Wikinger Schiffe sind 'Geschichte' der nordischen
Völker Dänemark, Norwegen und Schweden.
Sie entstanden ca. vom 7. bis zum 12. Jahrhundert.
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Auf dieser Marke sehen wir eine in Felsen eingeritzte Zeichnung von ca. 1000 Jahren vor
Zeitrechnung. Sie zeigt unten ein Boot das wohl als Vorläufer der Wikingerschiffe
angesehen werden kann. Damals hatten diese Boote einen Holzrahmen, der mit Fellen bespannt
war. Später wurden die Felle durch Holzplanken ersetzt. Charakteristisch an diesen Booten
ist der Doppel-Steven. 1921 wurde auf der dänischen Insel Alsen so ein Boot entdeckt,
das Hjortspring Boot. Die Länge war rund 13m, Breite 2m, 16 Paddel wurden gefunden.
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Wikingerboote waren Spitzgattboote, d.h. das Heck lief ebenso spitz zu wie der Bug.
Bug und Heck waren stark hochgeschwungen. Sie hatten einen flachen Kiel. Die Planken
wurden überlappend befestigt, in der sogenannten Klinker-Bauweise.
Dies ist gut auf den unteren Marken zu sehen.
Als Holz wählte man meist Eiche, seltener Fichte.
Rechts sehen wir normannische Schiffbauer bei der Arbeit. Aus Bäumen
werden mit der Axt Planken geschlagen und in Booten eingesetzt. Dies Darstellung
gehört zu einem Teppich der Kathedrale von Bayeux, Normandie, Frankreich.
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Die Planken wurden bis zur Wasserlinie an Spanten gebunden, darüber wurden sie mit
Holz- oder Eisennägel vernietet. Fichtenwurzeln wurden zu Tauen gedreht. Kalfatert
wurden die Boote mit geteerten Tierhaaren. Bei den Booten mit Segel war der Mast
relativ niedrig, ca. 9 bis 10m. Dafür wurde die Rah, an der das Segel hing mit
12 bis 15m wesentlich breiter ausgelegt. Die Segel waren immer rechteckig. Sie bestanden
aus Wolle bzw. Leinen, stets doppelt gewebt. Darüber wurde ein Netz zur
Verstärkung aufgenäht. Dieses Netz hatte meist ein Rauten- Karo- oder
Streifenmuster. Als Farbe war oft rot zu sehen. Im nassen Zustand waren die Segel sehr
schwer und konnten die Stabilität des Bootes gefährlich verändern.
Die Wikinger entwickelten auch ein gutes Steuerruder.
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Es war ein kurzer, dicker
Steuerriemen, der achtern an der rechten Schiffsseite auf einem Holzblock mit einer Leine
befestigt war. Dieses Ruder konnte man wie einen Hebel um seinen Drehpunkt bewegen. Der
Steuermann bediente es mit einer Pinne. Aus diesem Grund wird die rechte Seite eines
Schiffes noch heute Steuerbord genannt.
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Die Typen der Wkingerschiffe entwickelten sich nach ihrem Zweck. Wir finden
Kriegsschiffe und Handelsschiffe. Zu den Kriegsschiffen gehört das Drachenschiff
(Drakar), das Langschiff (Skuder) und das Karvi als kleines Hilfsfahrzeug.
Zu den Handelsschiffen bzw. 'hohe See Schiffen' (hafskip) zählen wir die Typen Knorr
und Byrdingr. Der Begriff 'Langschiff' wird manchmal auch bei Handelsschiffen verwendet.
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Daneben gab es natürlich noch kleine Ruderboote, genannt Batr.
Ab dem 7. Jahrhundert hatten alle größeren Boote einen Mast mit Segel.
Wenn gerudert wurde oder im Kampf wurde der Mast oft umgelegt. Dennoch gab es auch
Boote die nur gerudert wurden und keinen Mast hatten.
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Das Handelsschiff vom Typ 'Knorr' / 'Knarr' hatte eine Länge von ca. 16m, eine Breite
von 4,5m, ein Segel und nur 3 oder 4 Riemenpaare an Bug und Heck zum manövrieren.
Es konnte 15 Tonnen Fracht laden. Außerdem entwickelte sich dieser Typ zum
Hochseeschiff. Es wurde für Entdeckungs- und Überfahrten mit Auswanderern
genutzt. Es konnte bei gutem Wind eine Geschwindigkeit von rund 8kn erreichen.
Auf der Marke rechts sehen wir das im dänischen Roskilde-Fjord 1957
ausgegrabene 'Skuldelev' Schiff 1. Es ist ein typisches 'Knorr'-Schiff.
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Die Handelsschiffe vom Typ 'Byrdingr' waren mit einer Länge von max. 12m etwas
kleiner wie der Typ Knorr. Nach ihrem Einsatzgebiet werden sie auch 'Ostseeknorr' genannt.
Oben auf dem schwedischen Viererblock sehen wir Boote dieses Typ's.
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Die großen Kriegsschiffe fasst man zum Typ Drachenschiff ('Drakar'/'Dreki')
zusammen. Ein Drachenschiff war das Flaggschiff des Königs oder Häuptlings.
Die Länge betrug
bis 48m, die Breite 7,5m. Es hatte 70 bis 80 Riemen, das riesige Segel eine Spannweite
bis 21m. An Bord waren 300 Krieger, die auch ruderten. Gegenüber anderen Boote
hatte das Drachenboot ein hohes Freibord. Eines der berühmtesten Drachenschiffe
war die 'Ormen Lange' des Königs Olaf Tryggvason aus dem Jahre 998.
Auf den Marken sehen wir einige Kriegsschiffe auf hoher See.
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Marken zum 700. Todestag des Dichters Snorre Sturlasons. Aus dem Satz mit sechs
Marken hier links ein
Schlachtenbild und rechts eine Brautfahrt von König Olav.
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Zu den Kriegsschiffen gehört das Langschiff, unterteilt in 'Skuder', 'Skaid',
'Skeidh' mit 60 Riemen bzw. in 'Snigge', 'Snekja', 'Schnigge' mit 40 Riemen. Die
Länge betrug um 30m, Breite 6m, Tiefgang 0,8m. An Bord waren bis 200 Mann.
Der Mast war ca. 9m hoch, das Segel hatte eine Spannweite bis 15m. Die Schiffe
konnten unter Segel 11 kn erreichen, norwegische Quellen sprechen von 20 kn!
Der geringe Tiefgang, wie bei allen Wikingerbooten,
erlaubte ein Einlaufen in flache Gewässer bzw. liessen sich die Boote leicht
auf den Strand ziehen. Man konnte sogar Landstriche auf Holzrollen überqueren.
Die Marke links bringt die Schnelligkeit und
Wendigkeit des Bootes mit seiner eleganten Form gut zum Ausdruck.
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Bug und Heck von Kriegschiffen waren oft mit Schnitzereien verziert. Am häufigsten
finden wir Drachenköpfe, aber auch Lindwürmer, Schlangen ('Ormen Lange') und
Stiere. Die Drachen bliesen Feuer aus ihren Nüstern. Diese 'Zierde' diente in erster
Linie dazu den Gegner zu erschrecken und ihn in Furcht zu versetzen. Auf der linken Marke
ist ein Drachenkopf gut erkennbar.
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Diese
Drachenköpfe waren meist abnehmbar. Wenn das Boot nach Hause kam sollten die
Landgeister nicht erschreckt werden. Aber auch Heck und Bordwände waren oft
geschmückt. Die Schilde der Krieger wurden an die Reling gehängt. Im Mast
wurden Vögel als Windanzeiger montiert.
Auf der rechten Marke und unten sind die Drachenköpfe gut erkennbar.
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Die Mehrheit der nordischen Völker, die heute unter den Begriff "Wikinger" zusammengefasst sind,
waren friedlich. Es wurde Ackerbau und Viehzucht betrieben.
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Wikingerlager bei Trelleborg und ein Wikingerhaus.
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Der Begriff 'Wikinger' bezeichnet eigentlich kein Volk sondern eher eine Tätigkeit.
Das altnordische Wort 'vikingr' bedeutet Seeräuber. Von den Franken wurden die Wikinger auch 'Nordmänner' oder
'Normannen' genannt. Zu den Wikingerzügen rechnet man Räubereien einiger
Schiffe an Nord- und Ostsee sowie auch feldmäßig vorbereite Angriffe
großer Flotten gegen die britischen Inseln und Frankreich.
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Die Wikinger waren also
auch brutale Plünderer und Eroberer. Diese Taten wurden
allerdings nur von einem geringen Teil der skandinavischen Bevölkerung
durchgeführt. Die nordischen Völker waren normale Siedler die sehr rege Handel
trieben. Die Schiffbaukunst beherrschten sie hervorragend.
Auf der Marke sehen wir einen Wikinger-Krieger. Schild und Schwert gehörten zur
Standard-Ausrüstung. Dazu kam die Streitaxt, Kettenhemd und Helm (ohne Hörner).
Am Beginn von Angriffen wurden oft Speere geschleudert und Pfeil und Bogen eingesetzt.
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Die Wikinger haben sich aber auch untereinander bekämpft.
Ein Beispiel dazu ist die Eroberung Englands durch die Normannen. Im Jahre 1066
trafen bei Hastings die Heere von Harold Godwinson und Herzog Wilhelm von der
Normandie aufeinander. Harold war Nachfahre dänischer und schwedischer Könige,
Wilhelm stammte vom Norwegerhäuptling Rollo ab. Er hatte einst dem kinderlosen
König Edward geholfen und nach seinem Tode den englischen Thron versprochen bekommen.
Die Truppen Wilhelms landeten in England und in einem entsetzlichen Blutbad bei Hastings
wurde Harold geschlagen. Auf dem oben bereits genannte Bayeux-Teppich (Länge 70m)
sind alle Geschehnisse um diese Schlacht episch festgehalten. Jersey hat 6 Marken mit
Abbildungen von diesem Teppich herausgegeben, ebenso Frankreich und England. Für viele
Designer war der Teppich Vorlage verschiedener Marken.
Weitere Abbildungen finden Sie auf der Seite
von Wilhelm, dem Eroberer, nur auf diese Zeile klicken.
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Um ca. 860 kamen die ersten Wikinger nach Island. Es waren Männer die wegen Greueltaten
untereinander verbannt waren und deswegen auf den Faröern lebten. Auf weiteren Fahrten,
durch einen Sturm abgetrieben, entdeckten die ersten die Insel. Die Insel bekam
nacheinander die Namen 'Schneeland', 'Gardarsholm' und 'Eisland'. Auf der Marke sehen
wir das Boot von Ingolf Arnarson. Seine Männer werfen auf dem Vorschiff die Pfosten
seines Hochsitzes über Bord. Das war so Brauch. Dort wo sie antrieben, da wurde
gesiedelt. Und das war die 'rauchende Bucht', Reykjavik.
Cirka 150 Jahre später lebten 60000 Menschen auf Island.
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Wie die Wikinger mit dem schwierigen Nordatlantik klar kamen ist erstaunlich.
Nur mit simplen Navigationshilfen (ohne Kompass) und im konstanten Kampf mit den
schweren Stürmen wurden die Überfahrten für sie reine Routine,
die in den Saga's nur erwähnt wurden, wenn etwas Außergewöhnliches
passierte. Sie segelten von Südnorwegen
über die Shetlands zu den Faröern und nahmen dann 'Kurs' Island. Für
diese Strecke von rund 1350km brauchten sie 5 - 6 Tage. Eine Saga berichtet von
einer Rekordfahrt von 4 Tagen und Nächten, das Boot muss dabei eine
Durchschnittsfahrt von 7,5kn gelaufen sein!
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Erik, der Rote war auch ein ganz 'Wilder' und wurde 3 Jahre verbannt.
Er entdeckte während dieser Zeit sein Grünland (Grönland)
und siedelte auch dort. Sein Sohn war
Leif Eriksson. Amerika wurde 986 n. Ztrchg. von Bjarni Herjolfsson wieder per Sturmzufall
entdeckt. Leif Eriksson segelte 1001 nach den Angaben von Bjarni ebenfalls nach Amerika
und zwar bis Neufundland. Dort fanden sie Beeren und sie nannten das Land 'Vinland'. Diese
'Weintrauben' haben ganze Generationen von Historikern verwirrt, da auf Neufundland keine
Weintrauben wachsen. Deshalb wurde Leif's Landeplatz an die unterschiedlichsten Orte
'verlegt'. Die Wikinger versuchten in 'Vinland' zu siedeln, gaben aber nach einigen Jahren
auf. Sie lagen in einem andauerndem Kampf mit Eingeborenen. Auf der linken Marke sehen
wir links unten Neufundland, Leif's Knorr-Boot wird auf einem 'am Wind Kurs' dargestellt.
Rechts symbolisch die Weintrauben, die in Wirklichkeit wohl Squashberries, Moos- oder
Johannisbeeren waren.
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Runensteine der Wikinger berichten von vergangenen ruhmreichen Zeiten.
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Der Name Wikinger leitet sich vermutlich von dem altnordischen "víkingr" ab, der rauben, plündern und
auch Seeräuber bedeutet.
Er könnte auch von "vikva", von der Stelle rücken, sich bewegen, oder norwegisch "vige", weichen, kommen.
Das lateinische "vicus", das fahrende Männer bezeichnet, die von Hafen zu Hafen ziehen könnte ebenfalls der
Namensgeber gewesen sein. Die wahrscheinlichste Bedeutung des Wortes 'wik' ist Fjord, wobei mit Wikinger einer
gemeint ist, der Fjorde unsicher macht.
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Links oben eine Marke zu Ausgrabungen von Wikingerschiffen bei Roskilde / Dänemark.
Rechts daneben der Nachbau "Odins Raven", der sich heute im Manx Museum auf der Insel Man
befindet. Es sind und werden immer wieder Wikingerschiffe nachgebaut.
Links eine estnische Marke mit der Abbildung eines Gemäldes von einem Wikingerschiff.
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Rechts eine Marke zu symbolischen Wikingerfeiern heute. In Lerwick, Shetland Islands, wird
jedes Jahr eine Nachbildung eines Wikinger-Langschiffs gebaut.
Es ist für das Fest "Up Helly Aa" bestimmt.
Nach einem Fackelumzug wird es den Flammen geopfert.
Das Fest findet 24 Tage nach Weihnachten statt und erinnert an den Brauch der Winteraustreibung.
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