Seemotive :     Der Nord - Ostsee - Kanal !

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Der Nord-Ostsee-Kanal verbindet die Nordsee bei der Elbmündung mit der Ostsee in der Kieler Förde.
Bis 1948 war sein Name Kaiser-Wilhelm-Kanal, international ist seine Bezeichnung Kiel Canal.
Der Kanal ist nach Anzahl der Schiffe die meistbefahrene künstliche Wasserstrasse der Welt. Im Jahre 2012 passierten ihn 34.690 Schiffe.


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Der Kanal durchquert auf 98,3 km das deutsche Bundesland Schleswig-Holstein von Brunsbüttel bis Kiel-Holtenau.
Für die Schifffahrt erspart der Kanal den etwa 900 km längeren Weg um die stürmische Nordspitze Dänemarks durch Skagerrak und Kattegat (siehe roten Halbkreis auf obiger Marke).


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Im 18. und 19. Jahrhundert kam es zu tausenden von Schiffsunfällen, Strandungen und Untergängen auf der stürmischen Skagenroute. Die alten Segler wurden auch noch von starken Tidenströmungen von ihrem Kurs abgebracht und auf Sandbänke gedrückt.
Heute rechnet sich die Kanalpassage immer noch wegen der hohen Brennstoffpreise.


Die ersten Pläne für einen Kanal quer durch Schleswig-Holstein gehen vermutlich bis ins 7. Jahrhundert zurück.
Von der damaligen Handelsstadt Haithabu an der Schlei waren zwischen Ost- und Nordsee nur ein 16 km Landweg bis zur Treene mit dem Ort Hollingstedt zu überbrücken. Dieser Fluß mündet über die Eider in die Nordsee.
Über diese Landbrücke wurden die Waren auf Ochsenkarren über Land geschleppt. Kleine leichte Schiffe der Wikinger konnten auf Baumrollen über diese Strecke gezogen werden.
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In der Blütezeit der Hanse im 14. und 15. Jahrhundert verlagerte sich der Handel nach Lübeck.
Es entstanden der Stecknitz-Kanal und der Alster-Beste-Kanal. Sie konnten von Lastprähmen befahren werden, aber nicht von den seegehenden Hansekoggen.


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Der direkte Vorläufer des Nord-Ostsee-Kanals war der Eider-Kanal. Der dänische König Christian VII. ließ ihn von 1777 bis 1784 erbauen.
Er begann in Kiel und mündete bei Rendsburg in die Eider, die bei Tönning in die Nordsee mündet.
Der ursprüngliche Name war Schleswig-Holstein Canal, der 1853 in Eiderkanal geändert wurde. Die Streckenführung ist im Stempel erkennbar.


Der Eiderkanal konnte von Seeschiffen bis 121 Tonnen befahren werden. Er war sehr kurvenreich weil er sich an die Flussläufe von Eider und Levensau anpasste.
Wenn nicht gesegelt werden konnte wurden die Schiffe getreidelt. Auf der Marke wird eine Galiot von einem Pferd aus der Schleuse bei Knoop gezogen.
Im Hintergrund eine Klappbrücke, die nach holländischem Vorbild gebaut wurde.
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Schleuse mit einem typischen Frachtensegler dieser Zeit.
 
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Die Schiffe mussten 6 Schleusen passieren. Links ist die Schleuse bei Königsförde in ihrem heutigen Zustand zu sehen. Im Stempel ist das Kanalpackhaus in Holtenau abgebildet.

Eine Fahrt durch den Kanal dauerte drei bis vier Tage.
Die berühmteste und gut dokumentierte Kanalfahrt unternahm 1881 der Abenteuer-Schriftsteller Jules Verne auf seiner Reise von Rotterdam nach Kopenhagen. Auf der Marke ist er mit Illustrationen zu seinem Roman "20.000 Meilen unter dem Meer" erkennbar.


Bismarck
Planungen zum Nord-Ostsee-Kanal:
  • 1863 Berechnung über Kosten, Nutzen und einer möglichen Streckenführung im dänischen Auftrag:
    "Durchstich einer Canalanlage durch Holstein von der Elbmündung ... bis zur Ostsee".
  • 1864 erteilte der preußische Kanzler von Bismarck den Auftrag, Ermittlungen über eine Verbindung zwischen Nord- und Ostsee anzustellen. Es sollten nicht nur Handelsschiffe, sondern auch Kriegsschiffe den Kanal passieren können. Der General von Moltke widersetzte sich.
  • 1873 das Kanalprojekt schien gescheitert.
  • 1878 der Hamburger Reeder Dahlström legte einen Plan vor, der ungefähr der heutigen Streckenführung von Brunsbüttel nach Kiel-Holtenau entsprach.
    Bismarck gelang es, Kaiser Wilhelm I. für den Kanalbau zu gewinnen.
  • 1886 der Reichstag billigt das Gesetz zum Bau des Nord-Ostsee-Kanals.


1887 begann der Bau.

Kaiser Wilhelm I. war bei der Grundsteinlegung am 3. Juni 1887 in Kiel Holtenau dabei.

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Der leitende Ingenieur beim Kanalbau war Otto Baensch.
Nach Planungsarbeiten und Landankäufen wurde im Sommer 1888 mit den Erdarbeiten begonnen.
Im Herbst 1890 begann man mit dem Bau der Schleusen und im Frühjahr 1891 mit dem Brückenbau.
Über 8.000 Arbeiter waren am Kanal im Einsatz, sie wurden in Baracken untergebracht und versorgt.
In der ersten Ausbaustufe war der Kanal 67 m breit und 9 m tief.
Der Bau kostete 156 Millionen Goldmark, er überschritt nicht die veranschlagten Kosten!
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Am 21. Juni 1895 konnte Kaiser Wilhelm II. den Kanal eröffnen. Er bekam den Namen Kaiser-Wilhelm-Kanal, nach dem Großvater von Kaiser Wilhelm II.
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Kaiser Wilhelm II. war an Bord seiner Yacht "Hohenzollern".
Die "Hohenzollern" durchschnitt im Brunsbütteler Binnenhafen eine schwarz-weiß-rote Trosse als Symbol der Eröffnung des Kanals.
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Zur Eröffnung fand eine Geschwaderfahrt von Brunsbüttel nach Kiel-Holtenau statt. Erstes Schiff war die "Hohenzollern", an dritter Stelle der Schnelldampfer "Kaiser Wilhelm II" (Marke links) und ziemlich weit hinten das rumänische Schulschiff "Mircea" (Marke rechts).
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Diese Ansichtskarte zeigt den Holtenauer Festplatz. Hier fand die Grundsteinlegung für das Standbild von Kaiser Wilhelm I. und die Kanaltaufe auf den Namen "Kaiser-Wilhelm-Kanal" statt.


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Auf dem obigen Bild sind die drei Kaiser zu sehen, die während des Kanalbaues Deutschland regierten. Es sind Wilhelm I., Friedrich III und Wilhelm II.
Ihnen zu Ehren wurde im Leuchtturm Holtenau die Drei-Kaiser-Halle eingerichtet.
Im Jahre 1888 starb Wilhelm I., der kranke Friedrich III folgte ihm auf den Thron. Doch er erlag noch im gleichen Jahr einem Krebsleiden. In der Erbfolge war dann Wilhelm II. dran. Die Historiker sprechen vom Dreikaiserjahr.


Einige Daten zum Nord-Ostsee-Kanal:
  • Erbaut 1887 - 1895
  • Ausgebaut: 1. Ausbau 1907-1914
    2. Ausbau seit 1965
  • Länge 98,26 km
  • Breite im Wasserspiegel 102,5 bis 162m
  • Breite in der Sohle 44 bis 90m
  • Wassertiefe 11m
  • Schleusen in Brunsbüttel und Kiel-Holtenau, haben je zwei kleine (alte) Schleusenkammern und zwei große (neue) Schleusenkammern.
  • 10 Brücken und ein Tunnel
  • Höhe der Brücken über Wasserlinie 42m
  • Für das Passieren von großen Schiffen hat der Kanal 12 Ausweichstellen.
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Zu den kleine Doppelschleusen:
  • Inbetriebnahme 1895
  • Nutzlänge 125 m
  • Nutzbreite 22 m
Zu den großen Doppelschleusen:
  • Inbetriebnahme 1914
  • Nutzlänge 310 m
  • Nutzbreite 42 m


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Acht Strassen und vier Eisenbahnstrecken überqueren den Nord-Ostsee-Kanal auf insgesamt 10 Brücken.
Auf der linken Marke ist die Rendsburger Eisenbahnhochbrücke zu sehen, unter der eine hängende Schwebefähre ihren Dienst verrichtet. Rechts ein Stempel mit der Autobahnbrücke bei Rade.


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Oben ein Freistempler zur alten Levensauer Hochbrücke. In dem Stempel links ist die alte Prinz-Heinrich Brücke und unten die Holtenauer Hochbrücken abgebildet.
Die Olympiabrücke Kiel-Holtenau wurde von 1969 bis 1972 gebaut und parallel daneben die Prinz-Heinrich-Brücke Kiel-Holtenau, 1992-1996.
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Zu den Brücken gibt es 13 Fahrzeugfähren, eine Personenfähre und seit 1961 bei Rendsburg einen Strassen- und Fussgängertunnel.


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1871 bei der Gründung des Deutschen Reiches wurde Kiel Reichskriegshafen. Deswegen sollte der Kanal auch für Kriegsschiffe passierbar sein.
Heute fahren Segelyachten, Kreuzfahrer, Kriegsschiffe und Handelsschiffe durch den Kanal. Bei den Handelsschiffen sind es die kleineren Kümos (links) und die Container-Feederschiffe (oben rechts). Aber auch kleinere Tanker und Bulkcarrier nutzen den Kanal.

Um die Kanalböschung zu schonen und Schiffe in den Kanalhäfen nicht zu gefährden liegt die Höchstgeschwindigkeit bei 15 km/h (8,1 kn). Bei Schiffen mit mehr als 8,5m Tiefgang bei 12 km/h (6,5 kn).
Eine Fahrt durch den Kanal dauert ca. 7 bis 9 Stunden. Die Fahrzeuge sind in Verkehrsgruppen eingeteilt.
    Maximale Schiffsabmessungen:
  • Länge 235 m
  • Breite 32,5 m
  • Tiefgang 9, m
  • Masthöhe über Wasserspiegel 40 m.
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Jedes Fahrzeug, das den Kanal passiert, wird einer von 6 verschiedenen Verkehrsgruppen zugeordnet.
Die kleinsten Fahrzeuge kommen in die Gruppe 1, die größten Schiffe bekommen die Gruppe 6.
Die Einteilung basiert auf Länge, Breite, Tiefgang und der Gefährlichkeit der Ladung des Schiffes.

Fahrzeuge der Verkehrsgruppe 1 dürfen den Kanal als sogenannte Freifahrer passieren. Das sind Segelyachten und kleine Motorboote. Alle großen Schiffe müssen einen Kanallotsen an Bord nehmen. Fahrzeuge der Verkehrsgruppen 2 und 3 können als Freifahrer passieren, wenn der Kapitän eine entsprechende Prüfung abgelegt hat.
Die Kanallotsen kommen in den Schleusen Holtenau bzw. Brunsbüttel an Bord und werden an der Station Rüsterbergen gewechselt.

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Um Havarien zu vermeiden besteht bei größeren Schiffen zur Lotsenpflicht auch eine Pflicht zur Annahme von Kanalsteurern. Das trifft auf Schiffe ab 100m zu. Angaben dazu sind in einer detaillierten Tabelle aufgeführt.


Der NOK ist die meistbefahrene künstliche Wasserstraße der Welt.
Seine Frachtmenge liegt jedoch deutlich unter der vom Panama- und Sueskanal.
Der Trend im Nord-Ostsee-Kanal geht zu weniger, aber größeren Schiffen.
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Kanal Länge in km max. Schiffstiefgang in mIn Betrieb Anzahl Schiffspassagen 2018 ohne Segel-Motorboote Gütertonnen in Mio, 2018
Nord-Ostsee-Kanal
98,6
9,5
1895
29.202
84,0
Panamakanal
81,6
15
1914
13.114
327
Sueskanal
193,3
20
1869
16.883
823


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Der Nord-Ostsee-Kanal ist heute im Jahr 2013 in einem relativ maroden Zustand. Bei der Instandhaltung von Schleusen und Brücken wurde jahrzehntelang nur notdürftig geflickt.
Die Begradigung von drei Kurven scheitert seit 12 Jahren an der aufgeblähten deutschen Bürokratie und Einspruchsmöglichkeiten betroffener Bürger.
Der schleppende Fortgang der Modernisierung des NOK hat zur Gründung des Vereins "Initiative Kiel-Canal e.V." in Kiel geführt. Die hierin zusammengeschlossenen Unternehmen der maritimen Wirtschaft und nautischen Institutionen bemängeln u.a., dass nach Ankündigungen seitens der Politik kaum Taten folgen, sie wollen auf diese Missstände aufmerksam machen.
In den letzten Jahren staute sich der Schiffsverkehr immer wieder wegen Reparaturarbeiten an Schleusentoren. 2013 war der Kanal mehrfach blockiert, die großen Schleusen in Brunsbüttel fielen aus, die Gewerkschaft streikte, der Querverkehr auf der Strasse stockte wegen Sanierungsarbeiten an der Rader Autobahnbrücke und dem Kanaltunnel.
Als Folge müssenn immer mehr Schiffe auf den Umweg um Skagen ausweichen.
Die Existenz des Kanals mit seiner maritimen Wirtschaft ist gefährdet.
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Quellen:

Friedrich Gloe, der Nord-Ostsee-Kanal, eine thematische Sammlung.

Wikipedia Internet Enzyklopädie.

Karl Gotsch, Brücken über den Nord-Ostseekanal
www.karl-gotsch.de/Album/NOK.htm

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