rechts sehen wir einen Postdampfer auf dem Magdalenenstrom in Kolumbien, der auch eine Schute vor sich her schiebt.
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Die Schlepper waren im 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts mit Dampfmaschinen ausgerüstet.
Das waren Verbundmaschinen (compound engine, Mehrfach-Expansionsmaschine), eine Weiterentwicklung der
einzylindrigen Dampfmaschine. Das Temperatur- bzw. Druckgefälle wird auf mehrere Zylinder verteilt und
so die maximale Schubkraft genutzt. Dreifach-Expansionsmaschinen konnten bis 750 PSi leisten.
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Ab 1920 setzte sich der Dieselmotor durch. Diese Verbrennungsmotoren werden ohne Aufwärmzeit gestartet,
haben einen höheren Wirkungsgrad, größere Leistung bei geringerem Gewicht und sind
einfacher zu bedienen. Der deutsche Hochseeschlepper "Arctic" hat zwei 16-Zylinder Viertakt Dieselmotoren mit zusammen
17.500 PSi an Bord. Damit wird eine Geschwindigkeit von 20,5 kn und ein Pfahlzug von 150 Tonnen erreicht.
Zwei Verstellpropeller und drei Ruder erleichtern die Arbeit. Beim Verstell-oder Pitchpropeller sind die Propellerblätter
an der Nabe drehbar. Damit kann die Steigung und damit der Schub stufenlos variert werden.
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Moderne Schlepper haben heute einen Schottel- oder einen Voith-Schneider Antrieb. Da dies noch nicht auf Briefmarken
dargestellt ist, dieses Bild oben. Beim Schottelantrieb (auch Z-drive genannt,) rotiert die Schraube in einer Kort-Düse.
Sie ist komplett 360 Grad drehbar und kann so den Schlepper in jede Richtung lenken. Ein Ruder wird nicht benötigt.
Die holländischen Kooren "Rotor Tugs" haben zwei Propeller unter dem Vorschiff und einen am Heck, siehe oben.
Der Rotor Tug 100E hat die Maße 43m * 16m * 7,2m, eine Leistung von 7.000 kW und einen Pfahlzug von 115
Tonnen.
Beim Voith-Schneider Propeller ist der Schub in der Größe und Richtung beliebig einstellbar, ohne dass die
Drehzahl verändert wird. Mit 2 Propellern ausgerüstet, kann sich der Schlepper ohne Ruder in jede Richtung bewegen
(auch seitwärts). Der Propeller besteht aus 6 Flügelblätter, die in einem Rotor kreisförmig angeordnet sind.
Die beiden Propeller werden unter dem Vorschiff installiert, am Heck befindet sich nur eine Kielflosse, siehe
Bild oben rechts.
Voith-Schneider Schlepper werden Wassertrecker (tractor tugs) genannt. Ein typischer Voith-Schneider Hafenschlepper
hat die Maße 37m * 13m * 6m, eine Maschinenleistung von 5.300 kW, eine Geschwindigkeit von 13,5 kn und einen
Pfahlzug von 75 Tonnen.
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Ab 1868 bis ca. 1900 hatten wir eine Kettenschleppschiffahrt auf der Elbe. Die lose im Fluß liegende Kette lief über
einen Ausleger auf Rollen zu zwei Kettentrommeln und von dort über einen Ausleger wieder in den Fluß.
Das Schiff zog sich also unter der Kette entlang. Diese Schiffe hatten 60 bis 130 PS Maschinen und schleppten
10 Schuten gegen die Strömung den Fluß hinauf.
Die Kettenschleppschiffahrt gab es auch auf der Seine und dem Main.
Die oben abgebildete "Meekuh" war noch bis 1938 im Dienst und liegt heute als historisches Museum in Würzburg.
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Quellen:
Dear/Kemp, The Oxford Companion to Ships and the Sea
Wikipedia Internet Lexikon
diverse Internetseiten der Firmen Voith Schiffstechnik und Kooren Shipbuilding and Trading
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