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Seemotive's Buchecke,
heute vorgestellt:
Seeleute nach vorn ...
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Seeleute nach vorn ...
von Jann Hintz
231 Seiten, 14,5*22 cm, Efalinleinen mit farbigem Schutzumschlag,
44 Abbildungen sw,
Verlag H.M. Hauschild GmbH, Bremen,
ISBN 3-926 598-22-4 Euro 17,50 / sFr 31,40
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"Christina Vinnen"
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Der Autor schildert seine Fahrzeit auf deutschen Schiffen in den Jahren 1966 bis 69.
Als 14jähriger Schüler macht er in seinen Ferien eine Reise auf einem Bananendampfer, um
sich danach für den Beruf des Seemannes zu entscheiden. Er macht die damals übliche
seemännische Ausbildung durch: Von der "Mosesfabrik" zum Schiffsjungen, dann Jungmann, Leichtmatrose
mit anschliessender Prüfung zum Matrosen.
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An Deck ein Stauholz Whooling
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Logs, Edelhölzer aus Westafrika
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Der Leser erfährt so einiges über das Leben und viel über die Arbeit auf Stückgutschiffen.
Das sind die Schiffe, auf denen Seeleute im Decksdienst noch richtig gefordert werden.
Das Hantieren mit dem Ladegeschirr,
mit Renner, Winsch und Faulenzer, mit Schwergutbäumen, mit laschen, pallen, garnieren, separieren, Stauholz bewegen,
Schotten bauen, Laderäume reinigen, Bodenwegerung reparieren und verkleiden, Raumwache gehen und der verzweifelte
Kampf gegen die Ladungsdiebe. Dazu gehören dann auch die
Standardarbeiten wie Farbe und Deck waschen, Rostmaschine fahren, malen, stehendes und laufendes Gut überholen
und konservieren, Leinen und Drähte spleißen, kalfatern, auf Wache den Ausguck besetzen und Ruder gehen,
"klar vorn und achtern", etc. etc...
Aber auch Backschaft machen, Messing putzen und stauen der Ankerkette im Kettenkasten sind Arbeiten der
Junggrade.
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Das Zusammenleben der Mannschaft an Bord wird auch realistisch geschildert. Recht eindringlich kann man die
Äquatortaufe verfolgen, bei der je nach Beliebtheit einige stark zu leiden hatten und mehrere Kisten "Beckssaft" ausgeben
mussten. Der Leser erlebt Weihnachten und Neujahr an Bord, bei dem das "Fest in ein Saufgelage abglitt". Und
Vera Cruz Auslaufen war fast die gesamte Decksgang ausgefallen. Doch Seeleute fahren auch mit dem Taxi zur
Cheops-Pyramide, machen Wanderungen und Sightseeing in New York. Und auf Schiffsjungen wird aufgepasst, damit die
"Damenwelt" ihnen nicht zu nahe rückt.
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Äquatortaufe
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Mittagspause der Löschgang
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Der Autor verlässt als Matrose die Seefahrt. "Die Containerschiffe waren auf dem Vormarsch und auf so einem
Schachteldampfer wollte" er nicht fahren. Und er fügt hinzu: "Diejenigen, die noch zur See fahren, sagen, die
Seefahrt ist nicht mehr das, was sie mal war. Sie, die aufgehört haben, bedauern diesen Schritt nicht. Gemeinsam trauern
aber alle den alten Seefahrtzeiten nach".
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Dies Buch ist für alle Fahrensleute, auch wenn sie aufgehört haben, ein "Wiedererinnern"!
Und auch Landratten, die sich für die Seefahrt interessieren, sollten zu diesem Buch greifen.
Hier wird sachlich richtig und anschaulich klar geschildert wie es damals vor rund 35 Jahren war.
Der Wechsel von einem Stückgutfrachter auf einen Tanker oder Containerschiff ist heute fast so wie früher
der Wechsel von den hölzernen Segelschiffen zu den eisernen Dampfern.
Ein heutiger Matrose hat noch nie einen Kettenstopper *) in der Hand gehabt, das erledigen jetzt die elektrischen
Mooringwinschen. Pardon, einen Matrosen gibt es beim Verband Deutscher Reeder garnicht mehr, für die
Schachteldampfer werden jetzt Schiffsmechaniker eingestellt.
*) Mit dem Kettenstopper werden Festmacher-Drähte tight gehalten, während sie auf einem Poller
belegt werden.
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